1001 Nacht - und die Liebe erwacht
Niederlassung.â
âGibt es eigentlich irgendetwas, über das du nicht bestimmst?â
Nicht irgendetwas, aber irgendjemand, dachte Raâid, während Antonia weiterhin versuchte, ihr Projekt durchzusetzen. Er hatte ganz vergessen, wie hartnäckig sie sein konnte. Wie irritierend.
Wie begehrenswert â¦
Forschend musterte er sie. Ihre Miene verriet, dass sie die Antiquitäten im Saal bewunderte. Und ihr Blick wurde geradezu verträumt, wenn sie von ihrem geliebten Projekt sprach. Als allerdings die Unzulänglichkeiten des Forts zur Sprache kamen, war ihre Miene wieder hart und entschlossen. Vermutlich würde sie für die Umsetzung des Vorhabens kämpfen. Er erinnerte sich, wie sie durch die stürmische See geschwommen war. Nein, eine Antonia Ruggiero gab nicht so leicht auf. Allerdings musste die Vorstellung von der alten Zitadelle, in der ihre Mutter während ihrer letzten Monate in Sinnebar gelebt hatte, doch abschreckend auf sie wirken. Antonia musste doch befürchten, dass dieses halb verfallene Gebäude auch zu ihrem Gefängnis werden könnte.
Ganz hat sie sich aus dem schützenden Kokon in Rom noch nicht befreit, obwohl sie alles daranzusetzen scheint, überlegte Raâid nachdenklich. Was hielt sie zurück? Lag es an ihm? Hatte sie Angst vor ihm? Oder hatte sie mehr Angst vor dem Geheimnis, das sie vor ihm hütete?
Sie begegnete seinem Blick, als hätte sie Raâids Gedanken gelesen. In ihren Augen las er, was er wissen wollte.
Antonia stockte der Atem, als Raâid näher kam. Verzweifelt versuchte sie, sich auf seine Schärpe zu konzentrieren. Der brüllende Löwe hielt einen sehr groÃen Saphir in den tödlichen Krallen. So hatte sie sich das Emblem vorgestellt â eine perfekte Darstellung von Raâids Macht. Sie hingegen musste ihr ungeborenes Kind schützen und sich für alle anderen Kinder einsetzen, die Hilfe benötigten. Sie musste ihre Furcht verdrängen und durfte sich nichts anmerken lassen. âSobald das alte Fort wieder bewohnbar ist, könnte ich selbst von dort aus die Restaurierungsarbeiten beaufsichtigenâ, schlug sie unerschrocken vor.
âBist du jetzt völlig verrückt geworden?â, brüllte Raâid.
Wahrscheinlich hatte er recht. Wie war sie nur auf die Idee gekommen, im schwangeren Zustand mitten in der Wüste leben zu wollen? Doch wenn sie jetzt nachgab und unverrichteter Dinge zurück nach Hause flog, würde ihr vermutlich die Wiedereinreise nach Sinnebar für immer verwehrt bleiben. Und alles endete in einem Desaster. âAus den Dokumenten, die du mir vorgelegt hast, geht hervor, dass ich berechtigt bin â¦â
âOhne meine Erlaubnis bist du zu gar nichts berechtigtâ, versicherte er ihr mit gefährlich leiser Stimme.
Er stand jetzt ganz nah bei ihr, und sein betörender Duft vernebelte ihr das Hirn. Sie musste alles vergessen, was je zwischen ihnen gewesen war. Raâid sollte wissen, dass sie sich nicht einschüchtern lassen würde, weil ihr Saif sich als Herrscher über Sinnebar entpuppt hatte. Wild entschlossen, ihre Pläne in die Tat umzusetzen, ging sie zum Angriff über und fragte herausfordernd: âGesetze haben in Sinnebar demnach keine Gültigkeit?â
Doch er überhörte ihre provokante Frage einfach. âIch werde dir eine Entschädigung für das Grundstück zahlen. Nenn mir einfach deinen Preis!â
âIch habe keinen Preisâ, stieà sie heftig hervor. Der Mann vor ihr hatte keine Ãhnlichkeit mit ihrem geheimnisvollen Liebhaber auf der einsamen Insel und wäre ihrem Kind ganz sicher kein guter Vater.
âIch werde dir das Land abkaufenâ, erklärte er beharrlich. Offenbar hatte sie ihn falsch verstanden.
âEs ist unverkäuflichâ, erklärte sie mit fester Stimme. âUnd bevor ich dorthin fahre, würde ich gern das Zimmer meiner Mutter sehen.â
Unnachgiebig musterten sie einander. Das angespannte Schweigen wurde immer unerträglicher. Raâid wunderte sich offenbar, dass jemand es wagte, seine Autorität infrage zu stellen, während Antonia entschlossen war, keinen Zentimeter nachzugeben. Sie steckten in einer Sackgasse. Es ging weder vor noch zurück.
Bis sich Raâids sinnliche Lippen erstaunlicherweise zu einem Lächeln verzogen. âIch sehe keinen Grund, warum du nicht in Helenas Zimmer geführt werden solltestâ, sagte
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