1001 - Die Jäger von Chircool
aufbringen."
„Auch die Jäger denken nicht alle so wie wir."
„Na schön", murmelte Mallagan.
„Vielleicht stimmt das, aber sie stehen trotzdem auf unserer Seite, und solange der alte Ming lebt, wird sich daran nichts ändern."
„Ich bin gespannt, was er uns über die Chircools erzählen wird", bemerkte Scoutie.
„Etwas Erfreuliches wird es wohl kaum sein", meinte Brether Faddon. „Mir ist das irgendwie unheimlich. An den Grenzen unseres Jagdreviers lauern Hunderte von Jaguaren den Chircools auf. Ich kann mir zur Not vorstellen, daß es einigen von diesen Bestien ge-lingt, durch den Ring der Jaguare hindurchzuschlüpfen, noch dazu während der Regen-zeit, aber mit denen, die Jörg, Djin und Lerana erledigt haben, müssen es mehr als fünfzig gewesen sein."
„Die anderen Jäger werden sich früher oder später bei Doc Ming einfinden", sagte Surfo Mallagan. „Wenn sie ebenfalls über Zusammenstöße mit Chircools zu berichten haben, wissen wir zumindest eines: An den Jaguaren kann es dann nicht liegen."
„Ob den Leuten von der SOL wohl bewußt war, auf welche Gefahren unsere Vorfahren treffen würden?" fragte Scoutie plötzlich. „Ich meine, auch wenn es sich um Meuterer ge-handelt hat - hätten sie sie nicht auf einer etwas freundlicheren Welt absetzen können?"
„Wir wissen nicht, wie es auf anderen Planeten aussieht", gab Mallagan zu bedenken.
„Vielleicht geht es dort noch viel schlimmer zu."
„Da hast du auch wieder recht", murmelte das Mädchen nachdenklich.
„Außerdem", fuhr Mallagan fort, „ist es doch eigentlich halb so schlimm. Der Dschungel könnte uns mehr Nahrung liefern, als wir aufessen könnten, und sogar mit den Chircools sind wir bis jetzt fertig geworden. Das einzige Problem bilden die Betschiden selbst. Der größte Teil der Dorfbewohner klammert sich an die Wahnidee, sich nicht auf einem Plane-ten, sondern in einem Schiff zu befinden. Sie sind nicht bereit, die Wahrheit zu akzeptie-ren, und darum sind sie unfähig, sich auf die Gesetze von Chircool einzustellen. Ab und zu werden Kinder geboren, die aus dieser Enge wegstreben, und diese Kinder werden zu Jägern ausgebildet. Ohne die Jäger wären die Betschiden verloren. Trotzdem verachten die Betschiden mitunter Menschen wie uns."
„Sie halten uns für Rückentwicklungen", stieß Brether ärgerlich hervor.
„Ganz so schlimm ist es nun auch wieder nicht", behauptete Mallagan beschwichtigend. „Abgesehen davon - vielleicht haben sie sogar recht? Unsere Buhrlo-Narben sind weniger zahlreich und meistens auch nicht so groß wie die der Dorfbewohner."
„Was macht das schon aus?" fragte Brether ärgerlich. „Die Narben haben nicht den ge-ringsten Nutzen für uns. Wenn ich keine hätte, würde ich mich um keinen Deut anders fühlen als jetzt."
„Bist du sicher?"
„Worauf willst du eigentlich hinaus, Surfo?" fragte Scoutie gespannt.
Der Jäger zuckte die Schultern.
„Die Buhrlo-Narben müssen eine ganz besondere Bedeutung haben", murmelte er nachdenklich. „Schade, daß so vieles in Vergessenheit geraten ist. Doc Ming erzählte mir während der Regenzeit eine Sage. Darin heißt es, daß unsere Vorfahren viel größere Narben gehabt haben sollen. Einige waren sogar völlig davon bedeckt. Aus Zorn über die Verbannung aus der SOL sollen zwei von unseren Vorfahren versucht haben, ihre Buhrlo-Narben zu entfernen.
Da hörte man zum erstenmal die Stimme des Alten vom Berg, und er sagte zu ihnen: ‚Rührt die Narben nicht an. Sie sind das einzige, was euch mit der SOL verbindet.
Solan-ge ihr sie tragt, besteht für euch die Hoffnung, daß ihr euch dem Leben im Schiff wieder eingliedern könnt.’ Von diesem Augenblick an trug jeder Betschide seine Narben voller Stolz."
„Das deutet eher darauf hin, daß man den Narben nach der Landung auf Chircool eine Bedeutung beimaß, die sie vorher gar nicht hatten", bemerkte Brether Faddon skeptisch.
„Das glaube ich nicht", erwiderte Mallagan. „Aber wir können noch oft genug darüber sprechen. Doc Ming dürfte allmählich ungeduldig werden."
Sie hatten die Hütte erreicht, in der der Heiler mit seiner Gefährtin, einer ehemaligen Jä-gerin, hauste. Brether Faddon nahm Scoutie die drei Keulen ab und begab sich auf die Suche nach Ysabel, die sich wie kein anderer Betschide darauf verstand, einen guten Braten zuzubereiten.
Ysabel war soeben damit beschäftigt, zwei Korbfarnwedel zu zerpflücken, und eine wah-re Wolke von aromatischen Gerüchen umgab die alte Jägerin. Sie
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