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100 Dinge, die Sie einmal im Leben gegessen haben sollten

100 Dinge, die Sie einmal im Leben gegessen haben sollten

Titel: 100 Dinge, die Sie einmal im Leben gegessen haben sollten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Schoenberger , Joerg Zipprick
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mästete und dann in die ersten Häuser in Paris verkaufte, wo das Essen sehr in Mode war.
    In Italien und Deutschland ist ein großer Verbrauch dieser Amphibien zu verzeichnen … und die Engländer, die sich davor ekeln und deshalb wahrscheinlich vor 60 Jahren Karikaturen von Frösche verzehrenden Franzosen machten, sollten diese Passage aus der Geschichte der Insel Santo Domingo von einem Engländer namens Atwood lesen: ›Es gibt‹, sagte er, ›auf Martinique viele Kröten, die wir essen. Die Engländer und die Franzosen ziehen sie den Hühnern vor …‹«
    Dumas erklärte, dass Froschschenkelsuppe gern von Damen verzehrt wird, um den Teint frisch zu halten, und empfiehlt eine Zubereitung wie ein Hühnerfrikassee, womit wir wieder in der Nähe des Backhendls wären.
    Nach zartem Hühnchen schmeckt der Frosch im besten Fall. Oft wird es ein ganz zartes Hühnchen sein, ein Wundertier an der Grenze dessen, was unsere Papillen noch einordnen und wahrnehmen können. Denn viele Froschschenkel verfügen stets über das Aroma von Kräuterbutter oder Gewürzen, mit denen sie großzügig abgepudert wurden. Was auch kein Wunder ist, schließlich haben sie, bis sie auf unseren Tischen landen, heutzutage oft schon Hunderte von Kilometern zurückgelegt – wenn auch nicht auf den eigenen Froschbeinen. Die weitaus meisten Amphibientreter stammen aus Indien, Bangladesch und vor allem Indonesien. Sie reisen als Tiefkühlware um die Welt. Woher die im Einzelnen stammen, ob sie z. B. wild aufwachsen oder gezüchtet werden, scheint niemanden zu interessieren. Eine entsprechende Anfrage (»Interpellation«) der Schweizer Nationalrätin Maya Graf beantwortete der Bundesrat mit den Worten: »Ob und in welchem Ausmaß Frösche zur Lebensmittelgewinnung gezüchtet werden, ist nicht bekannt.« Angeblich handelt es sich um Fänge wild lebender Frösche.
    Gefangen werden Amphibien verschiedenster Größe. Einmal setzte man mir im Restaurant Froschschenkel vor, die waren etwa halb so groß wie Hühnerbeine und schmeckten nach Brackwasser. Kein tolles Esserlebnis.
    Kleinere Froschschenkel kann man einmal essen. Nur um zu wissen, dass der weitere Verzicht auf sie keine lebenslange kulinarische Selbstkasteiung bedeutet.

Fugu
    Die Vorstellung, dass in den Meerestiefen ein Fisch haust, der so giftig ist, dass er nicht ohne verheerende Folgen genießbar ist, die hat mir immer schon gefallen. Wie langweilig wirkt dagegen eine Regenbogenforelle! Andererseits passt es gut zu uns Menschen, dass uns die Existenz dieses gefährlichen Tieres nicht ruhen und nicht rasten lässt – bis wir eine Lösung für das Problem gefunden haben. Ein Fisch, der für seine Zubereitung ein eigenes Studium erforderlich macht, das dazu noch die Geschicklichkeit eines Nanochirurgen erfordert, der muss wahrhaft göttlich schmecken! Oder nach seinem Genuss ein solches Glücksgefühl über das eigene Überleben auslösen, dass kaum etwas anderes an diese Hormonausschüttung herankommt.
    Die Köche mit einer solchen Spezialausbildung erinnern mich an Jedi-Ritter und diejenigen, die sich diesem Nervenkitzel durch Verspeisen aussetzen, an Kriegsberichterstatter: Koch mir das Lied vom Tod. Oder ist das doch alles übertrieben?
    Grill mir den Fisch vom Tod! Oder zerschneide ihn mir. Fugu (Takifugu, meist der Unterart rutripes), der giftige Kugelfisch, wird in Japan gern als Sashimi serviert. Hauchdünn geschnittene Fischblättchen, die mal wie ein Kranich, mal wie eine Chrysantheme auf dem Teller angeordnet werden. Für uns Europäer schmeckt Fugu so fein und »delikat«, dass er fast schon unter die Rubrik »fad« fällt. Japaner jedoch mögen die Konsistenz seines eher harten rohen Fleisches – und alle lieben den Grusel des russischen Roulettes am Fischteller. Gegen Tetrodotoxin, das Nervengift des Fugu, existiert kein Gegenmittel. Es ist nicht nur 500mal giftiger als Zyankali, es soll auch 160 000mal anregender als Kokain sein. Die Zahlen schwanken je nach Quelle. Einige Fugu-Esser berichten, dass auch mikroskopisch kleine Mengen des Giftes, die sich in fachkundig ausgenommenen Fischen befinden, ihnen das Gefühl bescheren, »high« zu sein. Möglicherweise beruht dieser Glückszustand auch auf der Tatsache, dass man rein theoretisch tot sein könnte, aber immer noch unter den Lebenden weilt.
    Das Gift, das zu Atemstillstand führen kann, sitzt bei den meisten der gut 20 Fugu-Arten in den Eierstöcken der Weibchen und in der Leber. Je nach Sorte können auch Auge oder

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