100 Tage Sex
Messebeute (und was für Beute wir gemacht hatten!). Annies erstes Sexspielzeug. So sieht meine Konkurrenz also aus, dachte ich und musterte das Teil, wie ein Schachgroßmeister einen neuen Gegner mustert. Ein violetter Klumpen Weichplastik mit Batterien, der irgendwie aussah wie eine merkwürdige Gabel. Ich hatte mich tatsächlich ein wenig vor Sexspielzeug gefürchtet, aber die nüchterne Realität des Geräts nahm mir einige meiner Sorgen. Wenn ich es nicht mit einer Plastikgabel aufnehmen konnte, war ich schlicht unwürdig.
Ich stand gerade vor einem Stand mit Clown-PornoDarstellern - Leute, die sich als Clowns verkleiden und es dann treiben -, als mein Bruder Mike anrief.
»Hey, Alter«, grüßte er mich. »Wie ist die große Schau?«
»Mann, das musst du dir irgendwann mal ansehen«, antwortete ich. »Es ist total durchgeknallt!«
»Und wie schlägt sich Annie?«, fragte er. Mike wusste, dass Annie nicht gerade in die Kategorie »Pornofanatikerin« fiel.
Lächelnd beobachtete ich sie, wie sie die Clowns anstarrte mit ihren Stringtangas, Torten (zum Werfen), Glitzerschuhen, roten Pappnasen und knallroten Perücken.
»Ihr gefällt’s«, sagte ich. »Schwer, das nicht zu mögen.«
Annie und ich gingen völlig in der Messe auf, diesem Festival der Dekadenz. Mit aufgerissenen Augen streiften wir durch die Gänge, an Pornodarstellerinnen vorbei, die Penislutscher leckten und für Bilder posierten. Jenna Jameson gab Autogramme, ihre Fangemeinde stand Schlange für ein Foto mit der Hohepriesterin des Pornos. Allmählich verfielen wir beide in eine angenehme Trance. Doch wir waren mit einem alten Freund von mir zum Abendessen verabredet, außerdem mussten wir vor Ende der Nacht noch Nummer sechs absolvieren. Also kehrten wir in unser Zimmer zurück, zogen die schweren Vorhänge auf und ließen die Lichter des Strips herein. Wir duschten und ließen uns in das große Bett plumpsen.
»Was meinst du? Sollen wir gleich loslegen?«, fragte Annie.
»Das macht zwei Quickies hintereinander«, sagte ich erschöpft.
»Na und? Wir haben noch über neunzig Runden vor uns«, meinte Annie und umarmte mich. »Und die meisten davon werden daheim in Denver stattfinden. Aber jetzt
sind wir in Vegas, wollen zum Essen ausgehen und müssen in die Gänge kommen.«
Ich strich mit der Handfläche über ihre Hüfte und küsste sie.
»Du hast ja Recht«, sagte ich. Ich streichelte sie ein paar Minuten, dann bat sie mich, einzutreten. Zum ersten Mal seit ziemlich langer Zeit - vermutlich seit dem Urlaub am Meer vor über einem Jahr - hatten wir Sex auf einer Höhe von weniger als einer Meile über dem Meeresspiegel. Denver liegt auf gut 1.600 Meter, Vegas auf etwa 600 Meter.
»Sex auf 600 Meter hat auch was«, meinte Annie, als wir hinterher im Bett saßen, noch im Hochgefühl unserer Vereinigung.
»Stimmt. Sex auf Meereshöhe bringt’s auch. Und ebenso weit oben in Denver.«
»Wir haben es auch schon auf größerer Höhe gemacht«, erklärte Annie.
»Bestimmt«, antwortete ich und ging die Geschichte unseres Sexuallebens durch. »Allerdings fällt mir gerade nicht ein, wo.«
»In Aspen zum Beispiel«, sagte Annie.
»Und in Taos, New Mexico«, erinnerte ich mich.
Wir stellten eine Liste unserer sexuellen Höhenrekorde auf; ein solches Gespräch hätten wir nie gehabt, wenn Sex weiter eine solche Randexistenz in unserem Leben geführt hätte. Danach kuschelten wir noch ein wenig in der Löffelchen-Position - nicht im hellen Mondlicht der Wüste, sondern im Schimmer der Neonlichter von Las Vegas -, zogen uns schließlich an und schlenderten unter bunten Lichtern zu einem indischen Restaurant.
Ich wachte zu einem dreifachen Cappuccino von Star buck’s auf. Annie liebt es, mir solche kleinen Überraschungen zu bereiten. Auch nach vierzehn gemeinsamen Jahren empfängt sie mich manchmal nach einem Arbeitstag mit einem Teller Oliven, Feta und Brot oder mit einem ofenwarmen Stück hausgemachter Socca, einem provenzalischen Fladenbrot aus Kichererbsenmehl, Olivenöl und Salz. Wohlgemerkt, nachdem auch sie den ganzen Tag gearbeitet und die Kinder versorgt hat! Einmal erwähnte ich am Morgen, dass unsere Musiksammlung ein wenig mehr »Pepp« vertragen könne. Und was erwartete mich am Abend? Ein 25-Dollar-Geschenkgutschein von iTunes. Und wofür verwendete Annie ihre erste Provision aus dem Pastaverkaufs-Job? Sie kaufte mir einen Laptop.
Annies Leidenschaft fürs Schenken spiegelt unter anderem ihr Bedürfnis wider, anderen zu
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