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1001 Nachtschichten

1001 Nachtschichten

Titel: 1001 Nachtschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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logisch«, klärt mich Viehtreiber nach seiner eigenen Art auf. »Wenn die Ware alt und runzlig ist, wird sie in ein schummriges rotes Licht getaucht. Wenn die Weiber aber jung und hübsch sind, und ihre Titten und Ärsche lecker wie Äpfel und Pfirsiche aussehen, werden sie angestrahlt, was das Zeug hält. Deine Landsleute in den Gemüseläden machen das doch genauso.«
    »In Gemüseläden werden Frauen verkauft?«
    »Quatsch! Junges und frisches Obst wird dort besonders präsentiert, so wie die Frauen im Bordell!«
    »Sie haben recht! Die Mädchen waren fast Kinder!«
    »Du Schlitzohr! Du hast also für deinen Bordellbesuch die Polizei löhnen lassen. Sehr clever von dir, das muss ich schon zugeben …«
    »Sie sagen zwar die ganze Zeit Bordell, es war aber kein Bordell. Ich sagte doch vorhin: Modellwohnung …«
    »Ja und?«
    »Bordell ist Bordell! Modellwohnung ist Modellwohnung!«
    »Wo ist denn da der Unterschied? Gebumst wird da oder da ständig!«
    »Gebumst wird in einem katholischen Internat auch ständig. Können wir es Modellwohnung nennen? In ein Bordell kann man schließlich einfach so reingehen, und bei einer Modellwohnung muss man sich vorher telefonisch anmelden.«
    »Kann sein, so gut kenne ich mich auch nicht aus. Ich bin doch verheiratet!«
    »Die Kerle, die gestern dort erwischt wurden, waren allesamt Ehemänner.«
    »Waren auch bekannte Leute darunter?«, fragt er mit glänzenden Augen.
    »Öhm … ja …«
    Der Kerl kann vielleicht Fragen stellen! Ich schiele wieder rüber zu der Zeitung, aber um den Artikel lesen zu können, bräuchte ich ein Fernrohr! Zum Glück finde ich eine andere groß gedruckte Schlagzeile:
    »Der neue Bayern-Trainer …«
    »Wie bitte, der neue Bayern-Trainer war auch im Bordell? Diese Fußballer haben nur Weiber im Kopf – und natürlich Geld!« – Ja, genauso wie mein Meister Viehtreiber aus Halle 4!
    »Sie sagen es, Meister!«
    »Und die Mannschaft, war die auch da?«
    »Aber natürlich, alle waren dabei. Inklusive Ersatzspieler, Zeugwart, Masseur und Busfahrer!«
    »Und wer noch?«
    »Dieser Diktator von Nordkorea …«
    »Spinnst du? Du hast dich sicherlich vertan. Das war bestimmt ein anderes Schlitzauge. Die sehen doch alle gleich aus!«
    »Ich meine, ein Foto von dem Diktator hing an der Wand. Die jungen Frauen waren alle Prostituierte aus dem ehemaligen kommunistischen Ostblock, die mit falschen Versprechungen hierhergelockt wurden, müssen Sie wissen.«
    »Deshalb hängen die diesen psychopathischen Diktator an die Wand?«
    »Was sollen die denn machen? Die sind ja vom Regen in die Traufe geraten. So haben sich die armen Mädchen die goldene westliche Demokratie wohl auch nicht vorgestellt! Ich schätze, nicht mal im kommunistischen Osten hätte man denen die Pässe abgenommen, sie verprügelt, wie Hühner in einem Haus eingesperrt und zur Prostitution gezwungen, um ihnen danach das ganze schwer verdiente Geld wegzunehmen!«
    »Wer wurde denn noch in flagranti erwischt?«
    Auf eine politische Diskussion hat er offenbar keine Lust.
    Ich schiele wieder zu der Zeitung. Ein Fernrohr habe ich nicht, aber eine Brille mit dicken Gläsern!
    »Der Bremer Bürgermeister …«
    »Ich werde wahnsinnig! Unser Bürgermeister auch? Und das in seinem Alter! Der hat sich doch gestern mit unserem Außenminister getroffen!«
    »Sie sagen es! Den deutschen Außenminister haben wir dort auch ganz schön unsittlich erwischt!« Je bekannter die Freier, umso begeisterter ist mein Meister!
    »Quatsch! Der ist doch schwul!«
    »Das ist wohl nur eine Tarnung von ihm, um sich ständig in Bordellen rumzutreiben.«
    »Wenn ich es mir so überlege, eigentlich logisch! In derZeitung stand, es geht um den Länderfinanzausgleich. Was hat der Außenminister Westerwelle schon mit Finanzen zu tun?«
    »Richtiger wäre zu fragen: Was hat Westerwelle mit Politik zu tun?«
    »Du Schwindler, langsam kapiere ich das alles, ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen! Du darfst die Namen der berühmten Freier nicht mal deinem Meister preisgeben und erzählst hier irgendwelche Märchengeschichten, nicht wahr?«
    »Herr Viehtreiber, es ist unglaublich, wie intelligent Sie sind und wie die Zeit vergeht! Ich muss jetzt schleunigst raus, sonst knallt mir der Busfahrer die Tür auch vor der Nase zu!«
    »Gubsch …«
    »Essen Sie ruhig weiter. Das Geschirr hole ich morgen ab.«
    »Ing…«
    »Ob Inge Peters von Menschenhändlern ermordet wurde, wollen Sie sicher wissen? Das erfahren Sie auch morgen!«

    Meine

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