1.000 Euro für jeden
Lebensstandard sichert, selbst wenn er schlechter bezahlt ist. Mit
tausend Euro Grundeinkommen käme sie auch mit einem Arbeitslohn von 1500 Euro
auf das jetzige Einkommensniveau. Entweder legt Herr Friedman sich also einen
anderen Führungsstil zu und der Job fiele nicht in die Kategorie
»Schmutzarbeit«, oder aber er findet jemanden, der das ihm zusätzlich zum
Grundeinkommen gezahlte Salär attraktiv genug findet, um dafür einen ganzen
Monat bei ihm zu »malochen«. Das werden vielleicht nicht mehr allzu viele sein.
Bei
einer Lesung in einer Grundschule wurde Götz Werner einmal von einem Kind
gefragt: »Sag mal, seit wann arbeitest du denn eigentlich?« Auf die Gegenfrage,
was denn Arbeit überhaupt sei, waren sich die Kinder schnell einig: »Arbeit
ist, was gut bezahlt wird.« Götz Werner hakte nach: »Und wie ist das, wenn Mama
oder Papa was für euch tun? Oder wenn euch die Oma bei den Hausaufgaben hilft?
Ist das keine Arbeit?« Da gerieten die Kinder ins Grübeln. Ein Mädchen
erklärte: »Mama macht das alles für uns, obwohl sie das nicht gerne macht.« Und
ein Junge ergänzte rasch: »Ja, ja, aber die Mama macht das, weil sie uns
liebt!«
In den
Antworten und Ansichten der Kinder spiegeln sich unsere gesellschaftlichen
Werte, nach denen wir bestimmte Arbeiten weder bezahlen noch überhaupt als
Arbeit anerkennen: »Sag mal, arbeitest du noch, oder bist du jetzt nur noch zu
Hause bei den Kindern?«, ist eine der abwertenden Fragen, die aufzeigt, wie
der, der da spricht, über den Wert von Kinderbetreuung und Erziehung denkt:
Windeln wechseln, Brei kochen, bei den Hausaufgaben helfen – das ist keine
Arbeit, das ist Liebe! Frauen und Männer, die in Elternzeit gehen: reine
Liebhaberei!? Wäsche waschen, bügeln, nähen: leichte Tätigkeiten ? Das alles
wird erst als Arbeit anerkannt, wenn daraus eine bezahlte Dienstleistung wird,
eine Reinigung, eine Heißmangel oder Änderungsschneiderei.
Genau
mit dieser Diskrepanz der Arbeitsbegriffe spielt die Vorwerk-Werbe-Kampagne zur
»Familien-Managerin«, die vielen im Gedächtnis geblieben sein dürfte: Auf einer
Party wird eine Frau gefragt, was sie denn arbeite, und während sie kurz über
ihre Antwort nachdenkt, sieht man in schnellen Schnitten das übliche Chaos
einer Kleinfamilie – Geschirrstapel in der Küche, Wäscheberge im Keller,
ein Kind, das Hilfe bei den Hausaufgaben braucht, eines, das sich das Knie
aufgeschlagen hat, ein bellender Hund und so weiter – bis die Frau endlich
antwortet: »Ich führe ein sehr erfolgreiches kleines Familienunternehmen.« Der
Werbespot hat viel Resonanz hervorgerufen, weil er die mangelnde Wertschätzung
von Müttern so schön sichtbar macht und elegant in eine selbstbewusste
Grundhaltung der Familien-Managerin überführt.
Das Grundeinkommen erhöht
die
Freiheit, »Nein« zu sagen
Auftrag-
und Arbeitgeber müssten also durchaus damit rechnen, dass FreiberuflerInnen und
Angestellte selbstbewusster werden, wenn sie wissen, dass eine Kündigung oder
der Verlust eines Auftrags sie nicht an den Rand der Existenz führen. Das
Grundeinkommen würde die Freiheit vergrößern, gerade zu sinnentleerter und
schlechtbezahlter Arbeit »Nein« zu sagen.
Ganz
sicher würden viele Unternehmen ihre Strategien gewaltig überdenken müssen,
wenn davon auszugehen wäre, dass Menschen nicht mehr um jeden Preis ihren
entwürdigenden Arbeitsplatz behalten müssten, weil die Angst zu verelenden
wegfiele. Es würde zur Herausforderung, Arbeitplätze zu schaffen, in denen
Menschen auch dann noch arbeiten wollen, wenn sie nicht mehr um jeden Preis
müssen. Dabei würde es vermutlich nicht nur um Bezahlung gehen, sondern um
Faktoren wie Betriebsklima, Kinderbetreuung, Weiterbildungsprogramme oder
intelligente Arbeitszeitmodelle.
Wir
können uns jede Menge Unternehmen vorstellen, die um Arbeitskräfte bangen
müssten; etwa Subsubunternehmen, die derzeit allein Billigstarbeitskräfte beschäftigen –
Callcenter, Reinigungsunternehmen, Gastronomie- und Baubetriebe. Sie würden
besser bezahlen müssen oder untergehen, was man gesamtgesellschaftlich wohl
kaum als großen Verlust verbuchen müsste. Unternehmen, die menschenwürdige
Arbeit anbieten und dafür auch angemessen bezahlen, würden jedenfalls keinen
Mangel an Arbeitskräften zu befürchten haben, wenn es sich nicht gerade um
aussterbende Branchen handelt.
Denn so
viel sich auf allen Ebenen in der Gesellschaft auch verändern würde, wenn alle
Menschen tausend Euro im Monat
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