Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

100 Tage Sex

Titel: 100 Tage Sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Brown
Vom Netzwerk:
den Sieg in Kategorien wie »Bester männlicher Newcomer«. Joni und Ginger begleiteten uns natürlich nicht auf diesen Karneval der Sittenlosigkeit. Meine Eltern waren von Philadelphia angereist und passten auf sie auf.
    Als sie am Flughafen ankamen, packten mich wieder Schuldgefühle, weil ich vor zwei Jahren von ihnen fortgezogen war und ihnen nur wegen eines Jobs die geliebten Enkel entrissen hatte. Sie fehlten mir. Ich sehnte mich nach dem Nordosten, nach meiner Heimat. Es schmerzte mich, dass ich sie nur schnell am Hotel absetzen konnte, aber ich musste zu einem Interview mit einem Mann, der Fedoras sammelte, weiche Filzhüte, wie mein Opa sie getragen hatte.
    Während ich in einem Restaurant auf den Hutsammler wartete, ertappte ich mich, wie ich die Beine der Frau in der Nische gegenüber begutachtete. Der Anblick dieser Beine, die aus hohen Stiefeln ragten und erst ein ganzes Stück weiter oben unter einem kurzen Rock verschwanden, betörte mich. Das war nicht ungewöhnlich - unbekannte Frauen erregten oft meine Fantasie -, aber im Licht unseres Projekts und auch Annies Eingeständnis, dass ihr attraktive Männer »auffielen«, dachte ich mal darüber nach, ein wie großer Teil unserer Gedanken um Sex kreiste. Wir sind Tiere, beschnüffeln alles, sehen uns beständig um und erfreuen uns an den erregenden Stromstößen, die unser Hirn den Tag über kitzeln. Annie gegenüber hatte ich diese kleinen Episoden nie erwähnt, und
erst jetzt war mir klargeworden, dass es ihr kaum anders erging als mir.
    Ob sie wohl heute auch schon Männer gemustert hat?, fragte ich mich.
    Einige Stromstöße später war ich wieder im Büro. Gegen Feierabend tauschte ich mich mit einem alten Freund per E-Mail über den Marathon aus. Er schrieb: »Weißt du, was an der ganzen Sache das Beste ist? Dass es Annies Idee war. Ich muss Zoe das mal als Köder hinwerfen. Vielleicht kontert sie ja mit 200 Tagen.«
    »Viel Glück!«
    Dann beeilte ich mich, zum Abendessen mit Mom und Dad und den Kindern heimzukommen. Es war schon ziemlich spät, als meine Eltern schließlich Richtung Hotel aufbrachen. Erst dann steckten wir die Kinder ins Bett. Am nächsten Tag mussten wir früh raus.
    »Lass es uns heute schnell machen«, sagte Annie, nahm die Tube und drückte sich Gleitmittel auf die Hand. »Ohne großes Vorspiel.«
    Nach diesem anstrengenden Tag kam mir dieser Vorschlag sehr entgegen. Gleichzeitig fragte ich mich, ob es richtig war, schnell einen Quickie durchzuziehen, nur um die Bedingungen des Marathons zu erfüllen. Wir küssten uns sanft und begannen, uns zu streicheln. Bald packte uns beide der Appetit, ich drang in sie ein, und fest umschlungen bewegten wir uns, bis ich kam. Annie kam allerdings nicht. Ich fragte sie, ob ihr das etwas ausmache.
    »Damit ich einen Orgasmus bekomme, braucht es etwas mehr Anstrengung. Aber Sex ohne Orgasmus ist ganz okay. Manchmal.«

    Der Sex war also routiniert und nachlässig, aber es war Sex, der fünfte Tag unseres Marathons. Seit Jonis Geburt hatten wir es kaum je an so vielen Tagen hintereinander getan.
    »Kurz und süß«, sagte Annie, als wir uns unter den Laken aneinanderschmiegten.
    Am nächsten Morgen um sechs packten wir die noch schlafenden Kinder ins Auto, brachten sie meinen Eltern ins Hotel und verabschiedeten uns leise.
    Vor uns lagen drei Tage Vegas, ohne Kinder, ohne Verpflichtungen, dafür mit Sex bis zum Abwinken. In einem Hotel, das der Verlag bezahlte. Konnte es was Besseres geben?
     
    Am Flughafen musterten wir unsere Mitreisenden. Wer von ihnen wohl auch zur Pornomesse flog? Wenn eine Frau etwas nur im Geringsten Aufreizendes trug - übertrieben enge Jeans, ein nabelfreies Top -, sahen wir uns mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    Ein Pornostar?
    Im Flugzeug segelte eine kurvenreiche Wasserstoffblondine mit tief ausgeschnittener, halb durchsichtiger Bluse und Jeansjacke den Gang herunter auf uns zu. Ihre Brüste wippten nicht mit, die Brustwarzen zeichneten sich durch den dünnen Stoff ab. Annie und ich sahen uns an und hoben gleichzeitig die Augenbrauen.
    »Kein Zweifel«, meinte ich, breit grinsend.
    Zärtlich drückte Annie mir den Oberschenkel. »Ich liebe dich, DJ«, sagte sie. »Ich find’s toll, wenn wir rumalbern. Wir haben Spaß miteinander.«
     
    Ich saß am Fenster und sah die Landschaften des Westens unter uns vorbeiziehen: weiße Gipfel, schwarze Schluchten
und dunkle Nadelwälder, weite rote Ebenen, mit Felsspitzen getupft und von Canyons durchzogen, braune Wüste,

Weitere Kostenlose Bücher