1001 - Die Jäger von Chircool
gleichgültig. Es beobachtete nur. Ich spürte, wie es in St. Vains Haus he-rumschlich. Irgend etwas hat es dort getan, aber ich konnte nicht herausfinden, was das war, Es nahm etwas in seine - Hände, und dann machte es etwas damit und legte es wie-der hin. Ich spürte, daß es sich zu der Tür hin bewegte, die auf die Felder hinausführt. Es begegnete der Gefährtin des Kapitals, aber sie reagierte nicht darauf. Dann trat es vor die Tür hinaus und bewegte sich plötzlich unheimlich schnell. Da verlor ich die Nerven. Ich wollte wissen, was ich da beobachtet hatte, und darum rannte ich hinterher."
Die Jäger und Doc Ming starrten den katzenhaften Jungen gebannt an. Jörg strich sich mit der Hand über die Stirn und fuhr fort: „Wenn ich einen Betschiden auf diese Weise beobachte, fällt es mir nicht schwer, ihm zu folgen, auch wenn der Betschide sich noch so schnell bewegt. Aber dieses Etwas war schneller als alle Jäger, die wir im Dorf haben. Es raste durch den Dschungel, und ich rannte hinterher, und plötzlich sah ich etwas, was ich noch nie gesehen habe."
Der Junge sah zu dem uralten Roboter hin.
„Etwas Ähnliches wie das dort", sagte er leise. „Es war nicht im Dschungel von Chircool entstanden, und kein Betschide hat jemals etwas gebaut oder gemacht, was diesem Et-was ähnlich sah. Es war geformt wie eine - ja, wie eine Frucht. Es war am einen Ende ganz dick, und am anderen Ende ganz dünn, und es war ziemlich groß. Es bestand aus Metall und aus einem Zeug, das durchsichtig war wie Kristall. Es hatte ein Loch, und vor diesem Loch stand ein - ein Ding! Es hatte einen komischen, eckigen Körper und zwei Arme mit Klauen daran. Viel mehr konnte ich nicht von ihm sehen, denn es stand zwi-schen hohen Pflanzen. Über dem Körper gab es etwas, das bunt war, gelb, orange - aber es waren Blüten zwischen mir und diesem Etwas. Dieses Ding beobachtete mich, das spürte ich, und es stand ganz still da. Plötzlich sagte es zu mir: ,Geh zur Lichtung! Deinen Freunden droht Gefahr.’ Und ich sagte: ,Wer bist da Was bist du?’ Und das Etwas sagte: ,Ich bin der Alte vom Berg.’ Dann drehte das Ding sich um, aber ich konnte immer noch nicht mehr von ihm sehen. Außerdem war ich wie benommen. Ich sah das Etwas plötzlich in der Keule aus Metall und etwas Durchsichtigem sitzen, und dann hörte ich das Sum-men. Es war sehr leise, aber ich wußte, daß man es sehr weit hören konnte. Das keulen-förmige Ding begann zu fliegen, es hob sich vom Boden ab und schwebte davon, und ich rannte ein Stück hinterher, aber ich war zu langsam, und schließlich erinnerte ich mich an die Warnung, die dieses - Wesen ausgesprochen hatte. Ich rannte zur Lichtung. Lerana und Djin waren am Leben, und es war nichts von einer Gefahr zu sehen, die ihnen drohte. Ich ging zu ihnen, und gleich darauf griffen die Chircools an."
Sekundenlang herrschte Schweigen.
„War es der Alte vom Berg?" fragte Doc Ming schließlich.
„Ich weiß es nicht!" rief Jörg verzweifelt. „Ich weiß ja nicht einmal, was es war. Als es in St. Vains Haus herumging, da war ich mir sicher, daß es lebte, aber als ich ihm gegen-über stand..."
Er deutete auf den Roboter.
„Das da sieht auch so aus, als könnte es leben", sagte er.
„Na schön", murmelte Mallagan schließlich. „Vielleicht war er es, vielleicht war er es auch nicht."
Er verzichtete darauf, die dritte Möglichkeit zu erwähnen - daß Jörg schlicht und einfach einer Halluzination zum Opfer gefallen war. Der katzenhafte Junge war in mancher Hin-sicht übersensibel. Es gab Pflanzen im Dschungel von Chircool, deren Blutenstaub, wenn man ihn in konzentrierter Form in sich aufnahm, berauschend wirkte und die seltsamsten Träume hervorrief. Auf den „Kater" mochte das Zeug selbst dann noch wirken, wenn kein anderer Betschide es wahrnahm.
Surfo Mallagan richtete sich energisch auf.
„Lassen wir den Alten vom Berg aus dem Spiel", sagte er rau. „Was ist mit den Chircools los, Doc Ming?"
„Ich habe euch bereits erzählt, was vor hundert Jahren geschah", sagte der Heiler seuf-zend. „Unzählige Chircools wanderten an unserem Dorf vorbei nach Norden. Ihr wißt, daß wir Heiler gewisse Überlieferungen hüten - schon vor langer Zeit hatte es eine solche Wanderung gegeben, und unsere Vorfahren nannten es eine Chircool-Stampede. Dein Urahn und ich und drei weitere Jäger folgten den Chircools. Diese Biester waren wie be-sessen. Sie marschierten nach Norden, und es kümmerte sie überhaupt nicht, welche
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