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1001 Nachtschichten

1001 Nachtschichten

Titel: 1001 Nachtschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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schnell kassierte Geld und guckt ungläubig und doof aus der Wäsche:
    »Und wo ist der Haken?«, fragt er überrascht wegen des leicht verdienten Geldes.
    Als alter Kommunist will er für sein Geld nämlich schon ein bisschen kämpfen, wenn er es aus einem Kapitalisten wie mir herauspresst.
    »Du bist doch mein Sohn, oder?«, antworte ich trocken.
    »Ich hab von dem Gerücht gehört. Mutter behauptet das jedenfalls.«
    »Na also!«
    »Kriege ich auch den Wagenschlüssel?«
    »Nein, nicht ausflippen, so weit geht die Liebe zu den Söhnen meiner Frau auch wieder nicht«, sage ich, um ihn nicht gänzlich misstrauisch werden zu lassen. Womöglich bleibt er dann noch zu Hause und verdirbt mir den Abend vor seinem Kompjuter.
    Kurze Zeit darauf sitze ich wieder gemütlich in seinemZimmer vor dem schicken Eimäk, dem mit dem angebissenen Apfel.
    So ein Schlawiner! Nicht nur von seinem eigenen Harem, sondern von allen Frauen aus dem ganzen Land, die großen Beziehungsstress haben, bekommt er Briefe, als wäre er ein staatlich anerkannter Frauenflüsterer. Sie berichten ihm von ihren »unglaublichen Problemen«, die sie mit ihren »verständnislosen Kerlen« haben, und bitten dringend um Rat. Ich glaube, unter dem weiblichen Teil der Weltbevölkerung ist er als Doktor Sommer bekannt und nicht als radikaler Kommunist.
    Plötzlich entdecke ich eine viel interessantere I-Mäil und springe fast an die Decke!

    Liebe Freunde,
    Bill Gäyts verteilt gerade sein Vermögen. Ich heiße Susi, und mein Freund Tim, der ein Wirtschafts-Anwalt ist, hat erzählt, wenn ihr diese Mäil an eure Freunde versendet, wird Maikrosoft zwei Wochen lang euren Spuren folgen. Für jede Person, an die ihr diese Nachricht versendet, zahlt Maikrosoft 245 Euro. Für jede Person, der ihr diese Nachricht geschickt habt und die sie weiterleitet, bezahlt Maikrosoft noch mal 243 Euro. Für die dritte Person, die sie erhält, bezahlt Maikrosoft 241 Euro. Zwei Wochen, nachdem ich diese Mäil erhalten und sie weitergeleitet hatte, bat mich Maikrosoft um meine Postanschrift. Gestern habe ich einen Scheck über 24 800 Euro erhalten. Für Bill Gäyts ist das eine Werbekampagne. Bitte sendet diese Nachricht so vielen Leuten wie möglich.

    Bei Allah, ich fass es nicht! Endlich werde ich reich!!
    Unterschwellig lache ich über die Doofheit dieser dummen Frau, die ja bei einem solchen Geldregen nur 24 800 Euro abgestaubt hat. Mehmets Taschenrechner sagt mir sofort, wie viele I-Mäils ich für meine erste Million verschicken muss. Genau 1371. Aber natürlich nur für den Fall, dass sie jedes Mal weiterverschickt wird. Kein Mensch weiß besser als ich, dass man sich in dieser verlogenen Welt auf niemanden verlassen kann. Deshalb gehe ich auf Nummer sicher und rechne aus, wie ich ohne fremde Hilfe zu meiner ersten Million komme: Ich muss diese I-Mäil insgesamt 4081 Mal verschicken! Wenn einige von denen, die durch mich auch reich werden, die Dinger weiterschicken sollten, umso besser. Dann hab ich hinterher sogar zwei oder drei Millionen. Wie sagt doch ein türkisches Sprichwort so schön: Zu viel Geld sticht kein Auge aus!
    Ich schaue auf die Uhr; es ist kurz vor neun, Freitagabend. Mehmet wird sich ganz bestimmt diese Nacht nicht mehr blicken lassen. Wenn ich Glück habe, das ganze Wochenende über nicht. Bis Montagmorgen habe ich noch sechzig Stunden Zeit – das müsste reichen, um Millionär zu werden!
    Ich kremple die Ärmel hoch und lege los!
    Ich esse kaum, ich schlafe nicht, ich gehe nicht mal aufs Klo!
    Wie sagt man so schön, für die erste Million muss man besonders hart arbeiten.
    Dabei kommt mir auch zum ersten Mal in meinem Leben gelegen, dass mein Sohn Mehmet ein ewiger Studentund ein verdammter Kommunist ist. Der hat so viele Adressen von linken Organisationen, politischen Parteien, sozialistischen Vereinen, chaotischen Pennern und unglücklichen Frauen in seinem Rechner, dass ich keinen Mangel an I-Mäil -Adressen habe, an die ich Bill Gäyts’ Nachricht weiterleiten kann.

Montag, 21. Juni
    Am Montagmorgen schalte ich den glühenden Kompjuter endlich aus, nachdem ich das ganze Wochenende über wie verrückt geschuftet habe. Der angebissene Apfel ist mittlerweile bestimmt zu einem Bratapfel geworden – wenn nicht sogar zu Apfelmus.
    Dann rufe ich in Halle 4 an, sage der Sekretärin von Viehtreiber, dass sie mich alle mal können, und lege mich als Millionär, total kaputt, aber sehr glücklich, ins Bett.
    Ich habe eine neue Variante des Märchens »Vom

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