Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

100 Tage Sex

Titel: 100 Tage Sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Brown
Vom Netzwerk:
Baltimore. Doch jetzt, während des Marathons, tätigten wir so einige durchaus extravagante Ausgaben. Wir verjubelten Geld für Reizwäsche, Massageöle, Kerzen, Räucherstäbchen und Badebomben. Sturzbachartig waren Babysitter in unsere Welt eingebrochen, was uns Hunderte von Dollar kostete. Wir hatten meine Eltern in ein Nobelrestaurant eingeladen, es in Vegas krachen lassen, eine Nacht im Aschram verbracht, uns ein Wirbelwind-Wochenende in Wyoming geleistet und etliche Scheine für Yogastunden hingeblättert. Und jetzt schlürften wir jeder einen 12,50-Dollar-Cappuccino, den uns ein befrackter Kellner serviert hatte.
    Annie saß in ihrem flauschigen weißen Bademantel auf dem Bett, hielt den Luxuskaffee in der Hand und seufzte: »Die Kohle fliegt nur so zum Fenster raus.«
    Natürlich hatte ich keine Ahnung, was das konkret in Zahlen bedeutete. Klar merkte ich, dass wir uns so einiges gönnten und das Geld entsprechend schneller verschwand als normal. Aber wie sich das auf unser Bankkonto auswirkte, konnte ich nicht abschätzen. Das war keine ideale Situation: Ich wusste, Annie hätte es gern gehabt, wenn auch ich über unsere finanzielle Lage zumindest ungefähr Bescheid gewusst hätte. Ich gelobte schon seit langem Besserung, aber momentan war einfach nicht der richtige Zeitpunkt für Budgetdisziplin. Bis zum Ende des Marathons, das fand auch Annie, durften wir ruhig ein bisschen über die Stränge schlagen.
    »Das ist jetzt unsere große Verschnaufpause«, erklärte sie. »Seit dem Umzug nach Florida vor zehn Jahren stecken
wir in dieser sich endlos drehenden Tretmühle. Wir haben uns nie so verwöhnt wie jetzt. Es wurde höchste Zeit, mal diesen Schritt aus dem Alltag rauszumachen und uns wieder näherzukommen. Wir können es uns leisten, eine Zeit lang etwas leichtsinniger mit unserem Geld umzugehen, aber wir müssen damit aufhören, sobald der Marathon vorbei ist.«
    »Das war wunderbar«, sagte ich. »Ein tolles Gefühl, sich zu verwöhnen.«
    »Allerdings«, bestätigte Annie. »Klar, dass es auf Dauer nicht so weitergehen kann. Trotzdem wünschte ich mir, wir hätten auch früher mal Extravaganzen wie das hier eingestreut.«
    »Wie das Hotel?«
    »Wie das Hotel. Und den Aschram. Und Vegas. Und die Ausflüge ins Kaffeehaus. Und die Babysitter. Alles innerhalb von fünfzig Tagen! Erst jetzt ist mir klargeworden, in welch eingefahrenen Gleisen wir uns vorher bewegt haben. Nicht nur in Sachen Sex, sondern ganz allgemein. Es gab nur noch Alltag; ein Großteil von dem, was wir taten, drehte sich nur um die Mädchen. Die einzigen Momente, die wir für uns hatten, waren am Abend, daheim, wenn wir nur ausspannen wollten. Damit muss jetzt Schluss sein. Ich finde, wir sollten uns weiterhin Babysitter leisten, wenn das hier vorbei ist.«
    »Ich werde dir da bestimmt nicht widersprechen«, sagte ich und hob meinen Luxus-Cappuccino zum Toast. »Auf uns!« Wir stießen mit unseren Tassen an.
    Genüsslich blieben wir im Bett, in edle Hotelbademäntel gehüllt, zappten herum, lasen und aßen die Bagels, die ich besorgt hatte, mit Frischkäse. Derartig gemächlich und
entspannt hatte ich seit Jahren keinen Tag mehr begonnen. Und dann wurde es noch besser … Anders als die Paare in Film und Fernsehen, die aufwachen und sofort übereinander herfallen, putzten wir uns vor dem Sex die Zähne. Dann hüpften wir ins große Bett zurück, umarmten uns, küssten uns, lachten. Als das Spielerische allmählich in Ernst überging, überkam mich angesichts dieser Halbzeit-Sitzung fast so etwas wie ein Hochgefühl: In mir hatte sich etwas verändert; Sex war nicht mehr die seltene, gewaltige Ausnahme mit entsprechend hohem Erfolgsdruck, sondern etwas ganz Natürliches, Entspanntes geworden.
    Früher hatte ich immer das Gefühl, mich erst einmal um Annies Bedürfnisse kümmern zu müssen - was ich gerne tat -, bevor ich zum »eigentlichen Sex« übergehen konnte. Doch irgendwann in den vergangenen neunundvierzig Tagen hatte sich das geändert; heute verschaffte es mir allerhöchste Lust, sie zu befriedigen. Wann genau dieser Wandel eingetreten war, kann ich nicht sagen. Jetzt, zur Halbzeit, verstand ich, dass Sex viel mehr bedeutete als die Erfüllung einer technischen Definition (»Der sexuelle Akt wird vollzogen, indem der Goldstab in die Seidenspalte eingeführt wird.«). Sex war, zumindest für mich, ein vollständiges Eintauchen in Genuss, kein Sich-gegenseitig-Befriedigen, kein Austausch von Orgasmen, sondern ein Versinken in

Weitere Kostenlose Bücher