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1001 Kuss - und dann Schluss

1001 Kuss - und dann Schluss

Titel: 1001 Kuss - und dann Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Stephens
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ließ Razi mal dahingestellt sein. „Die Beduinen lassen Gewänder und andere Sachen hier, wenn sie durch die Wüste ziehen“, erklärte er. „Das ist hier so Brauch. Wer mehr hat, als er verwenden kann, überlässt es seinem Nächsten. Du kannst dir also gern ein Gewand aussuchen.“ Ihr war heiß in dem Kostüm, in einem kühlen Gewand würde sie sich bestimmt gleich wohler fühlen. Außerdem würde er den Anblick von Lucy in einem traditionellen Gewand gern für immer in seinem Herzen verschließen. „Wir sind hier ganz unter uns. Nimm doch ein erfrischendes Bad in der Lagune, und anschließend ziehst du dir ein Gewand an.“
    Oder umgekehrt, dachte Lucy, als Razi eine himmelblaue, mit Perlen und Strass bestickte Robe aus der Truhe zog und hochhielt. So etwas Wunderschönes hatte sie noch nie gesehen. Allerdings war das Gewand durchsichtig. „Hast du vielleicht noch ein anderes?“, fragte sie daher.
    „Dieses hier?“ Er hielt ein Männergewand hoch.
    „Perfekt.“ Sie nahm ihm das dunkle Gewand ab. Es war ihr mindestens drei Nummern zu groß.
    Razi hatte Feuer gemacht und kochte, als Lucy vom Schwimmen zurückkehrte. Während ihrer Abwesenheit hatte er viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Wie er es auch drehte und wendete, er fand immer nur eine Erklärung für ihr unerwartetes Auftauchen. Aber so etwas Wichtiges hätte sie ihm doch längst erzählt, oder?
    „Du kochst ja“, staunte sie.
    „Ich will doch nicht verhungern, wenn ich in der Wüste bin.“ Fast brachte er ein Lächeln zustande – gegen seinen Willen. Er wollte sich nicht entspannen, doch die Wüste hatte immer diese Wirkung auf ihn. Nur in dieser Einsamkeit verspürte er inneren Frieden. Er drehte sich um und bemerkte amüsiert, dass Lucy den tschador wie einen Schleier trug, anstatt ihn um den Kopf zu winden wie einen Turban und das Ende über die Nase zu ziehen und so zu befestigen, dass nur noch die Augen zu sehen waren. „Lass mich das mal machen“, meinte er, auch wenn das bedeutete, ihr gefährlich nahe zu kommen.
    „Habe ich etwas falsch gemacht?“, fragte sie besorgt.
    Er schob ihre kühlen Hände beiseite und arrangierte das lange Tuch neu, wobei er sehnsüchtig Lucys Duft einatmete. „So, jetzt sitzt es richtig“, sagte er zufrieden, als nur noch die Augen zu sehen waren und nicht der sinnliche Mund, den er so gern geküsst hätte. „Jetzt hätte ich gern eine Kamera dabei.“
    „Du machst dich lustig über mich.“
    „Du warst auch schon mal humorvoller.“ Er kehrte zum Feuer zurück.
    „Danke gleichfalls“, rief sie ihm nach.
    Das mussten sie beide erst einmal verdauen. Lucy verschwand im Pavillon, um ihre Sachen zusammenzulegen, während Razi sich ums Essen kümmerte.
    Als sie wieder herauskam, ließ er gerade ein Omelette auf einen Palmenwedel gleiten.
    „Lass es dir schmecken“, sagte er aufmunternd, nachdem sie sich im Schneidersitz ans Feuer gesetzt hatte. Noch immer versuchte er sich einzureden, Lucys Blässe wäre mit dem langen Flug zu erklären oder damit, dass sie nicht genug Flüssigkeit zu sich genommen hatte. Obwohl ein anderer Grund viel plausibler war.
    „Das riecht ja köstlich“, rief sie erstaunt.
    Beinahe hätten sie einander zugelächelt. Doch Lucy senkte schnell den Blick. Nun war Razi felsenfest davon überzeugt, dass sie ihm etwas verheimlichte.
    Sie nahm die Kopfbedeckung ab und machte sich über das Omelette her, als hätte sie seit Tagen nichts mehr gegessen. Razi erinnerte sich, dass sie auf einem anderen Gebiet ähnlich leidenschaftlich war. Sie waren hier völlig allein. Niemand konnte sie beobachten. Er hatte keine Zweifel, dass Lucy ihn begehrte, und er sehnte sich mehr denn je nach ihr. Dies war seine letzte Chance auszukosten, was hätte sein können. Und die lange Enthaltsamkeit, seit er Lucy verlassen hatte, hatte seinen Appetit angeregt.
    Wissend sah sie ihn an. Doch dann senkte sie schnell wieder den Blick, um sich nur ja nicht zu verraten.
    Nach dem Essen spülte Lucy sich die Hände in der Lagune ab. Razi stellte sich darauf ein, bei ihrer Rückkehr eine weltbewegende Neuigkeit zu erfahren. Doch Lucy überraschte ihn einmal mehr.
    „Ich würde gern mit dir über Geld sprechen“, erklärte sie und setzte sich ihm gegenüber ans Feuer.
    „Ich bewundere deine Offenheit.“ Nachdenklich fuhr er sich durchs Gesicht.
    Hoffentlich nimmt er mir diese Geschichte ab, dachte sie. Die Wahrheit musste sie für sich behalten, denn der Scheich würde wohl kaum erfreut darauf reagieren,

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