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1.000 Euro für jeden

Titel: 1.000 Euro für jeden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz W. Adrienne; Werner Goehler
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nimmt an, dass 2025 über 40 Prozent aller Haushalte aus nur einer Person bestehen werden, in den Stadtstaaten sogar über 50 Prozent. Die Mehrheit gibt gleichzeitig an, diesen Zustand unbefriedigend zu finden.
    Immer mehr Menschen wollen sich zusammentun, ohne deswegen ihre Eigenständigkeit aufzugeben. An die Stelle der familiären Zwangsgemeinschaft tritt die solidarische Wahlverwandtschaft. In Frankreich wurde bereits 1999 der zivile Solidaritätspakt »Pacs« (»pactes civiles de solidarité«) begründet, der zwischen zwei Menschen gleichen oder unterschiedlichen Geschlechts einen Vertrag ermöglicht, der von beiden Seiten mit einer Frist von drei Monaten jederzeit wieder aufgelöst werden kann. Anders als bei der herkömmlichen Ehe wirddabei kein Unterhaltsmodell geschaffen. Prinzipiell gilt die Gütertrennung, für die sich inzwischen ja auch die Mehrheit der Ehepartner entscheidet. Die »Pacs« sind inzwischen zu einer normalen Form des Zusammenlebens in Frankreich geworden. So hat sich die Zahl der »Pacs« seit der Einführung versechsfacht: 2008 wählten schon 145000 Paare diese eheähnliche Form des Zusammenlebens. Eheschließungen stagnieren in Frankreich seit Jahren bei rund 270000.
    Familie im Zeichen des
Grundeinkommens
    Das Statistische Bundesamt ist weiter als die Gesetzgebung, denn die sieht in ihrem Bestimmungsdickicht immer noch eine unübersichtliche Zahl »familienbezogener Transferleistungen« vor, die den Tarif-Wirrwarr von Telefongesellschaften und Energieversorgern noch um Längen schlägt. Man wird einfach das Gefühl nicht los, dass es die Absicht dieses Dickichts ist, zu verhindern, dass die Transferleistungen auch in vollem Umfang in Anspruch genommen werden. Die Sprache dieser Gesetzgebungen kann auch nur eine kleine Minderheit verstehen, offenbar eine wirksame Methode: Geld einsparen durch Entmutigung.
    Joachim Mischke, Autor eines Buches zu Grundsicherungsmodellen, erhärtet diesen Verdacht: »Seit Bestehen der Bundesrepublik hat sich eine gigantische Sozialbürokratie herausgebildet, die mit 38 unterschiedlichen Arten von Behörden und Quasibehörden 155 steuer- und beitragsfinanzierte Sozialleistungenverwaltet.« Und 1984, zu einer Zeit, als wir noch in D-Mark dachten, rechnete der Deutsche Städtetag vor, dass für die Vergabe von 18,7 Milliarden D-Mark Sozialhilfe 5,4 Milliarden D-Mark Verwaltungskosten anfielen.
    Adrienne Goehler nennt das »tote Arbeit, die auf der Seele der Republik lastet« und die verhindert, dass wir andere Wege beschreiten können, weil sie die Energien im Falschen bindet. Das bedingungslose Grundeinkommen wäre eine spürbare Befreiung von dieser toten Arbeit. Wir könnten uns auf den Weg machen, andere Formen der Koexistenz zu suchen, neue Modelle der gegenseitigen Fürsorge zu entwickeln.
    Unser heutiger Sozialstaat basiert auf einer Idee von Familie, wie es sie gar nicht mehr gibt. Das heißt aber auch: Der familiäre Mikrokosmos bietet keine Grundsicherheit mehr. Erforderlich ist deswegen eine neue Art von Fürsorge gegenüber den Individuen der Gesellschaft, die sich in losen Netzwerken zusammenschließen und eben auch wieder trennen. Genau das leistet das bedingungslose Grundeinkommen.
    Vor allem den Kindern käme es zugute, die heute eben in den unterschiedlichsten Konstellationen aufwachsen. Sie bräuchten daher unabhängige Grundsicherung und einen eigenen Rechtsanspruch, unabhängig davon, in welcher Familienform sie leben. Das an sie gezahlte Grundeinkommen müsste nicht von herkömmlichen Erziehungs berechtigten verwaltet werden, sondern von denen die die Erziehungs verantwortung übernehmen. In Otjivero, Namibia, wurde das Geld für die Kinder und Jugendlichen an die am nächsten stehende weibliche Bezugsperson ausbezahlt, »the primary care-giver«: an die also, die sich wirklich kümmert.
    Und wie in Namibia, würde das Frauen überall ganz anders ihren Männern gegenüber ermächtigen.

11. Kapitel:
    Es funktioniert – Grundeinkommen
in Namibia und andernorts
    Zukunft von Afrika lernen
    Beim Millenniumsgipfel der Vereinten Nationen im Jahr 2000 einigte man sich auf einen Maßnahmenkatalog, um die weltweite Armut bis 2015 zu halbieren. Wie bekannt, sind wir von diesem Ziel weit entfernt. Gegenwärtig hungern mehr Menschen auf der Welt denn je, die Welthungerhilfe geht von knapp einer Milliarde aus. Zwischen 40 bis 70Mrd. US-Dollar pro Jahr wären nötig, um die Kinder- und Müttersterblichkeit drastisch zu reduzieren, allen Kindern

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