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1:0 Tüftelzapf

1:0 Tüftelzapf

Titel: 1:0 Tüftelzapf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Hölle
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Luft, schlug mit dem Schwanz; ihr Fell sträubte sich, dann knickte sie ein und fiel um wie ein nasser Sack. — Das Käsegas war schuld! Erleichtert atmete Tüftelzapf auf. Blitzschnell machte er kehrt, sauste mit fliegenden Beinen an zwei verdutzten Wachtmäusen vorbei, jagte keuchend über die Regenwurmstiege, bog in den Maikäferpark ein, um den Kaulquappenteich herum und wandte sich in Richtung Bogumilsplatz. Dort hatte sich eine Menge von ratlosen Krümelmäusen versammelt — aufgescheucht durch die reichlich übertriebene Siegesmeldung, die Radio Käseland verbreitete. Die Sorge um den Käse wuchs von Stunde zu Stunde.
    Am Fuß des Denkmals Bogumils des Ersten hielt Kunibal, die oberste Krümelmaus, eine flammende Rede und versuchte mit Donnerstimme, die Miesmäuse anzustacheln. Wortfetzen drangen an Tüftelzapfs Ohr —
    „... Stinkbomben... gegen das Gesetz! — Verteidigung... jeden Käsekrümel... bis zur letzten Maus!“
    Da drängelte sich Tüftelzapf durch die Menge, sprang mit einem Satz auf die staubbedeckte Schulter von Bogumil dem Ersten, riß sich die Hemdzipfelbinde von der Schnauze und jubelte: „Sieg! Sieg! Sieg!“
    Lähmende Stille lag über der Versammlung. Entrüstet wendete sich Kunibal um und starrte zu dem Schreihals hinauf — strafend und fragend zugleich.
    Aber Tüftelzapf, die Teufelsmaus, sprang noch eine Stufe höher, auf den Kopf des steinernen Bogumil, und verkündete von dort triumphierend:
    „Krümelbrüder, wir haben gesiegt! Die Käsemäuse sind in die Flucht geschlagen! — Die Katze ist ohnmächtig! — Wir haben die Katze!“

    Ein Murmeln und Tuscheln ging durch die Reihen. — Was war mit Tüftelzapf los? — Es muß ihn erwischt haben — womöglich am Kopf! — Der hatte schon immer so sonderbare Einfälle!
    „Seid ihr denn schwerhörig? — Glaubt ihr mir nicht?“ wetterte Tüftelzapf von seinem hohen Podest herunter. „Das schwarze Biest liegt vor unserer Haustür! Geht doch hinauf — es beißt euch nicht mehr! — Das Gas hat die Katze erwischt! Wir müssen sie binden, macht schnell! — Wenn wir die Katze haben, sind wir unbesiegbar!“
    Das war ein Wort! Bewegung kam in die Versammlung. Schlappohren reckten sich in die Höhe, Ringelschwänze wedelten zuversichtlich, Barthaare zitterten aufgeregt.
    Nun begann ein Geschiebe und Gedränge. — Jeder wollte die Katze sehen. Aber es wäre allen schlecht ergangen, wenn ihnen Tüftelzapf nicht nachgerufen hätte: „Bindet euch gefälligst Taschentücher um die Riecher, sonst könnt ihr euch da draußen gleich zu den andern legen! — Oder wenigstens einen Hemdzipfel...!“ lenkte er ein.
    Käse ist gut, aber Katze ist besser!“ rief Schlurf, der seinen linken Strumpf über die Schnauze gezogen hatte.
    Vor der Krümelburg lag die Katze — starr und steif. Taschenlampen blinkten auf. Lichtstrahlen huschten über ihr schwarzes Fell.
    Briefträger Kuvertl, die Schnüffelmaus, schnupperte durch die Gegend. Nach einer Weile streifte er das karierte Taschentuch von der Schnauze und empfahl den andern: „Ihr könnt die Masken abnehmen — das Käsegas hat sich verflogen!“
    Ein Aufatmen lief durch die Reihen der Krümelmäuse. Gierig schnappten sie nach Luft und wischten sich die Schweißperlen aus den Schnurrbarthaaren. Wachtmäuse, die noch vor wenigen Minuten im Käserausch vor sich hingedöst hatten, rappelten sich auf und blickten verwundert in die Runde.
    „Jetzt aber dalli!“ warnte Tüftelzapf. „Wir müssen die Katze binden, bevor sie aufwacht!“ Sie taten es hastig und mit zitternden Pfoten.

    „Was machen wir nun mit dem Biest?“ wollte einer wissen. „Ja, was soll mit ihr geschehen?“ grübelte Kunibal und kraulte sich hinter den Ohren. „Die Gerechtigkeitsmaus muß es wissen!“
    Severin Sanftel zupfte nervös an seiner Krawatte. „Wie soll ich das wissen! — Es gibt keinen Paragraphen für Katzen in unseren Gesetzbüchern. — Und dann kommt es ganz darauf an, wieviel Krümelmäuse sie auf dem Gewissen hat!“
    „Wir müssen mit ihr reden!“ schlug Tüftelzapf vor.
    „Hahaha, hört euch das an! Unser Oberschlaumeier wäre die erste Maus, die mit einer Katze gesprochen hätte!“ rief einer. „Ich natürlich nicht!“ verteidigte sich Tüftelzapf. „Aber ein anderer hat es schon...! Professor Gripshörndel von der Universität!“
    „Ja, natürlich, Professor Gripshörndel — der alte Graubart!“
    „Ach der, von dem es heißt, daß er in seiner Jugend bei einem Kater als Haussklave

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