1001 - Die Jäger von Chircool
Hindernisse sich ihnen in den Weg stellten. Wir folgten ihnen bis in jenes Gebirge, in dem der Alte vorn Berg hausen soll. Wir befanden uns weit jenseits der Grenzen unseres Jagd-reviers, aber wir trafen auf nichts, was uns hätte angreifen können. Um etwas zu essen zu bekommen, mußten wir die Fährte der Chircools verlassen. Um in Gebiete zu gelangen, in denen es wenigstens ein paar grüne Blätter gab, mußten wir von der Mitte der Spur aus fünf bis sechs Stunden laufen, so breit war die Spur. In den Bergen fanden wir Tausende von toten Chircools. Sie starben an der Kälte, am Hunger, an Erschöpfung. Immer wieder fanden wir weibliche Tiere, und Doc Mallagan und ich schnitten unzählige von ihnen auf. Aus einem uns unbekannten Grund mußten die Weibchen den richtigen Zeitpunkt zur Ei-ablage verpaßt haben, und die Eier waren in ihnen weitergewachsen, bis verschiedene Organe so stark zusammengepreßt wurden, daß sie nicht mehr zu arbeiten vermochten. Keiner von uns verstand das. Die Chircools sind sicher nicht, sehr intelligent, aber wir konnten einfach nicht glauben, daß die Weibchen so dumm gewesen waren, über der Ra-serei dieses gigantischen Beutezugs eine so wichtige Sache zu vergessen."
Doc Ming deutete zu dem Mikroskop hin.
„Wenn wir das mitgehabt hätten, wären wir vielleicht schneller auf die Lösung des Rätsels gekommen. So blieb uns nichts anderes übrig, als den Chircools weiterhin zu folgen. Als wir dann endlich sehen konnten, was jenseits des Gebirges lag, da dachten wir, alle miteinander einen Alptraum zu erleben."
Den Heiler hielt es nicht mehr auf seinem Platz. Er sprang auf und ging unruhig auf und ab.
„Kein Betschide hatte sich je zuvor so weit vom Dorf entfernt", sagte er düster. „Wenn doch, dann kam er nicht zurück und konnte nichts von dem berichten, was er gesehen hatte. Wenn es aber einer versucht haben sollte, dann ist er sicher nicht ausgerechnet in das Gebirge hinaufgestiegen, wo es kalt ist und man kaum eine genießbare Beute findet. Vielleicht wußten unsere Urahnen, was jenseits des Gebirges lag, aber sie konnten ver-mutlich nicht einmal ahnen, was sie da sahen. Sie hätten sonst versucht, sich so weit wie möglich von diesem Ort zu entfernen."
„Was habt ihr gesehen?" fragte Mallagan ungeduldig.
Doc Ming zuckte leicht zusammen.
„Es gibt dort ein gigantisches Tal", sagte er rau. „Wir sahen Seen, in denen das Wasser kochte, und riesige Löcher im Boden, aus denen Dampf aufstieg. Und überall waren Chir-cools. Das ganze Tal war voll von ihnen. Wir waren noch viel zu weit weg, um zu ahnen, was sie dort unten taten, und es dauerte eine ganze Weile, ehe wir uns an den Abstieg wagten. Je näher wir ihnen kamen, desto offensichtlicher wurde für uns, daß der größte Teil von ihnen nicht mehr am Leben war. Nur einige tausend bewegten sich noch. Von weitem sah es aus, als ob sie miteinander kämpften. Andere gruben rund um die kochen-den Seen Löcher in den Boden. Wenn sie fertig waren, krochen sie in die Löcher hinein und kamen nicht wieder zum Vorschein. Doc Mallagan bestand darauf, daß wir nach un-ten gingen und wenigstens einige der Tiere untersuchten.
Erstaunlicherweise fanden wir zunächst nur Männchen. Viele von ihnen waren arg zerbissen, aber keines der Tiere wies eine tödliche Verletzung auf. Es war uns ein Rätsel, woran sie gestorben waren. Dann gerieten wir in die Nähe einiger noch lebender Tiere, und wir begannen zu begreifen, was in diesem Tal vorging. Was wir zuerst für einen Kampf auf Leben und Tod gehalten hat-ten, entpuppte sich als ein Paarungsritual.
Jetzt wurde uns klar, warum die Weibchen, die wir unterwegs gefunden hatten, nicht einfach den Zug der Chircools verlassen und ihre Eier irgendwo abgelegt hatten - es war ihnen nicht möglich gewesen, weil die Eier noch gar nicht befruchtet gewesen waren.
Das schien, gleich aus welchen Gründen, erst in die-sem Tal möglich zu sein. Wir sahen, daß die männlichen Tiere starben, sobald sie ihren Beitrag zur Erhaltung der Art geleistet hatten. Die Weibchen, die sich ihrer dicken Bäuche wegen kaum noch zu bewegen vermochten, krochen möglichst nahe an einen der ko-chenden Seen oder an den Rand eines dampfenden Schlundes heran und gruben sich dort ein. Was in ihren Höhlen geschah, weiß bis jetzt niemand. Wir wagten es nicht, eines der Tiere auszugraben und nachzusehen. Klar war uns nur, daß irgendwann junge Chir-cools aus diesen Höhlen herauskommen würden."
„Sie legen also Eier",
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