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1001 Lüge Bezness-das Geschäft mit den Gefühlen europäischer Frauen und Männer

1001 Lüge Bezness-das Geschäft mit den Gefühlen europäischer Frauen und Männer

Titel: 1001 Lüge Bezness-das Geschäft mit den Gefühlen europäischer Frauen und Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Kern
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alleinstehende Männer, aber ich hatte einfach kein Interesse mehr. Ich verknüpfte Liebe mit Trauer und Schmerz und verbaute mir dadurch jegliche Chance auf ein neues Glück. Ich war sicher, bis zum Rest meines Lebens von der Erinnerung an meine zweite große Liebe leben zu können.
    Aber plötzlich gab es diesen Mann, er hieß Amir, der sich vor das Bild meiner Erinnerung drängte. Er war in keinster Weise aufdringlich, eher zurückhaltend und für mich schon fast ein bisschen geheimnisvoll. Gleich an unserem ersten gemeinsamen Abend erzählte er mir, dass er eigentlich Taxifahrer sei, aber sein Chef ihn entlassen hätte, weil dessen eigener Sohn nun alt genug war, um das Taxi zu fahren. Und dass er eine kleine Tochter hatte, aber mit der Mutter nicht mehr zusammen sei, weil die sich von ihm wegen eines Europäers getrennt hätte. Das Kind würde nun im Senegal bei der Großmutter und Amirs Schwester leben. Er selbst wohne in Banjul und vermisse die Kleine sehr, könne sie aber nur ein oder zweimal im Jahr besuchen. Wir verbrachten jeden Tag miteinander, denn er musste ja arbeiten, aber wir hatten ständigen Augenkontakt und es tat gut, ihn ganz in meiner Nähe zu wissen. Weil nicht viel los war, machten wir Strandspaziergänge und abends gingen wir aus zum Essen, was ich natürlich immer bezahlte, er hatte ja kein Geld. Ich hatte mich unsterblich verliebt. Unseren ersten Sex hatten wir in meinem Hotel. Amir handelte mit einem Securityman einen Geldbetrag aus, so dass wir ungesehen ins Zimmer gelangen konnten. Wir wollten es beide, aber irgendwie schämte ich mich auch dafür. Die nächsten Male gingen wir nur noch zu ihm nach Hause. Der Compound, in dem er lebte, befand sich in den Slums von Banjul. Er war wirklich sehr arm, aber dafür liebte ich ihn noch mehr.
    Mein Urlaub ging sehr schnell vorbei und ich versprach ihm, bald wieder zu kommen.
    Nur gute drei Monate später, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, war es dann wieder so weit. Ich wollte ihn überraschen, was mir auch gelang. Ich schlich mich gegen Abend von hinten an seinen Fruchtstand und umarmte ihn. Er freute sich wirklich.
    In diesem Urlaub gab es auf einmal seinen kranken Vater, der zusammen mit seiner Frau, Amirs Stiefmutter, auch im selben Compound lebte. Der alte Mann war wirklich sehr krank und Amir kümmerte sich um ihn. Er wusch ihn morgens und abends, weil seine Stiefmutter zu schwach dafür war. Auch besuchten wir seine kleine Tochter und seine Mutter im Senegal. Seine Mutter war sehr herzlich, doch schien sie sehr krank zu sein. Seine Schwester dagegen war distanziert wie auch seine kleine Tochter. All die Spielsachen und die Kleider, die ich mitgebracht hatte, wurden kaum beachtet. Die Schwester hatte noch ein kleines Baby, welches die ganze Zeit schrie, weil es wohl noch nie eine weiße Person gesehen hatte. Natürlich steckte ich seiner Mutter beim Abschied noch einen Geldschein zu, in der Hoffnung ihr wenigstens etwas zu helfen.
    Amir schien trotz allem nicht glücklich zu sein und wenn ich ihn fragte, was denn los sei, dann antwortete er immer nur: „Es ist wegen meiner schlechten finanziellen Situation.“
    In diesem Urlaub sprach er zum ersten Mal von Heirat, aber mir war das einfach zu früh. Wir kannten uns ja kaum. Auch hatte ich Bedenken wegen unseres Altersunterschiedes und unserer unterschiedlichen Kultur und Religion. Er aber sagte stets: „Das Alter ist doch nur eine Zahl, die Frau unseres Propheten war auch älter und hier in Gambia leben Moslems und Christen in Frieden miteinander.“ Natürlich bedeutete er mir schon sehr viel und ich versprach ihm, ernsthaft darüber nachzudenken.
    Als ich wieder nach Deutschland zurückflog, weinte ich und ich spürte mehr und mehr, dass ich ohne diesen Mann nicht mehr leben konnte und wollte. Ich dachte zum ersten Mal daran, Deutschland zu verlassen und in Gambia zusammen mit ihm zu leben. Ich war im Laufe der Jahre etwas einsam geworden und plötzlich hatte ich durch die Liebe zu Amir wieder Freude am Leben. Zwar hatte ich auch meinen Sohn, den ich über alles liebte,aber er war erwachsen und lebte schon nicht mehr zu Hause. Außerdem hatte er sein eigenes Leben und uns beiden war die Qualität unserer Mutter-Sohn-Beziehung immer wichtiger als die Quantität. Und nach dem Tod meines Freundes Matti wünschte mein Sohn mir nur eines, nämlich dass ich wieder glücklich werden würde. Ich wusste, dass er meinen Wunsch auszuwandern nicht nur respektieren, sondern mich dabei auch

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