1001 Lüge Bezness-das Geschäft mit den Gefühlen europäischer Frauen und Männer
der Türkei ein kleines Restaurant am Strand kaufen wollte. Wenn er sich seine Rente auszahlen lasse, dann würde er sich diesen Traum erfüllen können. Immer öfter sprachen wir darüber und auch ich fand den Gedanken langsam sehr verlockend. Ich wollte mir das alles aber erst einmal ansehen, bevor ich mich entschied. Also verbrachten Ömar und ich unseren Urlaub in seiner Heimat. Das Restaurant, das er kaufen wollte, gehörte einem alten Onkel, der sich zur Ruhe setzen wollte. Es war immer gut besetzt, denn es war das einzige Lokal am Strand in dieser Gegend. Überhaupt war es eine sehr reizende Gegend. Allein der Blick aufs Meer von der Terrasse aus, die ringsum mit Oleandern und Palmen bepflanzt war, bezauberte mich. Es kamen viele Touristen aber auch einheimische Gäste. Allerdings war hier eine Renovierung dringend nötig, man musste also schon noch etwas Geld hineinstecken, vor allem in die desolate Küche. Der Gedanke aber, dieses Lokal hier mit Ömar zu betreiben, gefiel mir. Wir wurden nun ein Paar und wir sprachen mit unseren Söhnen darüber. Beide waren sehr begeistert und versprachen uns, ihren Urlaub jedes Jahr bei uns zu verbringen. Die Zeit verging schnell. Ömar bekam seine Rente ausbezahlt und ich überraschte ihn damit, dass ich noch einen Spartopf mit 30.000 Mark hatte. Dieses Geld wollte ich investieren, damit ich nicht das Gefühl hatte, auf seine Kosten zu leben. Dass ich Ömar vertrauen konnte, hatte er mir doch in all den Jahren bewiesen. Tja, und dann bat er mich seine Frau zu werden, damit alles seine Ordnung hat und es keine Schwierigkeiten mit der Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung für mich in der Türkei gab. Ich gab meinen gut bezahlten Job auf und er überzeugte mich davon, dass es besser wäre, erst in der Türkei zu heiraten. Alle nötigen Papiere nahmen wir mit. Was redeten meine Arbeitskollegen und Freundinnen auf mich ein. Geh nicht, sagten sie, du wirst es bereuen!
Ich aber war überzeugt davon, dass es richtig war, schließlich waren unsere Söhne auf unserer Seite.
Nachdem wir unsere Wohnungen aufgegeben und die Möbel und allen übrigen Ballast verkauft oder entsorgt hatten, packten wir unser restliches Hab und Gut in einen großen Lieferwagen und fuhren im Frühjahr in die neue Heimat. Wir machten mit dem Onkel einen Kaufvertrag für das Lokal, der auf uns beide lief und legten dann los. Die ersten zwei Monate waren wir nur am Arbeiten. Schließlich wollten wir im Juni eröffnen und unsere Wohnung, die über dem Lokal lag, war auch noch nicht renoviert. Da ich aber viel Wert auf eine ordentliche Wohnung legte, steckte ich zunächst einiges Geld in die Renovierung dieser Wohnung. Es waren drei Zimmer, eine kleine Küche und ein großes Badezimmer.
Außerdem gab es eine tolle Dachterrasse, von der aus wir einen wunderbaren Blick auf das Meer hatten. Das eine Zimmer richtete ich für die beiden Jungs ein, die dann immer bei uns willkommen waren.
Nach zwei Monaten war alles fertig und wunderschön geworden. Ich fragte mich, weshalb Ömar mich nicht fragte, ob wir nun zum Standesamt gehen sollten. Schließlich wurde es langsam Zeit, denn als Touristin konnte ich ja nicht ewig bleiben. Also sprach ich ihn darauf an. Er nahm mich in den Arm und sagte, er wollte warten, bis unsere Jungs da sind. Er wollte nicht ohne sie heiraten und auch nicht das Lokal eröffnen. Das leuchtete mir ein und ich freute mich darüber, dass Ömar so dachte. Zwei Wochen später, wir hatten inzwischen kräftig eingekauft, unsere Speise- und Getränkekarten in drei Sprachen drucken lassen und alles für die Eröffnung vorbereitet, kamen unsere Kinder. Ömar holte sie am Flughafen ab und ich freute mich so sehr! Beide waren von ihrem hübschen Zimmer begeistert. Als wir am Abend zusammen auf der Terrasse unserer Wohnung aßen, fragte Oliver, wann denn die große Hochzeitsparty steigen sollte. Da wurden Ömar und Kemal plötzlich ganz verlegen. Ömar sagte ganz trocken und ohne mich anzusehen. „Es muss jetzt gesagt werden, es gibt keine Hochzeit.“ Oliver und ich sahen uns an und mir wurde plötzlich ganz anders. Oliver nahm das Gespräch wieder auf und fragte was los sei. Kemal antwortete ihm und sagte, dass sein Vater die ganzen Jahre gelogen hatte, um diesen Traum wahr zu machen. Sein Onkel wollte dieses Jahr verkaufen und wenn sie das Geld nicht zusammen bekommen hätten, hätte er an jemanden anderes verkauft. Seine Mutter hatte sich auch nicht scheiden lassen und sie und seine beiden
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