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100 - Die gelbe Villa der Selbstmoerder

100 - Die gelbe Villa der Selbstmoerder

Titel: 100 - Die gelbe Villa der Selbstmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Ich bin sicher, daß man Ihre Nachforschungen nur duldet, weil diese Leute genau wissen, daß Sie die Wahrheit bis zuletzt bezweifeln werden. Aber Ihr Leben ist so wenig wert wie unseres, wenn die erfahren, daß Sie sich ernstlich für uns interessieren.“
    Er starrte mich an. Meine Worte mußten ihm wohl doch ein wenig an die Nieren gegangen sein. Seine Stimme klang schrill, als er entsprechende Anweisungen gab.
    „Wo ist Schwaber?“ fragte ich ihn, als wir allein waren.
    Er zögerte. Dann erklärte er: „Wir haben ihn nicht gefunden. Aber wir fanden auch keine Blutspuren. Die Chancen stehen dafür, daß er sich verdrückt hat. Aber das ist seine Sache. Er weiß, daß er allein für sich verantwortlich ist. Sein Chef will, daß er freie Hand hat, und ich kann es mir nicht leisten, mich mit dem Plangauer Blatt anzulegen. Ich hoffe nur, daß es nicht noch mehr Ärger gibt.“
    „Ich kann Ihnen sagen, es wird noch viel Ärger geben“, erwiderte ich grimmig. „Mit unseren Leichen, wenn Sie uns weiter hier einsperren und die Hände binden.“
    Er starrte mich an. Dann die anderen. Als er die gleiche Meinung in ihren Gesichtern las, schürzte er nachdenklich die Lippen.
    „Ich will ganz ehrlich sein“, gestand er, „was all diese Leute erzählt haben und in jedem Haus dasselbe, wollte mir nicht recht in den Kopf. Immer war von einer Art Erntebittmesse die Rede, die Sie durch Ihren Einbruch in das abgebrannte Haus gestört hätten. Aber wenn alles so harmlos war, wie kam es dazu, daß ein Haus abbrannte, ein Mann sich erhängte und auf einen anderen geschossen wurde?“
    „Und ein kleines Mädchen in wenigen Augenblicken um Jahre alterte!“ ergänzte ich und drehte ihm Julias Gesicht zu.
    Seine Zunge fuhr nervös über seine Lippen. „Und Sie haben Erklärungen dafür?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Aber Details, die Sie wissen sollten.“
    Das wir keine Erklärungen anzubieten hatten, erleichterte ihn sichtlich. Er mußte sich sehr verloren fühlen, und war froh, nicht allein zu sein.
    „Hat man Ihnen gesagt, warum wir in das Haus eindrangen?“ fragte ich ihn.
    „Nein. Das wollte man erst feststellen. Aber dann kamen wir dazwischen.“
    „Aha. Dann will ich es Ihnen sagen, und Sie können sich von der Wahrheit überzeugen. In diesem Haus starb vor zwei Jahren Anna Bergen, die Mutter dieses Mädchens.“ Ich deutete auf Julia. „Man fand sie erhängt. Einige Monate später der Vater der Kleinen. Ebenfalls erhängt. Vor einigen Tagen ihr Onkel, Paul Fehrer. Erraten Sie’s? Ebenfalls erhängt. Außerdem wußte ganz Gehrdorf, daß es in dem Haus spukte, wie Sie es nennen würden. Eine Erscheinung wurde mehrmals gesehen, auch wir sahen sie. Es war Anna Bergen. Aber man wollte uns nicht in das Haus lassen, um es zu untersuchen. Deshalb stahlen wir uns bei Nacht hinein. Und deshalb zündeten sie es an.“
    „Sie zündeten es absichtlich an?“ entfuhr es dem Oberinspektor.
    „Allerdings. Das wird Ihnen jeder von uns bestätigen. Danach oder besser, zuvor, töteten sie die Haushälterin der gelben Villa. Es war nur logisch. Denn sie war die letzte, die eine Menge wissen mußte über unerfreuliche Dinge, die vor zwei Jahren geschahen.“
    „Welche Dinge?“ unterbrach er mich unsicher.
    „Ich hatte noch keine Gelegenheit, es herauszufinden. Aber Julia sprach von einem Baby, das getötet wurde. Anna Bergens Baby. Vielleicht läßt sich das im Gemeindeamt überprüfen.“
    „Wie hieß diese Haushälterin?“ fragte er merklich interessiert.
    „Rosa Abbot.“
    „Und wie starb sie?“
    „So wie wir gestorben wären, wenn Sie nicht rechtzeitig gekommen wären. Da unten auf dem Altar, in diesen Käfigen.“
    „Sie waren dabei?“
    „Nein“, erklärte Ernst. „Leo Gaisser sagte es uns, als sie mich und das Mädchen gefangen nahmen. Und auch, daß uns das gleiche Schicksal bevorstünde.“
    Berger ballte die Fäuste und schüttelte den Kopf. „Man erklärte mir, die Sache mit den Käfigen sei eine symbolische Handlung, die an frühere Menschenopfer erinnere. Eine Zeremonie. Nicht daß ich Ihnen nun alles glaube. Aber ich werde der Sache auf den Grund gehen. Erzählen Sie mir nochmals Ihre Version.“
    Das tat ich. Von Gaissers Verletzung bis zum Tod des Mannes am Altar. Was ich verschwieg, war lediglich meine Erkenntnis, daß Anna Bergen in Klaras Körper den Mann in den Tod getrieben hatte. Überhaupt machte ich keine Andeutung, daß sich Anna Bergen in Klara manifestiert hatte.
    „Der Mann, der

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