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1.000 Euro für jeden

Titel: 1.000 Euro für jeden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz W. Adrienne; Werner Goehler
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bedingungsloses Elterngeld. Die Geburt meines Sohnes hat mich und meine Familie zu Testpersonen in Sachen BGE bzw. BIG gemacht. Jeden Monat werden mir 1200 Euro auf mein Konto überwiesen, mit denen ich machen kann, was ich will. Nachdem nun die Hälfte meiner Testzeit verstrichen ist, habe ich ein erstes vorsichtiges Resümee über die Vorteile eines Grundeinkommens gezogen: Nein, ich bin nicht fauler geworden – ich arbeite nur weniger –, schließlich muss ich mich ja jetzt mit um ein Baby kümmern. Ja, es entspannt die Situation sehr, wenn man nicht jeden Job annehmen muss. Es entspannt auch das Gewissen, wenn man sich die Bio-Babynahrung, die Öko-Windeln und auch noch gesunde Lebensmittel für die Erwachsenen einfach so leisten kann, ohne viel Geld dazu zu verdienen. Das übrigens ist die einzige Bedingung für die Auszahlung des Elterngeldes in besagter Höhe – dass ich ansonsten kein Geld verdiene. Bei einem bedingungslosen Grundeinkommen würde ich natürlich weiterarbeiten wollen. Und als Selbständiger will ich, dass meine Arbeit nicht nur gewürdigt, sondern auch vernünftig bezahlt wird. Nur weil aus einer Quelle Geld auf mein Konto sprudelt, ohne das ich etwas dafür tue, verliere ich nicht meinen Geschäftssinn. Heißt das, dass ich nicht wirklich mit dem Segen umgehen kann, der da auf mich herabregnet? Ein besserer Mensch bin ich zumindest nicht geworden. Der Bezug des temporären BGE erleichtert mir zwar eine gewisse Mildtätigkeit und Freigiebigkeit gegenüber weniger wohlhabenden Menschen. Einen Studenten als Babysitter zu bezahlen, fällt viel leichter als ohne BGE – natürlich entsprechend der mickrigen Tarife, die man sonst so hört, man will ja nicht die Marktpreise in die Höhe treiben. Die Höhe der Almosen, die ich im öffentlichen Raum verteile, ist nicht gestiegen, ich zahle auch keine höheren Trinkgelder. Alles in allem ist das meiste beim Alten geblieben. Was mich zu dem Gedanken geleitete, ob nicht viele wie ich eine bessere Anleitung vertragen könnten, wie man die geschenkte Zeit und den geschenkten Wohlstand dazu verwendet, die Welt zu verbessern. Das wäre eine gute einzige Bedingung des bedingungslosen Grundeinkommens. Ein bisschen allerdings ist die Welt auch bei uns eine bessere geworden, denn mein Sohn würde sich – wäre er der Sprache bereits mächtig – schon bedanken für die Entschleunigungspauschale, die das Elterngeld für seinen Vater bedeutet.«
    Solange es nicht genügend Kindergartenplätze gibt und solange Frauen noch immer durchschnittlich zwanzig Prozent weniger verdienen als Männer, werden es weiterhin weniger Väter wie Benjamin Foerster-Baldenius, sondern die Frauen sein, die zu Hause bleiben: 95 Prozent der Mütter unterbrechen für die Kinderbetreuung ihre Erwerbstätigkeit und riskierenberufliche Einschränkungen. Betriebliche Angebote, wie zum Beispiel Teilzeit während der Elternzeit, Gleitzeit oder Arbeitszeitkonten, nehmen überwiegend Frauen in Anspruch.
    Vor den gleichen Problemen stehen die Frauen, die pflegebedürftige Angehörige versorgen müssen oder wollen. Im Altenbericht der Regierung von 2007 ist festgehalten, dass Frauen genauso oft wegen eines Pflegefalls ihre Stellen aufgeben wie wegen kleiner Kinder. Je geringer ihr Gehalt, desto eher sind sie bereit, die Berufstätigkeit abzubrechen oder doch mindestens zu unterbrechen. Denn wer ohnehin arm ist, entscheidet sich eher für die genauso schlecht bezahlte, aber sinnvollere Arbeit – um wenigstens theoretisch bis zu 665 Euro im Monat von der Pflegeversicherung zu erhalten. Dieser Höchstbetrag wird praktisch jedoch kaum jemals ausgeschüttet – um ihn zu erhalten, bedarf es einer bürokratischen Odyssee, die menschenunwürdig zu nennen ist.
    Mehr als siebzig Prozent aller Pflegebedürftigen werden zu Hause betreut – zwar in steigendem Umfang von professionellen Pflegekräften, aber oft auch von meist weiblichen Angehörigen, die darüber selbst oft psychisch erkranken, etwa weil alte Konflikte aus der Kindheit wieder aufbrechen. Immer öfter berichten Wohlfahrtsverbände von Gewalt gegen Alte in den Familien. Eine dauerhafte Betreuung durch unbelastete Dritte ist aber meist nicht finanzierbar. Daher boomt der Markt für illegal in Privathaushalten beschäftigte Frauen aus Ländern wie Polen oder der Ukraine, den Philippinen oder Sri Lanka, die oft zu unzumutbaren Bedingungen für die Rundumbetreuung der Angehörigen zuständig sind. Die Sozialwissenschaftlerin Barbara Duden

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