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100 - Leichengeflüster

100 - Leichengeflüster

Titel: 100 - Leichengeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Shanon weiß etwas, Brüderchen. Er ist vor uns entweder
geflohen - oder er wurde entführt. Im letzteren Fall hoffe ich nur, daß wir ihn
noch mal lebend Wiedersehen. Das wäre in seinem wie in unserem Sinne ...«
     
    ●
     
    Auch der
nachfolgende Tag verging wie im Flug.
    Zwei Drittel
dieses Tages verbrachten sie in dem alten Holzhaus im Wald. Sie räumten den
Kellereingang frei. Dieser bestand aus einer vernagelten Platte im Dielenboden
und war mit einem muffig riechenden und verdreckten Teppichboden zugedeckt.
    In den Kellerräumen
fanden sie einiges, das ihnen Hinweise auf das Wesen und Leben des ehemaligen
Bewohners dieser Hütte gab.
    Wie oben in
der Wohnung noch zentnerweise Zeitungsstöße lagen, so waren in den feuchten,
kalten und mit groben Steinquadern errichteten Kellerräumen hunderte von
Büchern aufbewahrt.
    Ein Teil davon
war handgebunden und vor allem auch handgeschrieben.
    Es handelte
sich um Tagebücher Ted Bowens!
    Die Hütte hier
war offensichtlich ohne Genehmigung von Bowen seinerzeit selbst erbaut worden.
Nach seinem Tod kümmerte sich niemand um die persönliche Habe, die äußerst
dürftig gewesen sein mußte und durch die gelegentliche Anwesenheit von
Jugendlichen, die hier Unterschlupf suchten, während der vergangenen fünf Jahre
mit Sicherheit weiter zusammenschrumpfte. Einiges war noch weggeschleppt
worden. Daß die Hütte einen Keller hatte, schien jedoch noch niemand bemerkt zu
haben.
    Die Unordnung
rührte zum Teil von Bowen selbst her, und natürlich von den Mäusen und Ratten,
die einen Teil dieser ungewöhnlich verrotteten Bibliothek schon angefressen
hatten.
    Larry und
Iwan zeigten sich in erster Linie an den Tagebüchern interessiert.
    Darin stand
einiges, das ihnen weiterhalf.
    Bowen
beklagte ganz zu Anfang seine Einsamkeit. Er war mit niemand befreundet, war
eigensinnig und konnte sich nicht anpassen. Als Junge schon hatte er stets
abseits gestanden. Er zog sich immer mehr zurück, hatte beruflich Pech und
begann, die Menschen zu hassen. Dann entdeckte er eines Tages seine Zuneigung
für geheime Sekten und für Schriften über solche Gruppen. Er schloß sich
Spiritisten und Sektierern an, wurde aber auch dort nicht heimisch. Das
Halbwissen, das er zu diesem Zeitpunkt besaß, war eine gefährliche Brutstätte
für weitere schlimmere Gedanken. Bowen fing selbst mit okkulten Praktiken an,
zelebrierte
    Schwarze
Messen und entdeckte eines Tages bei seinen »Studien« einen Hinweis auf das sogenannte
»Buch der Totenpriester«. Ob es noch ein Original- Exemplar gab, wußte bis zur
Stunde noch kein Mensch. Mit Sicherheit jedoch kursierten Abschriften davon in
verschiedenen Ländern und Sprachen. Nicht alle Kopien waren echt. Bei manchen
war etwas hinzugefügt, bei anderen wieder fehlte einiges. Aber Bowen schien an
einen Text geraten zu sein, der ihm ein Tor in eine Welt aufstieß, die Menschen
besser verschlossen sein sollte. Die Welt der Magie, der Finsternis und der
Dämonen. Denn wer immer sich damit beschäftigte, war verloren
...
    Bowen
verschrieb sein Leben, sich selbst mit Haut und Haaren einer schrecklichen
Idee. Irgendwo hatte er gelesen, daß Rha- Ta-N’my anzurufen und zu diesen Macht
und Einfluß versprach. Er wollte auf diese Weise reich und mächtig werden. Aber
etwas ging schief. Er mußte sich erst dazu entscheiden, zu sterben.
    Dies alles
wurde eingehend geschildert. Larry las die Schlußzeilen des letzten   Tagebuches, das vor fünf Jahren geschrieben
wurde, seinem Freund Iwan vor.
    »Heute nacht
muß es geschehen. Wenn ich es nicht tue, gibt es erst wieder in sechs Jahren
die nächste Möglichkeit. Solange aber möchte ich nicht warten.
    Ich bin
sicher: ich werde mich selbst töten und meine letzten Gedanken werden
Rha-Ta-N’my und meine Wiederkunft sein. Ich muß durch den Tod, um ewiges Leben
von der Dämonin zu erhalten, die es weiterzugeben vermag.
    Meine
Grabplatte habe ich bestellt und mit der Flüssigkeit bestrichen, die ich letzte
Nacht in einem Gefäß fand. Sie kam aus dem Nichts zu mir. Sie riecht
widerwärtig. Aber das muß wohl so sein. Ich werde meinem Leben auf dem kleinen
Friedhof von Tiverton, auf dem nur noch wenige Menschen beigesetzt werden, ein
Ende bereiten.
    Ich muß mir
selbst die Kehle durchschneiden. Dieses Bild hat Rha-Ta- N’my mir in drei
aufeinanderfolgenden Nächten im Traum gezeigt.
    Dort, wo mein
Leben ein Ende findet, werde ich zur letzten Ruhe bestattet werden. Drei
Leichen, die in den kommenden fünf Jahren in meiner

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