100 Clevere Tipps - Digitalfotografie
erreicht hat. Wenn der Ablauf nicht (wie z. B. bei einer Hochzeit in der Kirche) feststeht, können Sie nicht wissen, was als Nächstes kommt. Wenn Sie die Kinder im Sandkasten fotografieren, kann es sein, dass dieser aktuelle Moment die schönste Situation für ein Foto ist und im nächsten Augeblick alles vorbei ist, weil die Kinder sich dann streiten (übrigens auch ein interessantes Fotothema!). Andererseits kann sich die Situation noch verbessern, z. B. weil noch weitere Kinder dazukommen.
Wie sich solche Momente entwickeln, ist schwierig einzuschätzen, machen Sie deshalb in solchen dynamischen Situationen immer viele Bilder. So haben Sie die Möglichkeit, eine Situation zu verfolgen Auf die Art füllt sich zwar recht schnell die Speicherkarte, aber es wäre doch schade, den entscheidenden Moment zu verpassen.
Damit Sie in den Bildern nicht ertrinken, ist es aber wichtig, dass Sie möglichst bald (am Rechner) die Bilder durchgehen und die Spreu vom Weizen trennen. Zeitnah sollte es sein, weil Sie dann besser wissen, was Sie in der Situation gedacht und gefühlt haben, und so besser entscheiden können, welches der Bilder das richtige ist.
57. Fläche, Form und Umriss
Fast alle Objekte, die auf einem Bild erscheinen, haben einen Umriss. Dieser Umriss kann einfach oder kompliziert, technisch, geometrisch oder organisch sein. Er grenzt die Fläche eines Objekts von seinem Umfeld (oft der Hintergrund) ab. So bildet sich an der Form eine Art zweiter Umriss, die Negativform, die den Rest, das Nichtobjekt, den Hintergrund umfasst.
Aus dem Gegensatz oder der Ähnlichkeit von Umrissen in einem Bild können Sie z. B. Spannung erzeugen. Kombinieren Sie probehalber einmal einen Apfel (einfacher runder organischer Umriss) mit einem Messer (gerader, eher technisch geometrischer Umriss). Oder eine einfache Tulpenblüte mit einer Ziegelsteinmauer. Sie haben dann in dem Bild zugleich rund und gerade, Form (Volumen) und Fläche kombiniert.
58. Anordnung von Bildelementen
Das Foto hält immer nur einen räumlich und zeitlich begrenzten Ausschnitt der „Realität“ fest. Ein wichtiges gestalterisches Mittel ist es, sich diese Begrenztheit zunutze zu machen und die Objekte – mit Fläche, Umriss und Form – in Raum und Zeit anzuordnen bzw. sich anordnen zu lassen.
Sie können dabei Regie führen und aktiv in das Motiv eingreifen. Das geht bei Gruppenaufnahmen, die Sie arrangieren, genauso wie beim Aufbau des Porzellanservice, das sie für eine Auktion fotografieren wollen. Dieses Arrangieren und Regieführen kann eine ganz grundlegend gestalterische Tätigkeit des Fotografen sein.
Andere Fotografen gestalten, indem sie den idealen Standort und Ausschnitt suchen, um ein bereits vorhandenes Arrangement perfekt wiederzugeben. Dieses Arrangement kann wie eine Landschaft eher natürlichen Ursprungs sein oder wie eine Parkanlage oder eine Gebäudegruppe stark vom Menschen geplant. In jedem Fall ist es dabei wichtig, sich Zeit zu nehmen, um das verborgene Arrangement zu finden.
Man kann als Fotograf auch mit zeitlichen Arrangements arbeiten. Fotografen, die Menschen in ihrer Umwelt festhalten wollen, müssen auf den Höhepunkt einer Situation hinarbeiten. Dabei ist es egal, ob Sie „Streetphotography“ als Form der Fotokunst betreiben oder „nur“ die Kinder im Sandkasten fotografieren wollen.
In einem Moment, dem Höhepunkt, verdichtet sich das Geschehen, und die Dinge und Lebewesen nehmen den richtigen Platz im Raum ein. Diesen Moment zu erkennen ist schwierig, aber nicht unmöglich; man kann die nötige Erfahrung sammeln.
Jeder Fotograf, ob er aktiv arrangiert oder eher passiv auf Arrangements reagiert, muss die Vokabeln der Bildsprache(n) verstehen und anwenden können. Einige Wörter dieser Bildsprache sind Formen, Flächen, Linien, Kontraste und Farben. All das, was übrigbleibt, wenn Sie sich den eigentlichen Inhalt eines Bildes wegdenken.
Versuchen Sie einmal, ein Bild völlig unabhängig von seinem Inhalt zu sehen. Kneifen Sie die Augen etwas zusammen, drehen Sie es auf den Kopf, versuchen Sie, nur die grafischen Elemente zu erkennen. Köpfe oder Gesichter werden dann zu Ovalen,Bücher oder Häuser zu Quadern, Autos zu organischen Formen, Bäume zu Ovalen am Stab etc.
Alle diese Elemente haben Größe, Form, Farbe und Position innerhalb der Grenzen des Bildes. Und mit diesen Elementen können Sie bei der Bildgestaltung „spielen“. Sie können, wenn Sie das Bild komplett arrangieren, bestimmen, welches
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