Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
100 Prozent Anders

100 Prozent Anders

Titel: 100 Prozent Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Anders
Vom Netzwerk:
immer wieder darauf angesprochen. Dabei war das von uns nur als Gag gedacht, um Dieter zu ärgern. Zu der Kette inspiriert hatte uns ursprünglich Udo Lindenberg, der damals mit seinem überdimensionalen Gürtel Furore machte. Der Gürtel war aus schwarzem Leder, auf der Schnalle stand in großen silbernen Buchstaben: „PANIK“. Nora und ich überlegten uns, einen NORA-Gürtel zu entwerfen. Doch als wir bei Freunden in Südfrankreich zu Besuch waren und gemeinsam am Pool lagen, meinte mein Kumpel: „Gürtel ist doof. Du musst dir eine Kette machen lassen, auf der Nora steht.“ Die Idee fanden wir witzig. Wir riefen unseren Lieblings-Juwelier in Koblenz an und gaben ihm den Auftrag, eine solche Kette zu entwerfen. Er war sofort Feuer und Flamme, meinte aber, dass es nicht so eine kleine, goldene Mädchenkette, sondern ein richtiger Hingucker sein müsse. So wurde es gemacht.
    Modern Talking hatte dann einen Auftritt in der Sendung „Auf los geht’s los“ mit Joachim Fuchsberger. Nie hätten wir damit gerechnet, dass diese Goldkette (Wert rund 5 000 Mark) medial dermaßen einschlagen würde. Fortan war das gute Stück in jedem Zeitungsartikel über mich oder Modern Talking eines der Hauptthemen. Jeder Journalist versuchte, eine Geschichte in die Kette hineinzuinterpretieren. Am häufigsten tauchte die Variante auf, dass Nora darauf bestanden habe und sie mich so an die Kette gelegt hätte … Wir haben uns kaputtgelacht. Denn es war überhaupt nicht unsere Absicht, mit der Kette Schlagzeilen zu machen. Ich trug das gute Stück bis 1990. Seitdem liegt sie in meinem Banksafe. Dieter glaubte wohl, Nora manipuliere mich mit Blick auf ihn und die Plattenfirma. Der Plattenfirma war es egal, solange ich meine Promotion machte. Dieter wollte aber mehr, so mein Eindruck. Er wollte über mich bestimmen. Und vielleicht wollte er, dass ich ihm grenzenlose Bewunderung entgegenbrachte. Doch das habe ich nie getan.
    Sorry, Dieter, ob damals mit oder heute ohne Nora – du bist sehr weit von einem Menschen entfernt, den ich je bewundert habe oder je bewundern werde!
    ***
    Bei Plattenfirmen ist es üblich, dass die Tantiemen halbjährlich ausgezahlt werden. Unser „Zahltag“ ist immer im März und im Oktober eines Jahres. Man muss sich das so vorstellen, dass eine Single, die im Februar in Portugal verkauft wird, zum 30. Juni bei der deutschen Plattenfirma abgerechnet wird, diese wiederum mit mir zum 31. Dezember abrechnet und zum März des kommenden Jahres das Geld überweist. Bitte jetzt nicht nach der Logik fragen, es ist einfach so!
    Ich erwartete nun also meinen großen Scheck im März 1986.
    Er lag in der Post, und ich öffnete ihn mit schweißnassen Händen. Klar, hatte ich in der Zwischenzeit Geld verdient. Aber die Millionen von Platten, die im Ausland in den vergangenen neun Monaten verkauft worden waren, die mussten doch jetzt endlich Früchte tragen.
    Ich öffnete den Brief meiner Plattenfirma, entnahm den Scheck und schluckte: 250 000 Mark.
    Viele von Ihnen kennen sicher den Weihnachtsfilm „Schöne Bescherung“ mit Chevy Chase, der auf seine Gratifikation wartet und stattdessen eine Clubmitgliedschaft erhält. So ähnlich erging es mir, als ich den Scheck in Händen hielt. Das konnte doch nicht wahr sein! Ich reiste seit 14 Monaten durch ganz Europa, stand jede Sekunde unter Beobachtung, ließ mich permanent ablichten, kämpfte mit einem Egomanen und einer eifersüchtigen Ehefrau und bekam dafür gerade mal 250 000 Mark überwiesen! Ich musste mich setzen.
    Okay, für die eifersüchtige Ehefrau konnte die Plattenfirma nichts. Aber ich rief trotzdem beim Buchhalter an und erzählte ihm von meinem Frust. „Herr Anders, nein, nein, um Gottes Willen, da ist noch so viel Geld in der Pipeline. Das muss alles erst mal verrechnet und abgerechnet werden. Machen Sie sich keine Gedanken“, waren seine Worte.
    Aber ich machte mir Gedanken. Und wie! Ich war frustriert und wollte eine Veränderung.
    Abends saß ich mit Nora zusammen, und wir überlegten, was ich tun könnte. Wir fragten uns, ob eine Trennung von Modern Talking zum jetzigen Zeitpunkt vielleicht falsch wäre oder doch eher clever? Welche Alternative hatte ich? Welcher neue Produzent würde mit mir zusammenarbeiten, wenn ich mich von Dieter trennen würde?
    Wir dachten nach, und ich erzählte Nora, dass ich schon immer mal mit Jack White zusammenarbeiten wollte. Nora fand die Idee klasse und sagte: „Lass mich morgen mal machen.“
    Am nächsten Vormittag

Weitere Kostenlose Bücher