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100 Stunden Todesangst

100 Stunden Todesangst

Titel: 100 Stunden Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Unfallfahrer.“
    „Darüber
hat er nichts gesagt. Es muß einer sein, der dich damals beobachtet hat.“
    „Muß wohl.
Nett, daß du angerufen hast, Heinz. Ich muß jetzt weg. Tschüs.“
    „Schönen
Abend noch, Chef.“
    Podbilskas
Stimme klang erleichtert.
    Lorenz
legte auf.
    Das war
unser letztes Gespräch, lieber Heinz, dachte er.
     
    *
     
    In der
Pressehaus-Tiefgarage lenkte Gunter den Saab in seine Parklücke.
    Kalkiges
Licht brannte. Es war kalt. Überall schwammen kleine Pfützen, was getauter
Schnee war.
    Locke und
Tom kletterten aus dem Wagen.
    Tom hatte
noch den Geschmack vom Gernhausener Gulasch auf der Zunge. Nur mit Mühe hatte
er die Bratwurst geschafft.
    „Wir kommen
noch mal mit hoch“, sagte Locke, „weil wir bei dir unser Zeugs haben, Papi. Sei
pünktlich nachher im Rhodos! Sonst legt dich Helga übers Knie.“
    „Meine
Künftige“, gab Gunter zurück, „regelt sowas nicht wie du. Sie ist nämlich eine
Dame. Allenfalls würden mir ihre herrlichen Blauaugen einen stummen Vorwurf
übermitteln.“
    „Hast du’s
gehört, Tom. Indirekt gibt er zu verstehen, ich sei keine Dame. Aber das fällt
auf ihn zurück. Weil er als Erzieher und Vater versagt hat.“
    Sie hakte
ihre beiden Männer unter.
    Sie wurden
zum Lift geschleppt. Alle fuhren hinauf.
    „Allmählich
muß ich mich auf die Strümpfe machen“, sagte Tom. „Habe der Oma nämlich
versprochen, daß ich um 21.05 Uhr ihren Besuch vom Intercity abhole: Eugenie
von Hauch. Mit dem Taxi werde ich die Dame nach Birkenrode hinausbringen.“
    „Da komme
ich mit“, sagte Locke.
    „Du mußt
sogar mit. Habe nämlich leider versäumt, die Oma zu fragen, wie ihre
Jugendfreundin aussieht. Du kennst sie doch?“
    Locke
nickte. „Eine dufte Person. Wirklich nett. Bringt mir auch immer was mit. Wann
warst du bei Oma?“
    „Vorhin.
Mußte das Tierschutzgeld von Herrn Lilienhahn abholen.“
    Gunter
sagte, sie sollten Eugenie von ihm grüßen — und die Oma, seine Mutter,
selbstverständlich auch.
    Das
Vorzimmer war leer. Melanie Frühauf hatte ihren Arbeitstag beendet.
    „Und jetzt
die Kripo!“ murmelte Gunter.
    „Die?“
fragte Locke. „Weshalb?“
    „Hast du
meinen geheimnisvollen Anrufer vergessen, den Autobahn-Banditen Eddi Freibier?
Ich muß sein Angebot weiterleiten.“
    Locke
suchte ihre Sieben-Sachen zusammen: Sturzhelm, Einkaufstüte, Umhängetasche.
    „Tschüs,
Papilein!“ Sie küßte ihn auf die Wange. „Grüß Helga! Wenn ich nach Hause komme,
liegst du sicherlich schon im Bett. Ich bin ganz leise.“
    „Untersteh
dich!“
    Gunter
scheuchte die beiden hinaus und griff dann zum Telefon.
    Das Pärchen
schwebte wieder in die Tiefgarage hinab.
    Endlich,
dachte Tom, finde ich Gelegenheit, von Omas hochherziger Spende zu berichten.
    Locke
schüttelte den Kopf, als er fertig war.
    „Wie
konntest du das Geld verlieren! Mit knapp 16 Jahren verkalkt man noch nicht.“
    „Vergreist
und zitterig fühle ich mich auch gar nicht, Schatzi. Es ist nur so, daß eben
auch Jugendliche hin und wieder was verlieren. Passiert dir das nie?“
    „Nie.“
    Als sie
ihre Knatterstühle startklar machten, sah er sie strafend an.
    „Hattest du
nicht eben eine Seconhand-Shop-Einkaufstüte mit violettem 19-Mark-Pulli drin?“
    Lockes
Glutaugen blitzten. Ihre Mähne raschelte. Dann stelzte sie auf ihren
83,5-cm-Beinen zum Lift zurück, wo die Tüte in einer Schneewasserpfütze lag.
    „Hähähäh!
Jetzt freut sich der Engelbert.“
    Tom verzog
keine Miene.
    „Wenn du
grinst“, drohte sie, „kannst du was erleben.“
    „Ich grinse
nicht.“
    „Außerdem
ist es ein riesiger Unterschied, ob man diesen Fetzen verliert, der sowieso mir
gehört, weil ich ihn vom eigenen Geld bezahlt...“
    „Von
Gunters Wechselgeld“, stellte er richtig.
    „Ist völlig
egal. Jedenfalls habe ich kein fremdes Eigentum verloren. Du warst sicherlich
mit deinen Gedanken ganz woanders.“
    „Klar.
Meine Gedanken waren bei dir. Aber das passiert mir nicht wieder.“
    Er grinste,
küßte sie, und stülpte sich den Helm auf und warf seinen Roller an.
    Durch die
Auffahrt knatterten sie ins Freie; in den dunklen, feuchten Innenstadt-Abend.
    Sie fuhren
zum Hauptbahnhof, wo um diese Zeit noch mächtig Betrieb herrschte.
    Reisende
hasteten. Lautsprecher-Durchsagen dröhnten und waren, wie immer, nahezu
unverständlich. Gastarbeiter, die am Freitagabend nichts mit sich anzufangen
wußten, lungerten herum. Sehnsuchtsvolle Blicke galten den Fernzügen — mit
Zielbahnhof in ihrer

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