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1002 - Das weiße Schiff

Titel: 1002 - Das weiße Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Ein paar Dorfbewohner haben sich darin verschanzt. Wenn wir hingehen und unsere Sachen mit Gewalt herausholen, werden sie Verdacht schöpfen, und wenn sie uns dann in den Dschungel folgen ..." Er zuckte die Schultern. „Die Pflanzen können uns nicht gefährlich werden, aber wenn Schiffsbewohner sich dort draußen herumtreiben, dann wird es kritisch."
    „Das ist mir klar", seufzte Doc Ming. „Nehmt das, was ich da zusammengepackt habe."
    Surfo Mallagan nahm das Bündel an sich. An der Tür blieb er stehen und sah sich noch einmal um.
    „Und was ist mit dir?" fragte er beklommen. „Willst du nicht lieber mitkommen?"
    Doc Ming schüttelte den Kopf.
    „Ich habe hier noch etwas zu tun", sagte er gedehnt. „Bis vor ein paar Minuten dachte ich, daß ich nichts gegen diese Krankheit unternehmen kann. Djin - ob er nun beim Alten vom Berg ist oder nicht, ich bin für ihn nicht mehr zuständig. Aber Lars ist immer noch hier, und wenn es irgendeine Chance gibt, ihn zu heilen, dann muß ich sie wahrnehmen."
    Die beiden jungen Jäger sahen sich kurz an. Brether Faddon zuckte die Schultern.
    „Du mußt tun, was du für richtig hältst", sagte Mallagan. „Wir alle, und damit werden auch die anderen Jäger einverstanden sein, werden versuchen, dich zu beschützen."
    Doc Ming starrte ihn fassungslos an.
    „Seid ihr immer noch nicht weg?" erkundigte er sich drohend.
    Die beiden jungen Jäger zogen sich hastig zurück. Doc Ming wartete, bis er ihre Schritte auf der Treppe hörte, die vom Haus auf den „Hauptkorridor" hinunterführte.
    „Diese Kindsköpfe!" murmelte er vor sich hin. „Beschützen wollen sie mich - aber wovor? Wir wissen doch gar nicht, was uns bevorsteht!"
    Er schüttelte die quälenden Gedanken ab und holte die betäubenden Pollen des Farnwürgers von einem Regal. Die Pollen waren in einer ausgehöhlten Frucht sicher aufgehoben. Zufrieden stellte er fest, daß das einfache Gefäß noch halbvoll war. Es sollte ausreichen, um Lars O'Marn zu einem Teich zu bringen, der eine kurze Strecke in östlicher Richtung lag.
     
    *
     
    Man gewöhnt sich nie daran" dachte Doc Ming bedrückt, als er die Hütte betrat.
    Der Raum war klein und niedrig. Die Wände bestanden aus roh behauenen Baumstämmen. Durch einige schmale Ritzen sickerte schwaches Licht. Es gab keine Fenster, und die einzige größere Öffnung, die Tür, wurde durch schwarz gefärbte Häute abgedeckt.
    In der Mitte des Raumes ragten zwei Stämme auf, die das Dach abstützten. An dem einen Pfeiler hingen noch die Reste der Fesseln, die Djin geschützt hatten, ehe Jörg Breiskoll sie durchschnitten hatte. Bis vor wenigen Minuten war Doc Ming davon überzeugt gewesen, daß Jörg seinen Freund mit dieser Tat zum Tode verurteilt hatte. Jetzt dachte er nicht viel anders darüber, aber die bloße Möglichkeit, daß es eine Chance für Lars O'Marn geben könnte, elektrisierte ihn förmlich.
    Lars war an den zweiten Pfeiler gefesselt. Doc Ming hatte ihn mehrmals die betäubenden Pollen einatmen lassen. Darum trug der Junge jetzt wenigstens keinen Knebel mehr. Aber auch so war es schlimm genug, Lars auch nur anzusehen.
    Der Junge war so fest an den Pfeiler gebunden, daß er sich überhaupt nicht mehr rühren konnte. Im Augenblick befand Lars sich in einer dieser teilnahmslosen Phasen, die dem Heiler so große Rätsel aufgaben. Er hätte den Jungen losbinden und nach draußen führen können, ohne dabei das geringste Risiko einzugehen. Aber wenn Lars den Himmel von Chircool sah, würde er sich mit großer Wahrscheinlichkeit in eine kämpfende Bestie verwandeln, die nur noch ein Ziel kannte: Er mußte sich irgendwo festhalten. Die Chancen standen fünfzig zu fünfzig, daß er dabei entweder an den Hals des Heilers oder aber an den Boden unter seinen Füßen geriet. Mit anderen Worten: Er würde entweder Doc Ming oder sich selbst umbringen.
    Die Krankheit, an der Lars O'Marn - und auch Djin Dokkar - litt, ließ sich nicht leicht beschreiben. Es gab, aus welchem Grund auch immer, Betschiden, die unter gewissen Angstzuständen litten. Im harmlosesten Fall äußerte sich diese Krankheit darin, daß die Betroffenen sich weigerten, Nahrung in natürlichem Zustand zu sich zu nehmen. Zwei Drittel aller Betschiden waren davon betroffen. Sie aßen selbst das scheußlichste Gewürm, wenn es nur fein zermahlen war, so daß man dem am Ende entstehenden Brei seine Herkunft nicht mehr ansah.
    Wegen der bevorstehenden Chircool-Stampede war Doc Ming gezwungen gewesen, die

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