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1.000 Euro für jeden

Titel: 1.000 Euro für jeden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz W. Adrienne; Werner Goehler
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Armut und Armut wiederum als größter Risikofaktor für die Gesundheit.
    Die dauerhafte Kränkung, die das Gefühl des »Nicht gebraucht, nicht gefordert, nicht gemeint sein« mit sich bringt, äußert sich unter anderem in neuen Krankheitsbildern. Seit einiger Zeit spricht man vom »chronischen Verbitterungssyndrom«; die erfahrene Entwertung, keinen Platz zu finden, führt dazu, dass sich Menschen einigeln, in der Depression abkapseln, um dem als unerträglich empfundenen Zustand des Nichtstuns, Nichtsschaffens und des Nichtgebrauchtwerdens, »dem Gespenst der Nutzlosigkeit« (Richard Sennett), zu entfliehen.
    Und da es ja beim Grundeinkommen auch immer um die Frage geht, was man an anderen Ausgaben einsparen kann, um es zu finanzieren, spielen natürlich die steigenden Kosten für die ärztliche Behandlung dieses Gespenstes der Nutzlosigkeit eine nicht unerhebliche Rolle. Dieses Geld wäre im Grundeinkommen gesünder angelegt.
    Überfluss erzeugt Mangel
    Die Krankheit des Systems – die Tatsache, dass es vielen schwerfällt, sich über ihre Erwerbsarbeit hinaus zu definieren – wird in der amerikanischen Tragikomödie »Up in the Air« großartig vor Augen geführt: Die von George Clooney verkörperte Hauptfigur, Ryan, hat die undankbare Aufgabe, rund um den Globus Manager darin zu unterstützen, ihre Mitarbeiter vor die Tür zu setzen. Er gilt als Bester in seinem Job, was ihm aber nichts bedeutet. Er ist vom Ehrgeiz besessen, als siebter Mensch die Zehn-Millionen-Bonusmeilen-Schallmauer einer Fluggesellschaft zu durchbrechen. Der Meister der Rationalisierung und Effizienz wird jedoch eines Tages von der jüngeren Kollegin überrundet, die zur Effizienzsteigerung vorschlägt, Kündigungsgespräche nicht mehr vor Ort, sondern per Videokonferenz zu führen. Damit ist auch Ryans Arbeitsplatz bedroht – und er muss sich die Frage stellen, was er stattdessen mit seinem Leben anfangen könnte: Eine Konzentration auf Familie, Freunde und Liebe, wie sie es ihm seine junge Kollegin vorschlägt, kommt ihm seltsam unzureichend vor. Ein solches Leben würde ihm nicht genügen und ihn zugleich überfordern.
    Es ist schwer, sich eine Existenz außerhalb von Erwerbsarbeit vorzustellen. Mit ihr verbinden wir unsere Identität, unseren Status, die für den Menschen so notwendige soziale Kommunikation. Schwer ist es auch deshalb, weil die Fähigkeit, sich die Frage zu stellen, was das Leben stattdessen konturieren könnte, uns nicht beigebracht wurde. Vielmehr grenzen solche Reflexionen an ein Tabu. In dieser Republik, die sich mehr als die meisten Länder auf der Welt über bezahlteArbeit definiert, wird der Verlust von Arbeit noch nicht als Befreiung gedacht, anderen Tätigkeiten nachgehen zu können – die Philosophin Hannah Arendt nennt dieses entfesselte Leben »Vita activa«. Die evangelische Kirche von Westfalen resümierte schon 1983: »Wenn die Erwerbsarbeit ausgeht, dann besteht die Möglichkeit und Notwendigkeit, den Reichtum der Vita activa wiederzuentdecken und neu zu beleben.« Aber noch ist sie nicht Gegenstand breiter öffentlicher Diskussion, auch weil z.B. die Gewerkschaften sie nicht führen wollen.
    In der Grundeinkommensbewegung ist die Frage zentral: Wie wollen und wie können wir eigentlich leben in einer Welt, in der alle Güter im Übermaß vorhanden sind? Und in der doch gleichzeitig Mangel, zum Beispiel an Sinn, herrscht.
    Der Psychoanalytiker und Sozialpsychologe Erich Fromm hat in »Psychologische Aspekte zur Frage eines garantierten Einkommens für alle« (1966) die Verknüpfung von Mangel und Überfluss in unserer Zeit beschrieben:
    »Der Übergang von einer Psychologie des Mangels zu einer des Überflusses bedeutet einen der wichtigsten Schritte in der menschlichen Entwicklung. Eine Psychologie des Mangels erzeugt Angst, Neid und Egoismus. Eine Psychologie des Überflusses erzeugt Initiative, Glaube an das Leben und Solidarität. Tatsache ist jedoch, dass die meisten Menschen psychologisch immer noch in der ökonomischen Bedingung des Mangels befangen sind, während die industrialisierte Welt im Begriff ist, in ein neues Zeitalter des ökonomischen Überflusses einzutreten. Aber wegen dieser psychologischen ›Phasenverschiebung‹ sind viele Menschen nicht einmal imstande, neue Ideen wie die eines garantierten Einkommens zu begreifen, denn traditionelle Ideen werden gewöhnlich von Gefühlenbestimmt, die ihren Ursprung in früheren Gesellschaftsformen haben.«
    Zu den Gütern, die im

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