10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
der Angeklagte genug Ihrer Gedanken verstanden haben, um zu wissen, daß er ein Verbrechen begangen hatte, so war dann keine Gelegenheit, sich zu entschuldigen oder Ersatz zu leisten?«
Keine Antwort.
»Und, wie dem auch sei, waren Ihre Gedanken, als Sie wegliefen, feindlicher Natur?«
»Nun, ich beeilte mich nicht gerade, um ihm einen Blumenstrauß zur Begrüßung zu holen«, versicherte Lolordo.
Der Verteidiger wandte sich an die Richter. »Dieser Zeuge ist unverschämt. Ich kann ihn nicht weiter brauchen.«
Die Richter beratschlagten, und der Vorsitzende entschied dann kühl: »Der Zeuge muß sich innerhalb des Gerichtsgebäudes zur Verfügung halten, bis der Fall entschieden ist.«
Lolordo ging empört davon.
»Vierter Zeuge!«
Der Zeugenstand wurde von einem Mann mittleren Alters eingenommen, der irgendwie den Film-Vorstellungen eines Bankpräsidenten oder berühmten Chirurgen entsprach.
»Name?«
»Winthrop Allain.«
»Sie sind Professor der Zoologie, nicht wahr?« fragte der Staatsanwalt.
»Das stimmt.«
»Erkennen Sie dieses Geschöpf in der Anklagebank?«
»Natürlich, ich habe mit ihm wochenlang in enger Verbindung gestanden.«
Der Staatsanwalt machte eine ungeduldige Geste. »Unter welchen Umständen begegneten Sie ihm das erste Mal?«
Eine Antwort darauf war wirklich überflüssig. Die ganze Welt kannte diese Umstände, man hatte es oft und oft mit vielen phantastischen Ausschmückungen wiederholt.
Nichtsdestoweniger antwortete Allain: »Es erschien im Zoo etwa zwei Stunden, nachdem er geschlossen worden war. Wie es hineinkam, das weiß ich nicht.«
»Es schnüffelte herum, begutachtete alles, was zu sehen war, und merkte es sich?«
Zögernd: »Nun ja …«
»Schaute es sich um, ja oder nein?«
»Natürlich sah es einen Großteil des Zoos, bevor es die Wächter entdeckten, aber …«
»Bitte beschränken Sie sich auf kurze Antworten, Professor Allain«, sagte der Staatsanwalt steif. »Fahren wir fort: infolge des großen Aufsehens, das dieses fremdländische Objekt bei seiner Ankunft erregte, und der darauffolgenden Taten, hatten die Wärter keine Schwierigkeit, es zu erkennen?«
»Nicht die geringste. Sie meldeten es mir sofort.«
»Was unternahmen Sie dann?«
»Ich nahm mich der Sache persönlich an. Ich bereitete ihm ein warmes und komfortables Quartier in einem leerstehenden Abteil des Reptilien-Hauses.«
Das versammelte Gericht blickte respektvoll auf den Experten, der eine solche Angelegenheit mit einer derartigen Lässigkeit und Selbstverständlichkeit behandelte.
»Wie gelang Ihnen das, ohne gelähmt oder aufgelöst zu werden, oder ein anderes unnatürliches Schicksal zu erleiden?«
Die Stimme des Staatsanwalts klang säuerlich.
»Sprachen Sie ihm huldvollst ein herzliches Willkommen aus?«
Der Zeuge, trocken:
»Genau so!«
»Humor zu seiner Zeit und an seinem Ort, Professor«, rügte der Staatsanwalt sanft. »Das Gericht versteht, daß Sie dieses gespensterhafte Wesen als Reptil einreihten und daß es Ihnen gelang, es an den richtigen Ort zu bringen.«
»Unsinn. Das Abteil im Reptilien-Haus war verfügbar, passend und annehmbar. Der Angeklagte kann nirgends eingereiht werden.«
Der Staatsanwalt tat diese Bemerkung mit einem verächtlichen Achselzucken ab und fuhr fort:
»Wollen Sie dem Gericht nicht verraten, wie es Ihnen gelang, diese Kreatur zu fangen?«
»Ich fing das Wesen nicht. Ich wußte, daß es vernünftig war, und behandelte es danach.«
»Wenn wir uns auf die Aussagen der anderen Zeugen verlassen können«, sagte der Staatsanwalt schroff, »hatten Sie Glück, daß die Sache so gut abgegangen ist. Warum erlaubte
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