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Erklärungen wurden wesentlich inspiriert von den Philosophen der Aufklärung wie John Locke, Thomas Paine, Charles Montesquieu oder Immanuel Kant. Allen ging es um die Verbindung von Natur- und Menschenrechten, um Vernunft und Selbstbestimmung.
Doch wie bei den meisten gesellschaftlichen Umbrüchen waren der Auslöser von »Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit« tiefe Not und das Erleben von großer Ungerechtigkeit. Auch auf den Straßen von Paris ging es um Existentielles. Die Brotpreise waren in jenen revolutionären Sommermonaten nach der Missernte des Vorjahres und einem ungewöhnlich harten Winter auf Rekordhöhen gestiegen. Die hungrige Landbevölkerung strömte in die Stadt, auf der verzweifelten Suche nach Nahrung.
König Ludwig XVI. verkannte die politische Brisanz der Stunde völlig. Von seiner Gemahlin Marie Antoinette ist der legendäre Satz überliefert: »Was jammert das Volk? Wenn es kein Brot hat, dann soll es doch Kuchen essen!« Über Monate harrte der Monarch mit seinem Hofstaat noch im barocken Schloss Versailles aus, beobachtete das revolutionäre Paris aus der Ferne, bis er im Oktober 1789 von aufgebrachten Menschen in die Stadt getrieben und zum Gefangenen seiner Untertanen wurde. Vier Jahre später wurde er öffentlich per Guillotine hingerichtet.
Er hinterließ ein Land am Rande des Staatsbankrotts. Das teure Leben von Adel und Klerus, der verschwenderische Lebenswandeldes Hofstaates selbst und mehrere teure Kriege in der Jahrhundertmitte hatten nicht nur die Staatskassen geleert, sondern auch die Schulden ins Unermessliche steigen lassen: Schon seit Jahren floss etwa ein Drittel aller Staatsausgaben in die Schuldentilgung, 1788 war es sogar mehr als die Hälfte der Steuereinnahmen – Frankreich stand kurz vor dem Finanzkollaps. Als die Menschen in der Hungersnot des Jahres 1789 gegen die permanent gestiegenen Abgabepflichten, die Wege- und Brückenzölle, die Frondienste und alle herrschaftlichen Sonderrechte protestierten, hatte das Land keinen finanziellen Spielraum mehr, um den Forderungen nachzugeben. Aber selbst mit Geld wäre die Revolution nicht mehr aufzuhalten gewesen.
Der sogenannte »Dritte Stand«, etwa 85 Prozent der Bevölkerung, bestand zwar aus gut zwanzig Millionen bäuerlichen Analphabeten. Zu ihm gehörten jedoch auch etwa vier Millionen gebildete Bürgerinnen und Bürger, eine aufstrebende Schicht aus Händlern und Kaufleuten, Anwälten und Ärzten, zudem Gelehrte und Künstler, die sich zunehmend gegen ihre politische Rechtlosigkeit auflehnten.
Jede Veränderung muss erst
einmal gedacht werden
Wie bei jeder großen Veränderung ging den mutigen Taten ein mutiges Denken voraus. Jede Revolution braucht einige, die sie denken können. Die Französische Revolution hatte nicht in jenen dramatischen Monaten rund um den 14. Juli1789 begonnen. Der Umbruch war lange zuvor mit umwälzenden Ideen verschiedener Dichter und Denker eingeleitet worden, die den Niedergang gedanklich vorwegnahmen: Voltaire, Diderot, Rousseau und die Frauenrechtlerin Olympe de Gouges. Sie kämpften mit den Waffen des Geistes gegen Unfreiheit, Rechtlosigkeit und Intoleranz, lange bevor der knurrende Magen das französische Volk an die Bajonette und Kanonen trieb. Das Bürgertum hatte sich von den Ideen der Aufklärung anstecken lassen: »Sapere aude – Habe Mut, dich deines Verstandes zu bedienen«, lautete das Credo jener Zeit, die auf Wissen, kritischen Verstand und technischen Fortschritt setzte. Man wollte sich – wie Kant es gefordert hatte – aus der »selbstverschuldeten Unmündigkeit« befreien, in eine neue Zeit aufbrechen, in der nicht die Gnade der Geburt über die Machtverhältnisse im Land entscheidet, sondern der Mut, sich des eigenen Verstandes zu bedienen.
Zur Hymne der rebellischen Frauen und Männer wurde die Rede des Barbiers aus dem 1784 nach mehrjähriger Zensur endlich uraufgeführten Theaterstück »Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit«, das die Grundlage von Mozarts Oper »Die Hochzeit des Figaro« bildet: »Adel, Reichtümer, Ränge und Ämter! Wie Euch das doch so hocherhaben und mächtig macht?! Und womit habt Ihr das alles verdient? Damit, dass Ihr gnädig zur Welt zu kommen geruhtet. Und das ist schon alles.«
Der Figaro wurde in Frankreich zur Symbolfigur eines Mannes, der zwar ohnmächtig, aber im Bewusstsein seiner natürlichen Rechte aufsässig ist und sich in freier Rede, mit Witz und Verstand gegen die adelige Übermacht durchsetzt. Die französische
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