100 Prozent Anders
und fragte, ob ich Lust habe, ein paar Tage mit ihm Songs zu schreiben. Ich hatte Lust, und wir gingen unseren Terminkalender durch. „Wie sieht’s in 14 Tagen aus?“, fragte ich. „Ganz gut“, meinte Mimmo. „Mmhh, wenn ich nach Koblenz komme, muss ich aber an dem Donnerstag wieder nach Hamburg zurück, da ich einen wichtigen Termin habe.“ Mir war es recht. „Hey, Mimmo, das ist gar nicht schlecht. Ich habe Donnerstag auch einen Termin bei der Polydor. Lass es uns doch so machen, dass wir gemeinsam nach Hamburg fahren, und Freitag wieder zurück nach Koblenz. Du kannst Montag vorbeikommen. Dienstag, Mittwoch schreiben wir, Donnerstag Hamburg, und Freitag und Samstag können wir noch was arbeiten“, schlug ich vor.
Mimmo zögerte noch. „Es ist so, am Donnerstag will eine Freundin aus London nach Hamburg kommen. Wie machen wir das?“ „Lass sie doch am Mittwoch nach Frankfurt fliegen, den Donnerstag bleibt sie in meiner Wohnung, und Freitag und Samstag verbringen wir gemeinsam“, lautete mein Vorschlag. „Ja, das klingt gut“, sagte Mimmo, „so machen wir’s.“ Die 14 Tage vergingen schnell, und Mimmo war an besagtem Montag auf dem Weg zu mir.
Frau Hornemann kam an dem Tag etwas später zur Arbeit und berichtete mir, dass ihre Mutter gestorben sei. Ich war berührt, denn ich kannte die alte Frau natürlich auch, und drückte ihr mein Mitgefühl aus. „Tja“, sagte Frau Hornemann, „sie war ja schon alt, und es war abzusehen, aber es ist doch ein großer Verlust.“ „Wann ist denn die Beerdigung?“, wollte ich wissen. „Am Donnerstag.“ „Oh, am Donnerstag habe ich einen Termin in Hamburg. Ich fahre mit Mimmo dorthin. Ich sage den Termin aber gerne ab, denn die Beerdigung ist mir wichtiger“, erklärte ich. „Nein, nein, bitte nicht. Erledigen Sie Ihre Termine. Es ist eine ganz kleine Beerdigung. Nur die Familie und die Nachbarn“, entgegnete Frau Hornemann, „bitte nehmen Sie Ihren Termin wahr. Es ist doch Ihr Beruf. Und ich weiß ja, dass Sie in Gedanken bei der Beerdigung dabei sind.“ Schweren Herzens willigte ich ein.
Am Mittwochabend fuhren Mimmo und ich zum Frankfurter Flughafen und holten Mimmos Freundin ab. Eine sehr attraktive Farbige mit sexy Figur – und dabei noch unglaublich nett.
Wir gingen abends zum Italiener und fuhren am Donnerstagmorgen sehr zeitig los. Es war Sommer und sehr, sehr heiß. Ich hatte Mimmos Freundin vor unserer Abreise erklärt, dass sie sich ungeniert in der Wohnung bewegen dürfe. Ich beschrieb ihr, wo der Supermarkt war und das nächstgelegene Schwimmbad. Da die Wettervorhersage bis zu 35 Grad im Schatten ankündigte, war sie für diesen Tipp besonders dankbar.
Die Wege von Mimmo und mir trennten sich in Hamburg. Wir verabredeten uns für den nächsten Morgen in meinem Hotel, um gemeinsam wieder Richtung Koblenz zu fahren. Als wir eine gute Stunde im Auto unterwegs waren, druckste Mimmo etwas herum. „Also Bernd, mmmmh, ich weiß nicht, ob mich das was angeht“, begann er das Gespräch. „Ob dich was etwas angeht?“, fragte ich neugierig. „Na ja, es ist so. Also, hast du Frau Hornemann erlaubt, dass sie bei dir feiert?“ „Dass sie bei mir was tut???“, fragte ich entgeistert. Ich trat auf die Bremse. „Na ja, dass sie bei dir feiert“, sagte Mimmo. Ich fuhr auf den nächsten Rastplatz und setzte Mimmo die Pistole auf die Brust: „Jetzt mal raus mit der Sprache. Was weißt du?“
Mimmo erzählte mir, dass seine Freundin im Freibad gewesen sei. Am frühen Nachmittag war es ihr aber zu voll geworden und sie ist zurück in meine Wohnung gegangen. Mein Penthouse besaß eine Dachterrasse, die auf zwei Seiten von bodentiefen Schiebefenstern umgeben war, welche an den Außenseiten mit Lamellen geschlossen werden konnten. Mimmos Freundin sonnte sich nun, wahrscheinlich im sexy Bikini, gerade auf der Terrasse, als plötzlich meine Haustür aufgeschlossen wurde. Logischerweise kannte sie die eintretende Frau nicht, die sich sogleich am Wohnzimmerschrank zu schaffen machte und die Tafel mit Geschirr eindeckte.
Kurze Zeit später, so malte ich mir im Nachhinein aus, musste Frau Hornemann dann mit der Trauergesellschaft direkt von der Beerdigung ihrer Mutter in meine Wohnung gekommen sein. Beim Anblick der rassigen schwarzen Frau traf sie alle wohl fast der Schlag. Frau Hornemann wusste nichts von Mimmos Freundin, und ihr war die Situation natürlich äußerst unangenehm. Eine Trauergesellschaft traf sich in einer fremden Wohnung und
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