100 Prozent Anders
auch zu Hunderten, oder wie?“ Jetzt wurde ich stutzig. Ich stand auf und sah mir das Bild an der Wand genauer an. Tatsächlich, es war das Werk, dass uns meine Schwester Tanja zur Hochzeit gemalt hatte. Da Nora ja bekanntlich sehr impulsiv war, schrie sie: „Frau Hornemann! Kommen Sie sofort hierher!!!“
Aufgeregt liefen Nora und ich durch die ganze Wohnung und fanden Dutzende Gegenstände aus unserem Haushalt. Im Bad standen meine alten Parfümflakons, an der Wand waren gerahmte Fotos von mir. Mir schwante, dass Frau Hornemann wohl mein größter Fan war. Überall in der Wohnung hatte sie Dinge verteilt, die mir gehörten. Sie hatte sie einfach aus unserer Wohnung mit nach Hause genommen. Nora und ich waren perplex über so viel Dreistigkeit. Natürlich fragen Sie sich jetzt, warum wir nicht früher gemerkt hatten, dass uns die Sachen gestohlen worden waren. Aber wir hatten drei Haushalte, dekorierten ständig alles neu und verpackten vieles dann monatelang in Kisten. Da fiel es nicht gleich auf, wenn Sachen fehlten, da wir davon ausgingen, sie seien nur irgendwo verräumt.
Wir packten unser Zeug ein und verließen Frau Hornemanns Wohnung.
Zuhause rief ich als Erstes unseren Anwalt an. Nora und ich hatten die Schnauze endgültig voll. Wir wollten Frau Hornemann fristlos kündigen. Natürlich gab das ein Riesendrama. Sie weinte und bettelte und schwor uns, dass so etwas nie wieder passieren würde. Wir bekamen Mitleid mit ihr und wollten ihr noch eine Chance geben. Unser Anwalt hatte ein Schreiben aufgesetzt, das sie unterzeichnen musste. Darin stand, dass sie mit der sofortigen Kündigung zu rechnen habe, sollte so etwas noch einmal vorkommen. Sie würde keine Abfindung bekommen und dürfe auch nicht aus Rache etwas über die Arbeit in unserem Haushalt an die Öffentlichkeit dringen lassen.
Alleine über die Erlebnisse mit Frau Hornemann könnte ich ein ganzes Buch schreiben. Es sind wirklich Hunderte von Geschichten. Zum Teil wahnsinnig amüsant, aber im Laufe der Zeit wurden mir die Abenteuer mit ihr einfach zu wild. Irgendwann war die Frau nicht mehr tragbar.
***
Nora und ich kauften uns dann in der Nähe von Koblenz einen alten, aber komplett renovierten Bauernhof. Es war ein traumhaftes Anwesen. 6 000 Quadratmeter Land, und alleine im Haupthaus über 400 Quadratmeter Wohnfläche. An das ursprüngliche Gebäude war ein 120 Quadratmeter großes Wohnzimmer angebaut, und man konnte durch die bodentiefen Fenster auf das Rasengrundstück mit alten Bäumen und einem Teich sehen. Alleine der Innenhof war 700 Quadratmeter groß, mit Brunnen und einem alten Kastanienbaum. Es war ein typisch altfränkisches Gebäude in Hufeisenform. Gegenüber vom Haupthaus waren die Pferdeställe, und als Verbindung in der Mitte die riesige Scheune, in der ich mein Tonstudio einrichtete.
Die Bäder waren von Valentino, und unser Schlafzimmer, ein ehemaliger Hühnerstall, war mit über 50 Quadratmetern riesig. Darin gab es einen offenen Kamin und circa sechs Meter hohe Decken bis zum Giebel.
Es war ein Traumhaus und als solches im Laufe der Zeit von Frau Hornemann „adoptiert“ worden. Da ich viel Zeit in Los Angeles und auf meinen Auslandstourneen verbrachte, fühlte sich Frau Hornemann nicht mehr nur als Haushälterin, sondern schon eher als die Besitzerin. Vielleicht war ich zu bequem? Ich hätte schon früher das Ruder wieder an mich reißen müssen. Aber an den wenigen Tagen, an denen ich mal zuhause war, hatte ich einfach keine Lust auf eine Konfrontation mit der Haushälterin.
Neben dem Bauernhof besaß ich seit vielen Jahren eine Wohnung in Berlin, am Wannsee. Sie war nicht so groß, höchstens 150 Quadratmeter, hatte dafür aber eine Traumlage. Nach der Wende beschloss ich, die Wohnung abzugeben. Ich hatte einfach nicht mehr die Zeit, sie zu bewohnen. Mir gehörten mein Traumhaus in der Vordereifel, ein Haus in Los Angeles – und die meiste Zeit war ich ohnehin beruflich auf der ganzen Welt unterwegs. Es kam zwar gelegentlich vor, dass ich einen Termin in Berlin hatte. Aber da die Zeit meist sehr knapp bemessen war, ging ich lieber ins Hotel, anstatt raus an den Wannsee zu fahren.
Ich beauftragte also eine Umzugsfirma, die mein Hab und Gut auf den Bauernhof bringen sollte. Ich konnte selbst nicht dabei sein, da ich zur selben Zeit in Los Angeles an einem Album arbeitete. Doch wozu hatte man schließlich Personal? Ich erkundigte mich telefonisch bei Frau Hornemann, ob der Umzug korrekt vonstattengegangen sei. Sie
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