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100 Tage Sex

Titel: 100 Tage Sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Brown
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Sex war heiß und wild. Aber das Erregbare Zubehör machte sich nicht selbstständig wie der Autonome Anhang - beispielsweise fürchtete ich nicht, danach mit einem Dauerständer in die Notaufnahme zu müssen. Allerdings musste ich am nächsten Morgen feststellen, dass ich nach dem Sex zwar glücklich eingeschlafen war, in der Nacht aber keine Erholung gefunden hatte.
    Während ich also an diesem sibirisch kalten Samstagmorgen versuchte, mich mit Espresso auf Touren zu bringen, brachte Annie die Mädchen zur Theatergruppe. Später fuhr ich zu einem Bagel-Laden, von dem ich in der Zeitung gelesen hatte. Seit unserem Umzug aus Baltimore hatte ich keinen vernünftigen Bagel mit weichem Inneren und knuspriger Kruste mehr gegessen.
    Die Atmosphäre des Delikatessengeschäfts war nicht von irgendeiner Konzernzentrale vorgegeben. Man glaubte sich nicht in einem schicken städtischen Loft. Nicht Metall und Holz herrschten vor, sondern Resopal und Neonröhren. Es gab auch keine Bagels in Geschmacksrichtungen wie Georgia-Pfirsich Melba, Mexikanisches Omelette
oder Mjam Mjam Gefüllte Kronsbeeren. Kein Schnickschnack, sondern schlicht die besten Bagels der Stadt; sogar meine liebste Sorte, Salzbagels. Ich hatte die Bagel-Entsprechung zu dem gefunden, was ich mir vom Valentinstag wünschte: Authentizität und Herz. Den Inhabern waren ihre Bagels wichtig, sie machten sie mit so viel Liebe, wie vielleicht niemand sonst im ganzen Bundesstaat.
    Auf das Bagel-Vergnügen folgte eine Runde Samstagsyoga, was mich noch mehr in Hochstimmung versetzte. Die Lehrerin, Vicki, schenkte mir einen Gagat, einen schwarzen Stein, der ihren Worten zufolge helfe, mit sexueller Flaute umzugehen. Aber …
    »Er hilft auch beim genauen Gegenteil«, sagte sie. »Sturm, oder wie immer man es nennen würde.«
    Ich steckte den haizahn-förmigen Stein in die Tasche und wusste, ich würde ihn für immer mit mir herumtragen - na ja, zumindest, bis ich ihn verlor. Solche Dinge hebe ich aus reinem Aberglauben auf.
    Annie ging zum Friseur und ließ sich die Haare färben. Das hatte sie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr gemacht, aber in letzter Zeit hatte sie ihr Haar langweilig gefunden. Sie hatte das Gefühl, ihre Frisur mache sie unattraktiv. Ich passte während Annies Friseurbesuch auf die Kinder auf, spielte mit ihnen Hexe und schaute nebenher die Olympiade an. Später kam die Babysitterin, woraufhin Annie und ich uns für Tag 49 und 50 ins Hotel The Brown Palace verdrückten. Draußen hatte es minus fünfzehn Grad. Ich setzte Annie am Hoteleingang ab, parkte das Auto und ging über die vereisten Bürgersteige zum Hotel zurück.

    Wir hatten Käse, Brot, Salzgebäck, Oliven und einen französischen Wein mitgenommen, der noch von meinem fünfunddreißigsten Geburtstag übrig war.
    »He, der Wein ist von 1994! Unser Hochzeitsjahr«, sagte Annie nach einem Blick auf das Etikett.
    »Erinnerst du dich noch, wie betrunken du da warst?«
    »Wann?«
    »Bei unserer Hochzeitsfeier.«
    »O ja.«
    Wir hatten unser Ehegelübde selbst geschrieben und auf einer Bühne vorgetragen, in einer ehemaligen Kirche, die für ein Museum in Santa Fe zum Auditorium umgebaut worden war. Für die meisten Hochzeitsgäste war es der erste Besuch im sonnigen New Mexico. Das Wetter spielte mit - das tut es in New Mexico meistens. Meine Eltern tanzten Jitterbug und vergaßen dabei die Welt um sich herum, mein Vater herrschte in seiner Hotelsuite wie ein Kaiser und drückte meinen Freunden Drinks und Zigarren in die Hand. Annie und ich haben über die Jahre eine ganze Reihe Fehler gemacht, aber unsere Heirat war mit Sicherheit keiner. Annie trug das weiße Hochzeitskleid ihrer Mutter. Allein von ihrer Anwesenheit war ich berauscht, trotzdem tranken wir auch Bier, Cocktails und etliche Gläser Sekt. Irgendwann verschwanden die Klammern, mit deren Hilfe Annies Kleid am Rücken provisorisch enger gemacht worden war, und sie musste es mit der Hand zusammenhalten. An jenem magischen Wochenende war das Hotel selbst völlig nebensächlich. Wichtig war nur, dass ein Bett in unserem Zimmer stand.
    Auch jetzt, da wir uns dem 50. Tag näherten, interessierten uns Hotelbar, Bistro oder die Hotelboutiquen überhaupt
nicht. Das ganze Wochenende kreiste um unser Zimmer, genauer gesagt, unser Bett, in dem wir endlos herumlümmelten, unsere mitgebrachten Snacks knabberten und olympische Wettkämpfe ansahen. Wie die Kinder schätzten auch wir Kabelfernsehen und nutzten es, wann immer wir Zugang dazu hatten

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