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1001 Lüge Bezness-das Geschäft mit den Gefühlen europäischer Frauen und Männer

1001 Lüge Bezness-das Geschäft mit den Gefühlen europäischer Frauen und Männer

Titel: 1001 Lüge Bezness-das Geschäft mit den Gefühlen europäischer Frauen und Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Kern
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Monaten hatte ich meine Anstellung verloren, keine Aussichten auf einen neuen Job und deshalb keine Verpflichtungen.
    Zarzis hatte sich im Vergleich zu damals in eine touristische Stadt verwandelt, mit Bars, Restaurants und Cafés. Über dem orientalischen Flair lag durchaus etwas Modernes, Europäisches und so hatte ich keinerlei Bedenken, als mich ein Teppichverkäufer fragte, ob ich nicht gemeinsam mit ihm Geschäfte auf Djerba eröffnen wolle. Er habe vor zu heiraten und brauche dazu seine Eigenständigkeit und Geld. Das Geld sollte ich aufbringen, im Gegenzug würde er mir bei der Eröffnung meines eigenen Bazars helfen. Damit war ich einverstanden und bereitete kurz entschlossen meinen Verbleib in Tunesien vor.
    Im Winter des gleichen Jahres reiste Faruk nach Köln, besuchte dort Kunden, wohnte bei Bekannten und motivierte mich, meine Pläne weiterhin umzusetzen. Wir machten einen schriftlichen Vertrag über ein Darlehen von damals 40.000 DM, welches ich ihm auch in Deutschland aushändigte. Im März 1996 flog ich mit weiteren 45.000 DM nach Djerba.
    Ich wollte dieses Geld direkt am Flughafen deklarieren, Faruk hielt mich jedoch davon ab und meinte, er wolle dies bei der Polizei in Zarzis-Souhiel machen. Dort würde ich auch angemeldet und so ginge alles seinen Weg. Er hatte mir ein Haus, einsam am Strand gelegen, angemietet. Hier sollte ich ungestört wohnen und den neugierigen Fragen seiner Kollegen und Freunden aus dem Weg gehen. Er erzählte sofort von großem Neid, wenn andere über sein Glück erführen, von mir Geld erhalten zu haben. Ich respektierte diesen Wunsch und blieb von Anfang an ausschließlich in seinem Umfeld. Er stellte mich seiner Familie, seiner Braut und einem Ehepaar vor. Dieses Paar wohnte am Stadtrand von Zarzis und Faruk berichtete mir, die Frau könne wahrsagen und mit Kräutern und Pflanzen Menschen beeinflussen. Er nannte es MicMac. Dieses MicMac war ein feststehender Begriff bei alteingesessenen Familien aus Zarzis. Ich fand diesen Humbug zunächst albern, äußerte mich jedoch nicht dazu, um ihn nicht zu beleidigen.
    Eines Tages bekam ich aus heiterem Himmel Nasenbluten, welches sich nicht stillen ließ. Zufällig kam ein ehemaliger Arbeitskollege und Vetter von Faruk zu Besuch. Er war sehr erschrocken, fragte mich sofort, ob ich bei Fremden etwas gegessen oder getrunken hätte und forderte mich auf, zu einem Arzt zu gehen. Auf dem Weg dorthin trafen wir auf halber Strecke Faruk. Er begleitete uns zu einem Arzt, der mir Immuntabletten gab und Faruk aufforderte, auf mich aufzupassen. Von nun an entwickelten sich Attacken auf meine Gesundheit, welche ich zunächst noch für Zufall hielt. Deshalb schenkte ich dem keine allzu große Beachtung.
    Jeden Abend fuhr Faruk mit mir zu der Familie am Stadtrand und Aisha, die Frau, kochte Tee und warf Kräuter in ein Feuer, um Faruk und mich zu reinigen, wie sie das nannte. Ohne Rücksicht auf meine Anwesenheit, unterhielten sie sich ausschließlich auf Arabisch und so lernte ich, wie ein Kind, Stück für Stück, die Sprache zu verstehen. Eines Tages wurde mir bei einem Besuch bei Aisha mit Entsetzen klar, Faruk wollte mich beseitigen. Er war in einer der für Südtunesien üblichen Organisation, welche sich gegenseitig half, Geschäfte zu tätigen und darüber hinaus in einer Art fundamentalistischen Bewegung. Er hatte versucht, mich dort einzuführen, ohne mein Wissen, um mir eine gewisse Berechtigung für den Aufenthalt zu garantieren. Diese Leute wollten jedoch keinen Fremden zulassen. Leider hatte ich aber schon zu viel an Interna mitbekommen. Zwar begriff ich die Zusammenhänge nicht, in ihren Augen wusste ich jedoch schon zu viel.
    Von diesem Zeitpunkt an erhielt ich in Getränken und in meinem Essen regelmäßig Substanzen, welche meine Gesundheit angriffen. Plötzlich blutete ich aus der Harnröhre. Entsetzt stellte ich Faruk zur Rede. Dieser versuchte mich zu beruhigen, mir würde nichts geschehen, ich sei “sauber” und “heilig” und das wären Versuche von außen, mich mit MicMac (tunesische Bezeichnung für vodooartigen Zauber) zu vertreiben. Ich war zwar skeptisch, ließ mich aber auf seine Beteuerungen ein.
    Mir fiel auf, dass ich mich nicht mehr frei bewegen konnte. Überall gab es Aufpasser, welche Faruk über alles unterrichteten, wenn ich tatsächlich einmal für ein paar Stunden allein war. Er ließ mich auch nicht mehr telefonieren. In der ersten Zeit hielt ich über eine auf Djerba lebende Freundin nach Deutschland

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