100 Prozent Anders
werden.
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Denke ich an die Zeit mit Dieter Bohlen zurück, dann fallen mir immer wieder kleine Episoden ein. Zum Beispiel diese hier: Dieter und ich waren mal wieder in der vorbereitenden Werbephase für eines unserer Alben. Wir trafen uns in Köln, wo wir bei einem großen Privatsender ein gemeinsames Interview aufzeichnen sollten. Die Journalistin stellte uns die üblichen Fragen: Gab es etwas Besonderes beim neuen Album? Wie kam es zum Titel des Albums? Wie wird das Video dazu aussehen? Wann geht ihr auf Tour? und so weiter.
Ich war mit meinem Fahrer aus Koblenz gekommen und traf Dieter im Empfangsbereich des Fernsehsenders. Oh je, ich sah es schon von weitem, Dieter hatte schlechte Laune. Man wusste im Vorfeld nie, wie er drauf war. Selbst in einem der seltenen Fälle, in denen Dieter mal richtig gut gelaunt war, genügte schon die kleinste emotionale Erschütterung, und er war von einer auf die andere Sekunde schlecht drauf.
Hatte Dieter für sich entschieden, mit dem Rauchen aufzuhören, war es für ihn ganz selbstverständlich, dass seine Lebensabschnittsgefährtinnen natürlich auch nicht mehr rauchen durften. Wenn er Lust auf Champagner hatte, mussten seine Mädels auch Champagner trinken. Wie auch immer, an diesem Nachmittag in Köln war Dieter saumäßig schlecht gelaunt. Er hatte keinen Bock auf die TV-Aufnahmen und erst recht keinen Bock auf die ewig gleichen Fernsehfragen.
Es kommt oft vor, dass TV-Produktionsfirmen ihre Chance nutzen, wenn sie die Promis gerade schon mal vor der Kamera haben. Sie stellen dann verschiedene Fragen, meist zu irgendwelchen aktuellen Themen, die Aufzeichnungen verkaufen sie an diverse TV-Sender. Die Antworten der Promis sieht der Zuschauer dann in sämtlichen Promi-Magazinen, die es im Fernsehen gibt. Meist geht es um Trennungen und neue Lieben, um Boulevard-Themen und Aktuelles.
Auch wir wurden gefragt, ob wir noch ein paar Minuten übrig hätten. Dieters Antwort fiel natürlich negativ aus! Der Produktionsleiter ließ aber nicht locker und bat ihn um kurze Statements. Irgendwann wollte Dieter genervt wissen, um welche Promis es sich denn in dem Interview handeln würde. Es fiel der Name Franz Beckenbauer. Dieter antwortete nur knapp: „Wer? Den kenn ich nicht!“
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Dieter ist natürlich auch bekannt für seine flapsigen Sprüche.
Ich muss gestehen, dass er in der Tat sehr witzig sein kann. Wie jeder Mensch hat er seine guten und seine schlechten Seiten. Wenn Dieter eine gute Phase hatte, war er einfach köstlich und unterhaltsam – leider kam dies nicht allzu oft vor.
Einmal saßen wir, Dieter und ich, im Publikum bei einer großen Preisverleihung. Der Profi-Boxer Henry Maske kam auf die Bühne, um seine Laudatio zu halten. Ich weiß nicht mehr, welcher Künstler damals geehrt wurde. Auf jeden Fall handelte die Laudatio von der Geschichte „Der kleine Prinz“, geschrieben von dem weltberühmten Autor Antoine de Saint-Exupéry. Genau dieser komplizierte Name machte es Henry Maske verdammt schwer. Der Name wollte einfach nicht fehlerfrei über seine Lippen kommen, und so nuschelte er etwas wie „Andoan Zänduberi“. Das Publikum schmunzelte. Und Dieter, in seiner trockenen Art, sagte so laut, dass jeder es hören konnte: „Wenn ihr erst mal so oft eins auf die Glocke bekommt, könnt ihr es auch nicht besser!“
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Modern Talking war nicht mehr zu bremsen. Unser Erfolg kannte keine Grenzen. Wir waren die Überflieger in Europa und in vielen Ländern der Welt. Nur Großbritannien tat sich schwer. „You’re My Heart, You’re My Soul“ war zwar in den englischen Charts, aber nur als Achtungserfolg. Nicht weiter von Bedeutung.
Deshalb freute sich unsere Plattenfirma natürlich sehr, als wir das Angebot bekamen, ein paar Promotion-Tage in London zu absolvieren. Als Auftakt sollten wir einen Auftritt in einer Disko im Zentrum von London haben. Weder Dieter noch ich waren begeistert von der Aktion, da wir bereits so viele Nächte in Diskotheken für irgendwelche Promotion-Aktivitäten durchgemacht hatten. Gemeinsam trafen wir dann irgendwann die Entscheidung: Modern Talking musste auch ohne Nachtschicht in einem Tanztempel erfolgreich sein.
Meistens bereicherten sich an diesen Diskothekenauftritten ohnehin nur die lokalen Promoter. Modern Talking machte den ganzen Tag Werbung, und abends wurde uns erklärt, dass wir noch dringend in einem angesagten Club drei Songs singen müssten, weil die Zeitungen am nächsten Tag darüber schreiben würden. In
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