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100 - Die gelbe Villa der Selbstmoerder

100 - Die gelbe Villa der Selbstmoerder

Titel: 100 - Die gelbe Villa der Selbstmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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anmerken. Fahren Sie morgen früh völlig normal ins Büro und unternehmen Sie nichts. Warten Sie auf meinen Anruf und meine Anweisungen. Haben Sie alles mitbekommen?“
    „Ja, natürlich.“
    „Schön. Bis morgen. Noch was: die Nachricht der Haushälterin – es ist besser, wenn Sie sich den Wortlaut einprägen und das Papier verbrennen.“
    „Aber es ist ein Beweisstück“, protestierte er.
    „Was wollen Sie damit beweisen? Nein, es ist zu gefährlich, es aufzubewahren. Vernichten Sie es! Tun Sie, was ich sage!“
    „Ja, ja, ich verbrenne es“, willigte er zögernd ein. Ohne Spott fügte er hinzu: „Was haben wir eigentlich wirklich zu befürchten, wenn wir morgen nacht nach Gehrdorf gehen?“
    „Ich weiß es nicht“, gestand ich ihm. „Ich halte lediglich mehr für möglich als Sie. Gute Nacht.“
    Ich hängte auf, ohne auf eine Antwort zu warten. Ich war nervös. Während des Gesprächs hatten meine Finger ruhelos mit meinem Schlüsselbund gespielt. Nun starrte ich darauf, und es erfüllte mich mit neuer Unruhe. Irgendwo lauerte Gefahr. Ich war selbst sensitiv genug, um weitaus mehr zu erahnen, als die meisten Menschen – nicht medial, aber oftmals spürte ich in Verbindung mit Gegenständen oder Personen eine bevorstehende Gefahr. Ich hatte sie nicht immer rechtzeitig erkannt, aber ich hatte mich noch nie geirrt.
    Eine Weile betrachtete ich die Schlüssel grübelnd. Die Empfindung verstärkte sich. Eine leichte Übelkeit überkam mich. Mein Kopf fühlte sich an, als preßte ihn etwas zusammen. Verwirrt schüttelte ich mich und riß meinen Blick los.
    Das war nicht nur eine Vorahnung. Das war ein handfester Angriff.
    Keuchend vor Anstrengung öffnete ich meine Finger und ließ den Schlüsselbund fallen.
    Der Bann wurde schwächer. Mit dem Fuß schob ich die Schlüssel unter einen Schrank. Zitternd sank ich in einen Stuhl.
    Es war für den Augenblick vorbei. Ich starrte unter den Schrank, aber die Schlüssel waren weit hinten. Dort lagen sie vorerst am besten. Ich hegte keinen Zweifel daran, daß die Schlüssel die Überträger der Kraft waren, die mich bedroht hatte. Sie kamen aus Gehrdorf, also war es jemand aus Gehrdorf, der mir an den Kragen wollte.
    Das hätte ich auch so erraten. Aber wer war es? Gaisser? Er hatte nicht sehr freundlich gewirkt, aber daß er mich aus dem Weg schaffen wollte, den Eindruck hatte ich allerdings nicht gehabt. Andererseits, wenn man in Gehrdorf bereits Lunte gerochen hatte, daß ich wiederzukommen gedachte…
    Oder wollte sich jemand mit mir in Verbindung setzen, jemand aus dem Haus der Bergen? Nein, ich hatte nie zuvor selbst Kontakt mit Verstorbenen gehabt. Nicht ohne Klara Millettis Beisein. Ihren medialen Fähigkeiten verdankte ich meine Erfahrung. Nein, es war auch so seltsam gewesen, so gewalttätig.
    Ich begann an den Absichten der Haushälterin zu zweifeln. Wenn sie mir die Schlüssel gar nicht geheim, sondern im Auftrag Gaissers, oder wer immer in Gehrdorf bestimmte, gab?
    Aber es ergab auch keinen Sinn. Wenn sie wollten, daß ich Gehrdorf fernblieb, dann war es verrückt, mir so etwas Verlockendes wie die Schlüssel in die Hand zu drücken. Und für ein Objekt, mit dem sie ihre dunklen Kräfte auf mich lenken konnten, hätte ein unauffälligerer Gegenstand auch gereicht.
    Die Haushälterin hatte vielleicht nicht so unrecht, wenn sie glaubte, die Gehrdorfer stünden mit dem Teufel im Bund. Man durfte es nicht wörtlich nehmen. Teufel und Teufelswerk waren zwei verschiedene Dinge.
    Ich glaube fest, daß es so etwas wie Schwarze Magie gab. Ein Übelwollen. Eine Kraft, die aus Haß und Gier und Neid und anderen Trieben geboren wurde und mit der man vernichten wollte. Nicht weit entfernt vom Amulettzauber eines Medizinmannes primitiver Stammeskulturen oder den Beschwörungen eines Voodoopriesters.
    Parapsychologie ist ein Sammelbegriff für viele Phänomene, denen der Makel dunkler Magie anhaftet.
    Ich weiß mehr, als die Parapsychologen, aber ich habe ebenso wenig Beweise wie sie. Ich habe nur Erfahrungen, aber ich kann sie nicht so mitteilen, daß sie verstanden und akzeptiert werden könnten. Ich weiß, daß es Kräfte gibt in jedem von uns, die nicht die unseren sind – Kräfte, die bis auf den Ursprung des Menschengeschlechts zurückreichen. Gefühle – sie sind die stärksten Kräfte in uns; stärker als der Geist. Unerfüllter Haß, unerfüllte Liebe, unerfüllte Gier. Sie können Körper und Geist verzehren. Diese vergeudeten Kräfte aller Zeiten und

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