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100 - Leichengeflüster

100 - Leichengeflüster

Titel: 100 - Leichengeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Erlebnis - das konnte und durfte doch einfach nicht wahr
sein? Die Tür zum Wachsfigurenkabinett des Alten stand weit offen. Um nach dort
zu kommen, mußten wir die Folterkammer passieren.
    Mein Herz
krampfte sich zusammen, und mein Magen drehte sich um, als ich sah, was dort
vorfiel. Die Folterkammer war voll von jungen Frauen in zerfetzten Kleidern,
blutig, verschrammt und verkratzt. Manche trugen nur noch Fetzen am Körper.
    Ihre
gellenden Stimmen hallten durch das düstere Gewölbe, in dem Fackeln und Kerzen
brannten. Und mitten unter ihnen - Patrick Dolan. Er saß auf einem Stuhl,
dessen Sitzfläche mit zahlreichen dicken Nägeln versehen war, in der Art eines
Yogi-Bettes.
    Patrick trug
kein Hemd mehr. Seine Daumen waren in Zwingen eingespannt, eine Lederpeitsche,
die mit stählernen Widerhaken versehen war, klatschte rhythmisch auf seinen
Körper. Patrick wand sich unter Schmerzen. Das Blut lief an seinem Armen
herunter, an seinen Hosenbeinen. Patrick Dolan schrie wie am Spieß. Seine
Stimme hallte schaurig durch das Gewölbe.
    »Loslassen!
Aufhören!« Ich boxte mich durch Körper, die wie eine lebende Mauer meinen
Freund umgaben. Aber es war schon zu spät. Ich weiß nicht, wieviel Zeit vergangen
war. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, ehe ich das letzte Weib auf die Seite
gestoßen hatte, den Stuhl erreichte, auf dem Patrick noch eben gesessen hatte.
Jetzt war er leer! Blutverschmiert - ich hob den Blick, als der Schatten mein
Gesicht streifte.
    Mir stockte
der Atem. Über mir, an einem großen Haken an der Decke, an einer Schlinge -
hing Patrick! Sein geschwollenes Gesicht war blau angelaufen, die Augen traten
aus den Höhlen ... man hatte ihn erhängt, nachdem man ihn schon vorher fast zu
Tode gefoltert hatte!
    Alles in mir
sträubte sich. Ich begriff die Welt nicht mehr. Krampfhaft versuchte ich,
aufzuwachen. Aber ich konnte nicht. Und dann rückten sie auf mich zu. Joan,
Sally - und die anderen. Ihre gierigen Hände streckten sich nach mir aus. Ich wich
zurück, wirbelte dann herum und raste wie ein Wahnsinniger, wie von Furien
gesetzt, die ausgetretenen, feuchten Stufen hinauf.
    Der Alte - wo
war der Alte!
    Ich hörte sie
schreiend hinter mir her- kommen, sie wollten auch mich.
    Gehetzt,
schwer atmend, mit schweißtriefendem Gesicht gelangte
    ich wieder im
Wohnzimmer an. Im Kamin, das Feuer erloschen. Es war kalt. Die Gläser auf dem
Tisch leer. Ich raste zur Tür. Raus hier! Nur dieser Gedanke noch erfüllte
mich.
    Von der Seite
her tauchte eine Gestalt auf. Ein Mann. Der Alte. Für den Bruchteil eines
Moments trafen sich unsere Blicke.
    Der Alte
verzog sein Gesicht zu einem Grinsen. Sein teuflisches Lachen erfüllte den Raum
und mischte sich unter das Schreien und Geifern der Weiber, die dem Schlund der
Hölle entronnen zu sein schienen.
    Ich warf mich
auf die Tür zu, riß sie auf und fegte durch den handtuchschmalen Flur. An der
Tür, wie aus dem Boden gewachsen, stand der Alte noch mal neben mir.
    »Er war ein
Dolan - er hat seine Strafe verdient. Damit ist der Stammbaum der Dolans
ausgerottet...« Ein böses Lachen begleitete seine Worte. Dann wandte er sich
um, und erst jetzt sah ich, daß er an mir vorüberging, daß er irgendwie
verändert war.
    Seine Beine!
    Ein
menschlicher Fuß - Pferdefuß. Der Gestank von Schwefel und ätzender Säure
entströmte seinem Körper.
    Ich war dem
leibhaftigen Satan begegnet!
     
    ●
     
    Am nächsten
Morgen fand man mich. Völlig erschöpft und unter den Nachwirkungen eines
Schocks. Ein Bauer rief die Polizei an. Dort machte ich meine erste Aussage.
Ich sehe noch heute die ratlosen, grinsenden Gesichter vor mir.
    Dann
schalteten sich Scotland Yard und der Staatsanwalt ein, als man Patrick Dolan
zu suchen begann. Man fand auf dem schmalen Pfad im Moor nur das Auto und meine
Fußspuren. Keine Spuren von dem Haus, das ich immer und immer wieder erwähnte.
     
    ●
     
    Die gleiche
Geschichte von Patrick Dolan und seiner fantastischen Idee erzählte ich dem
Richter.
    Ein
psychiatrischer Gutachter wurde während des Prozesses hinzugezogen. Ihm
verdankte ich, daß man mich nicht einen Kopf kürzer machte. Aber dafür kam die
Einweisung in die Anstalt.
    Die
Indizienkette des Staatsanwaltes war nicht zu durchbrechen. Ich war mit Patrick
Dolan befreundet. Er war reich - ich arm. Vielleicht hatte ich Schulden bei
ihm. Und dann wollte Patrick, mein guter Freund Patrick, dieses Geld wieder
zurückhaben. Ich überredete Dolan zu einer Fahrt ins Moor. Dort brache ich ihn
um.

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