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1.000 Euro für jeden

Titel: 1.000 Euro für jeden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz W. Adrienne; Werner Goehler
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etwas, war aber bereits angesteckt von der Leidenschaft, die die Vorstellung bereits an ganz verschiedenen Ecken der Gesellschaft auslöste. Wir tasteten uns über unsere Fragen und Einschätzungen aneinander heran, mit uns ein brechend volles Theater,in dem das Publikum auch nach Mitternacht noch nicht aufhören wollte zu diskutieren. Der Abend voller lebhafter Emotionen, Meinungen und Geschichten fand schließlich ein biologisches Ende – in der Erschöpfung der beiden Podiumsgäste. Schon damals stand die Frage im Raum: Warum eigentlich nicht zusammen ein Buch schreiben? Ein Buch, in dem sich die Energie dieses Abends wiederfindet, ein Buch, das die Aufbruchsstimmung spiegelt, die sich dieser Tage an vielen Orten und in Initiativen rund ums Grundeinkommen zeigt, ein Buch, das die Leidenschaft und Begeisterung für eine Idee aufgreift, deren Zeit ganz offensichtlich gekommen ist. Jetzt im Sommer 2010 ist es so weit.
    Mit »Tausend Euro für jeden« wollen wir die Frage, ob ein Grundeinkommen vorstellbar wäre, nicht einfach ein weiteres Mal stellen. Dazu ist in den letzten Jahren zu viel zum Thema publiziert, geredet und gerechnet worden, im Internet und bei einer Fülle von Veranstaltungen und öffentlichen Aktionen. Wir haben mit vielen Vorträgen, Podiumsdiskussionen und zahllosen Mail-, Brief- und Wortwechseln dazu beigetragen. Längst dreht es sich nicht mehr um die Frage, ob es ein bedingungsloses Grundeinkommen geben kann, sondern nur noch darum, ob wir es haben wollen und welche Impulse – und Ängste – es freisetzt.
    »Tausend Euro für jeden« ist eine Setzung, von der aus wir in diesem Buch das bedingungslose Grundeinkommen weiterdenken und konkreten Fragen nachgehen.
    Einige davon lauten: Worin unterscheiden sich das Bürgergeld, wie es die FDP vorschlägt, und die Grundsicherung, wie sie die Linkspartei fordert, vom bedingungslosen Grundeinkommen? Was würde sich mit Grundeinkommen in der Bildungspolitik und im Geschlechterverhältnis grundsätzlich ändernkönnen? Was würde es für die Gesundheit bedeuten, was für die Ökonomie? Was für den einzelnen Menschen und was für die Gesellschaft als Ganzes? Und ja, der Frage nach der Finanzierbarkeit wollen wir uns ebenfalls nicht verweigern, auch wenn die Maßstäbe dafür, was bezahlbar ist und was nicht, sich gegenwärtig geradezu täglich verschieben. Wir ziehen nicht aus jeder Frage dieselben Schlüsse, suchen nicht die Einheit oder den kleinsten gemeinsamen Nenner, wo Differenzen bestehen. Die finden wir gerade produktiv und nötig, weil es keine eindeutigen Antworten geben kann. Und weil sich aus den Antworten immer neue Fragen ergeben.
    Aber in einem Punkt sind wir uns absolut einig: Das bedingungslose Grundeinkommen in einer existenzsichernden Höhe wird Energien freisetzen, die wir dringend benötigen, um diese Gesellschaft zu verändern. Es ermöglicht Verantwortung – jedes Einzelnen für sich selbst und für die Gemeinschaft.
    Wir greifen hoch, schreiben uns »Freiheit. Gleichheit. Grundeinkommen!« auf die Fahne und behaupten, dass die humanistischen Ideale der Aufklärung, die sich in der Französischen Revolution erstmals manifestierten und die bis heute die Grundlage unseres europäischen Selbstverständnisses bilden, erst durch das bedingungslose Grundeinkommen eingelöst würden. Es schafft erst die notwendige Basis für ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit und Gleichheit.
    Am Ende dieses Buches werden wir deshalb eines hoffentlich deutlich gemacht haben: Die absolute Zahl von tausend Euro für alle ist eine plausible Setzung, deren konkrete Höhe in einer demokratisch verfassten Gesellschaft ausgehandelt werden muss. Viel bedeutsamer ist, dass das Grundeinkommenein Kulturimpuls ist, der alle andern gesellschaftlichen und ökonomischen Fragen beeinflussen wird. In einer Zeit, in der der Glaube an Experten- und Spezialistentum erschüttert ist, in der wir verstehen mussten, dass wir die Schulen nicht der Schulbürokratie, die Arbeit nicht dem Arbeitsmarkt und, spätestens seit Kopenhagen, die Umwelt nicht Politik, Industrie und Verbänden überlassen können, haben wir auch verstehen müssen, dass Geld bei Geldspezialisten nicht gut aufgehoben ist. Das Grundeinkommen ist die notwendige, wenn auch nicht hinreichende Bedingung für eine Gesellschaft, die auf das Vermögen der Einzelnen setzt, setzen muss.

2. Kapitel
    Grundlagen und Historie des
Grundeinkommens
    Eine uralte Idee
    Die erste Überlieferung einer Trennung von

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