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1001 - Die Jäger von Chircool

Titel: 1001 - Die Jäger von Chircool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hockte auf den Stufen der Kochhütte hinter dem Haus und lächelte, als sie Brether Faddon erblickte.
    „Du scheinst gewußt zu haben, daß wir kommen!" bemerkte Brether.
    Ysabel schüttelte den Kopf und nahm ihm die Keulen ab.
    „Ich wußte nicht, daß ihr es sein würdet", erklärte sie. „Aber irgendeiner von euch würde sich schon daran erinnern, daß Ming und ich das Essen aus der Bordküche nicht beson-ders mögen."
    „Es ist nichts als Eigennutz", gestand der Jäger verlegen. „Du bist die beste Köchin im Dorf."
    „So etwas kann nur ein Jäger sagen", murmelte Ysabel spöttisch. Sie nahm die Farnblätter und trug sie samt den Keulen in die Hütte. Dort standen auf einem großen, sauberen Tisch allerlei Gewürze bereit. Auf dem Herd flackerte das Feuer, und der Geruch nach Rauch und Kräutern ließ dem Jäger das Wasser im Mund zusammenlaufen. Er lehnte sich an den offenen Türrahmen und beobachtete Ysabel, die die Keulen häutete und in passende Stücke zerlegte. Sie rieb das Fleisch mit Gewürzen ein, zerstampfte Kräuter, Beeren und allerlei andere Zutaten und umhüllte einige Bratenstücke mit der dicken Paste, ehe sie die Farnblätter darumlegte. Erst da fiel es dem Jäger auf, daß die Blätter frisch und grün waren.
    „Warst du im Wald?" fragte er.
    „Hast du hier im Dorf schon einmal einen Korbfarn gesehen?" fragte Ysabel zurück.
    „Sie gedeihen bei uns nicht, das weißt du doch. Es ist, als würde die bloße Nähe von Betschi-den sie töten."
    Brether nickte. Die Pflanzen von Chircool lehnten es offenbar ab, sich in ordentlichen Reihen auf Feldern anpflanzen zu lassen. Kaum ein Dutzend Arten wurden auf den Feldern gezogen, und sie brachten unter der Obhut der Betschiden kaum ein Drittel der Menge an eßbaren Blättern, Früchten oder Wurzeln, die eine freiwachsende Pflanze der-selben Art lieferte, wenn man sie im Dschungel aberntete.
    „Es sind Chircools unterwegs", sagte er. „Sei vorsichtig, wenn du das Dorf verläßt."
    „Das Schlimme an euch jungen Leuten", sagte Ysabel gedehnt, „ist, daß ihr uns älteren nichts zutraut."
    „So habe ich es nicht gemeint", wehrte Brether hastig ab. „Wir haben die Chircools wei-ter draußen getroffen, aber es könnte durchaus sein, daß sich auch ein paar in unmittel-barer Nähe des Dorfes herumtreiben. Damit konnte schließlich niemand rechnen, bevor die Biester über uns hergefallen sind."
    Ysabel schichtete die Fleischstücke in eine Form aus gebranntem Lehm.
    „Es gibt nur zwei Arten von Gefahren, die einem im Dschungel drohen", sagte sie dabei gelassen. „Tödlich ist alles, worauf man sich so gründlich vorbereitet, daß man sich völlig sicher glaubt. Nicht weniger gefährlich ist das, was einem ohne Vorwarnung begegnet. Ich war früher eine gute Jägerin, junger Mann. Ich wäre sonst wohl kaum so alt geworden. Was die Chircools betrifft - ich hasse diese Biester. Wenn eines in der Nähe ist, dann rie-che ich das. Ich habe es auch heute gerochen, aber da war es leider schon zu spät, euch Jäger zu warnen. Hilf mir mal, diese Form aufs Feuer zu stellen."
    Brether Faddon tat, wie ihm befohlen, und verdrückte sich dann eiligst. Er hatte das Ge-fühl, sich lächerlich gemacht zu haben, als er versuchte, die alte Ysabel vor den Chircools zu warnen.
     
    *
     
    Brether Faddon hatte durch seinen Abstecher in die Kochhütte nichts versäumt. Surfo Mallagan und Scoutie saßen auf den Stufen vor dem Haus und warteten. Gerade als Brether um die Ecke bog, steckte Doc Ming den Kopf zur Tür hinaus.
    „Er ist jetzt wach", sagte er. „Kommt!"
    Sie folgten ihm hastig in das Innere der Behausung.
    Doc Mings Hütte war die größte nach der „Kommandozentrale" des Kapitäns. Die meis-ten „Kabinen" bestanden aus einem einzigen großen Raum, an dessen hinterer Wand sich die „Kojen" befanden - offene Nischen, die durch geflochtene Wände aus Pflanzenfa-sern voneinander getrennt waren. Aus Häuten oder ebenfalls aus Fasern bestehende Vorhänge sicherten dem Benutzer einer solchen Koje ein geringes Maß an Privatleben, In Doc Mings Haus dagegen gab es feste Trennwände, die aus trockenem Holz bestanden. Die einzelnen Zimmer hatten verschließbare Türen und sogar Fenster, vor die dünnge-schabte Hasenhaut gespannt war. Ein leichter Geruch nach Rauch hing in der Luft. Im Haus des Heilers waren zur Zeit außer Jörg Breiskoll vier kranke Betschiden unterge-bracht, die ausnahmslos an Krankheiten litten, wie sie zur Zeit der großen Regenfälle

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