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100 Prozent Anders

100 Prozent Anders

Titel: 100 Prozent Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Anders
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die Reinigung bringen. Das habe ich Ihnen doch gesagt“, gab Nora entnervt zurück. „Aber, Nora, ich schwöre Ihnen, ich habe die Gardinen in die Reinigung gebracht“, rechtfertigte sich Frau Hornemann. „Tja, dann muss die Reinigung eben für den Schaden aufkommen. Die Gardinen sind völlig kaputt. Geben Sie mir bitte morgen den Rechnungsbeleg.“
    Am nächsten Morgen fragte Nora Frau Hornemann nach dem Beleg, und Frau Hornemann hatte ihn vergessen. Einen Tag später behauptete Frau Hornemann, ihre Mutter habe sie dermaßen abgelenkt, dass sie den Reinigungszettel wieder vergessen habe. Am dritten Tag war dann die Katastrophe perfekt. Frau Hornemann stand mit Tränen in den Augen vor Nora und schwor, dass am Abend zuvor – sie habe den Beleg extra auf den Küchentisch gelegt, damit sie ihn nicht vergesse – in einer unachtsamen Sekunde ihr Papagei sich den Zettel geschnappt und gefressen habe. Sie hatte sich aber bereits eine Lösung überlegt. „Vielleicht könnte die Reinigung die Gardinen ja noch mal waschen!“, erklärte Frau Hornemann. „Wieso das denn?“, fragte Nora. „Tja, wissen Sie, Nora, vielleicht gibt es ja chemische Mittel, die das Gewebe wieder verlängern können“, sagte Frau Hornemann. Nora flippte nun endgültig aus: „Was ist das denn für ein Blödsinn! Die Gardinen sind futsch, weil sie von Ihnen gewaschen wurden. Basta!“ Noras Tonfall signalisierte, dass sie nun keinen Widerspruch mehr duldete. Das kapierte in dem Moment selbst Frau Hornemann, die sonst gern das letzte Wort hatte.
    Als wir von unserer nächsten Reise zurückkamen, trauten wir unseren Augen nicht. Die Gardinen waren wieder lang. Wir standen vor dem Fenster und betrachteten das Wunder. Wie ging das denn? Durch erneute Reinigung konnten geschrumpfte Stoffe plötzlich wieder 15 Zentimeter länger werden? Das gab es doch nicht! Nora und ich waren perplex.
    Einige Zeit später, als wir aus dem Penthouse in Noras Elternhaus auszogen, klärte sich das „Wunder“ auf. Frau Hornemann hatte einfach die Gardinen aus einem anderen Zimmer ins Wohnzimmer gehängt. Diese waren nämlich gereinigt worden und besaßen noch die Originallänge. Der Tausch war uns bloß nicht aufgefallen, weil vor dem Fenster ein großes Sideboard stand, welches die Gardinen verdeckt hatte.
    Ein anderes Mal, als wir von einer Reise zurückkehrten, hatte Frau Hornemann ihre rechte Hand verbunden. Ich sagte: „Mein Gott, was ist denn passiert?“ „Ach“, sagte sie, „nicht der Rede wert. Es ist nichts Schlimmes.“ „Ich würde es trotzdem gern wissen“, antwortete ich. Nach längerem Insistieren rückte sie endlich mit der Sprache heraus: „Ich habe den Perserkater gekämmt, dabei hat er mir seine Krallen in die Hand geschlagen. Die Wunde hat sich entzündet, und ich habe eine Blutvergiftung bekommen.“ Ich schüttelte den Kopf: „Und da sagen Sie, es sei nichts Schlimmes?! Es tut mir leid, dass der Kater so ungezogen war. Ich möchte bitte die Arztrechnung bezahlen.“ „Das ist nicht nötig, die Krankenkasse hat die Rechnung übernommen. Außerdem war es meine eigene Schuld, ich habe den Kater wohl falsch angepackt, da wollte er sich nur schützen.“
    Wir diskutierten hin und her, Frau Hornemann wollte partout kein Geld von mir nehmen. Nach zwei Tagen meinte Nora: „Wir können das nicht so stehenlassen. Die arme Frau Hornemann hat sicher starke Schmerzen. Lass uns doch zum Juwelier fahren und ihr dort ein Paar schöne Perlenohrringe kaufen.“ Ich fand die Idee gut. Also machten wir uns auf den Weg zum Juwelier unseres Vertrauens und suchten ein paar wunderschöne Perlenstecker aus. Da wir sowieso gerade unterwegs waren, fuhren wir dann direkt weiter zur Wohnung von Frau Hornemann. Sie öffnete die Tür und bat uns herein. Die Ohrringe waren ein voller Erfolg. Während wir auf dem Sofa saßen und warteten, bis unsere Perle mit Getränken aus der Küche kam, sagte Nora plötzlich zu mir: „Der Bleikristallaschenbecher hier sieht genau aus wie der, den wir mal hatten.“ Ich: „Kann sein. Davon gibt es aber sicher viele.“ Nora nickte. Sekunden später wollte sie wissen: „Wo haben wir zuhause eigentlich unsere Seidenkissen hingepackt? Die hier sehen nämlich genauso aus wie unsere.“ Ich schöpfte immer noch keinen Verdacht. „Stimmt, unsere sehen auch so aus. Aber auch Seidenkissen werden zu Tausenden produziert“, erklärte ich. Auf einmal wurde Nora lauter: „Und Gemälde, die mit Tanja Weidung unterschrieben sind, gibt es

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