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100 - Leichengeflüster

100 - Leichengeflüster

Titel: 100 - Leichengeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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dieser Bude .« Er winkte ab. »Sie
soll einem gewissen Jonathan Dolan gehört haben. Zu jener finsteren Zeit, wo
noch Hexenverfolgungen an der Tagesordnung waren, zog er sich nach getaner
Arbeit hierher zurück. Gelegentlich nahm er sich auch eine der Hexen mit ins
Bett, und wenn ihm die Nacht gefiel, dann durfte das arme Mädchen damit
rechnen, daß es vielleicht einen Tag länger leben konnte...«
    »Sie wissen
sehr viel - über den ehemaligen Besitzer dieses Hauses ?« fragte Patrick Dolan fast andächtig. Der Alte nickte, griff mit leicht
zitternden Fingern nach seinem Punschglas. »Ich habe der Erforschung gerade
dieser historischen Dinge einen sehr breiten Raum in meinem Leben eingeräumt.
Ich kenne jeden Winkel dieses Hauses, seine Geheimnisse. Ich habe Funde
gemacht... Es gab - eine Folterkammer hier. Hinter einer geheimen Kellertür.«
    »Kann ich sie
sehen ?«
    Ich riß mich
zusammen, scheuchte die Müdigkeit aus den Gliedern, erhob mich. Das wollte ich
mir unter keinen Umständen entgehen lassen. Dieser Abend nahm eine Entwicklung,
die ich nicht für möglich gehalten hätte. Patrick Dolan und seine verrückten
Ideen!
    Wir gingen in
den Keller. Die Geheimtür unterschied sich kaum von der groben, feuchten Mauer.
Der Alte trug eine Petroleumlampe. Hier unten gab es kein elektrisches Licht.
    Die Tür
bewegte sich knirschend. »Sie läßt sich nur halb öffnen ...« Einer nach dem
anderen drängte sich durch den schmalen Spalt. »Bauch einziehen«, bemerkte
Patrick Dolan noch, der dem Alten, der uns voranging, folgte.
    Ich bildete
den Abschluß.
    Die
Folterkammer wäre das Prunkstück jedes Museums gewesen. Es gab eine Streckbank,
Daumenzwingen, eine Eiserne Jungfrau, ein äußerst seltenes Exemplar.
Marterinstrumente, verrostet, hingen an der Wand. Der Alte hatte das Gebiet wirklich
eingehend studiert, denn er wußte zu jedem Instrument genau anzugeben, wie und
wann es gebraucht worden war. Es gab noch eine Vorrichtung, mit der man die
Zunge des Opfers herausgerissen hatte. In der Nische ein alter, wackliger
Stuhl. In Kopfnähe etwa ein großer, fleckiger Behälter, in dem sich ein dünnes,
verstopftes Spundloch befand.
    »Hier - eine
Art Wahnsinnsmaschine, teuflisch«, bemerkte der Alte. »Wer hier draufgesetzt
wurde, dem war zuvor das Haupthaar abgeschoren worden. Auf den blanken Schädel
tropfte dann in regelmäßigen Abständen eiskaltes Wasser. Am Anfang macht das
dem Betroffenen wenig aus, dann aber schien der Druck immer stärker zu werden,
bis er zu guter Letzt das Gefühl hatte, ein zentnerschwerer Hammer würde auf
seinen Schädel herabsausen. Wahnsinn war das Ergebnis ...«
    Er führte uns
weiter. Wir gelangten an eine schmale Holztür. Der Alte wandte sich um und
leuchtete seine beiden nächtlichen Besucher mit der Laterne an. »Hier, in der
folgenden Kammer - das ist eine Art Hobbyraum - habe ich eine besondere
Sammlung untergebracht. Ich habe mich gerade mit Jonathan Peter Dolans Leben
eingehend befaßt. Jedes nur erdenkliche Buch habe ich gelesen, bin auf Hinweise
und Augenzeugenberichte gestoßen. Ich habe eine Liste der Mädchen - der Hexen -
zusammengestellt, die er hinrichtete oder für deren Tod er mittelbar
verantwortlich zu machen war .«
    Patrick Dolan
wischte sich über das heiße Gesicht. »Wenn der Name Dolan fällt, dann habe ich
immer das Gefühl, als sei ich damit gemeint .«
    »Sie sind ein
Nachkomme des Hexenjägers. Und in gewissem Sinn ...«
    Ich sah es in
den Augen des Alten aufblitzen.
    »Ich glaube,
wir steigern uns in eine Stimmung, die gar nicht vorhanden ist. Der Punsch mag
mit dazu beitragen ... Man kann ihn doch nicht für die Taten eines Mannes
verantwortlich machen, der vor vierhundert Jahren gelebt hat .«
    »Das wollte
ich damit auch nicht gesagt haben«, entgegnete der Alte.
    »Es hat sich
aber so angehört .« Ich wußte selbst nicht, was mich
mit einem Mal in eine derart gereizte Stimmung versetzte. Aber ich konnte meine
Zunge nicht im Zaum halten. Vielleicht wäre es zu einem Streit gekommen, wenn
der Alte sich nicht der Tür zugewandt hätte. So genau vermag ich heute die
Stimmungen und Gefühle, die mich damals beherrschten, nicht mehr zu beschreiben
und zu analysieren.
    »Wir werfen
noch einen Blick in die Puppenkammer. Dann gehen wir wieder rauf .« Mit diesen Worten schloß er die Tür auf.
    Im Schein der
Petroleumlampe hatte man das Gefühl, dem Wachsfigurenkabinett der Madame
Tussaud einen Besuch abzustatten.
    Puppen, hatte
der Alte gesagt. Aber es

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