100 Dinge, die Sie einmal im Leben gegessen haben sollten
Pfirsiche angeboten. Dabei sind sie so wild wie eine Hauskatze. Tatsächlich handelt es sich um eine alte chinesische Sorte namens Pentoo oder Pan tao. Andere Namen sind: »flacher Pfirsich«, »flacher Weinbergspfirsich«,«pêche de Chine«, »Untertassenpfirsich« und wahlweise »Saturns« oder »Saturnes«. Im Englischen heißt er wegen seiner Form auch »doughnut peach«. Populär wurde diese Pfirsichsorte erst in den 1990er Jahren. Das erste Mal sah ich sie in einem Straßenmarkt in Lyon, schließlich wachsen die flachen Pfirsiche jetzt auch an der Rhône. Diese kleinen Früchtchen haben weißes, höchst aromatisches Fleisch, haben ein wenig Honigsüße und schmecken nach mehr – nach mehr Pfirsich natürlich. Ich mag sie sehr, Weinberge haben diese Pfirsiche jedoch nie gesehen. Aber vielleicht ziehen sie ja um? Der flache Pfirsich könnte laut Meinung von Fachleuten der Gartenakademie Rheinland-Pfalz in Weinbergen überleben.
Die Sorte, die man umgangssprachlich als Weinbergpfirsich bezeichnet, hat jedoch die herkömmliche runde Form. Sie ist in der Regel rot bis tiefrot – auch im Fruchtfleisch. In der Schweiz jedoch wird unter demselben Namen eine weiße Variante angeboten. Der rote »Artgenosse« heißt dort »Cardinal«.
Auch in Sachen roter Weinbergpfirsich kennen die Mitarbeiter der Gartenakademie Rheinland-Pfalz sich aus: »Der ›Rote Weinbergpfirsich‹ ist eine wärmebedürftige Obstart. Ein Anbau ist deshalb in Weinbauklimaten möglich. In anderen Gegenden reift der spätreifende ›Rote Weinbergpfirsich‹ nicht aus, die Blüte erfriert wegen des frühen Blühzeitpunktes schon Mitte März durch Spätfröste. Am besten gedeiht der ›Rote Weinbergpfirsich‹ auf einem warmen, milden Lössboden oder humosen Sandboden mit hohem Nährstoffgehalt und genügend Feuchtigkeit im Untergrund.« Und weiter: »Der optimale Geschmack der Früchte ist abhängig vom Wasserangebot, eine gleichbleibende Feuchtigkeit bis kurz vor der Ernte ist anzustreben. Vor der Ernte sollten die Weinbergpfirsiche durchaus etwas ›hungern‹, zu viel Wasser zu diesem Zeitpunkt macht einen faden Geschmack.«
Entsprechend existiert in Rheinland-Pfalz nicht nur eine Gartenakademie, sondern im Moseltal auch der echte rote Weinbergpfirsich: Winzer und Inhaber von Brennereien wollten seit Mitte der 1990er Jahre aufgegebene Weinbergflächen an den Moselhängen bepflanzen. Im Rahmen des Erprobungsprojekts »Der Rote Weinbergpfirsich« wurden mit Unterstützung der Landesregierung von 1999 bis 2009 rund 5000 Pfirsichbäume gepflanzt. In Cochem gibt es seit 2006 sogar einen »Tag des roten Weinbergpfirsichs«! Es geschieht selten genug, dass Politiker sich für den Erhalt alter, traditioneller Früchte und Gemüse einsetzen, ohne sie auf Massenproduktion trimmen zu wollen. Dafür vielen Dank an Rheinland-Pfalz! Möge der Rote Weinbergpfirsich von der Mosel einmal so bekannt werden wie die »Wachauer Marille!«
Pflaumen aus Agen (Pruneaux d’Agen)
Es war für mich schon immer schwierig, Zwetschken und Pflaumen auseinanderzuhalten. Aber seit ich in Südfrankreich Pflaumen in Armagnac gegessen habe, weiß ich zumindest ganz sicher, wie beschwipste Pflaumen schmecken. Ob man so etwas auch mit einer ordinären Zwetschke machen könnte? Ich bezweifle es.
In unserem Garten gab es für mich tatsächlich Anlass zur Verwechslung in Sachen Steinobst: Da gab es Zwetschken (von denen es ja auch gelbe geben soll) und Ringlotten und kleine, gelbe, runde »Kriecherl«, von denen ich bis heute nicht weiß, ob sie eine eigenständige Sorte oder »nur« Mirabellen mit einem österreichischen Spitznamen sind. Sicher ist, dass das Aroma dieser verschiedenen Früchte inzwischen perfekt in Edelbrände eingeschlossen ist und schon allein beim Dranriechen recht nostalgische Gefühle auslösen kann.
Aus der Zwetschke, auch wenn ich sie gerade noch als ordinär bezeichnet habe, wird in Österreich das wunderbare Pflaumenmus gemacht, das man wegen seines ungezuckerten Fruchtgeschmacks für die berühmten Zwetschkenbovesen braucht: Zwei dünne Weißbrotscheiben werden innen mit Zwetschkenmus bestrichen, zu einem Sandwich zusammengeklappt, in einen Pfannkuchenteig getaucht und in Fett herausgebacken. Einfach himmlisch! Den böhmischen Köchinnen, die die Variante aus vermusten gedörrten Zwetschken, den Powidl, erfunden haben, gebührt noch heute ein Sonderapplaus.
Aber an die Pflaume aus Agen kommen alle genannten Früchte nicht heran. Ich kenne sie: Sie
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