Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1002 - Das weiße Schiff

Titel: 1002 - Das weiße Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Schützlingen damit die tröstliche Illusion, sich in einer Hütte zu befinden. Er pflückte einige der schweren Blütentrauben und drückte jedem Betschiden eine davon in die Hand.
    „Eßt", befahl er. Als er merkte, daß sie zögerten, die ungewohnte Nahrung anzunehmen, fügte er drohend hinzu: „Ihr werdet eure Kräfte noch brauchen. Wer nicht essen will, den werde ich dazu zwingen."
    Zufrieden stellte er fest, daß diese Drohung wirkte. Bei den ersten Blüten würgten die Betschiden zwar noch, aber bald merkten sie, daß es gar nicht übel schmeckte. Die Blüten waren so voll Saft und Nektar, daß sie fast zu platzen drohten. Sie stillten Hunger und Durst zugleich.
    „Wann werden die Fremden wieder wegfliegen?" fragte St. Vain, als er seine seltsame Mahlzeit beendet hatte.
    „Woher soll ich das wissen!" knurrte Doc Ming. „Was hast du eigentlich gesehen, bevor du vor den Fremden weggelaufen bist?"
    „Sie haben mehrere Betschiden eingefangen..."
    „Das weiß ich auch", fuhr der Heiler ungeduldig dazwischen. „Ich meine nicht die Ereignisse im Dorf, sondern das, was sich vor dem Schiff ereignet hat. Der Fremde hat dir doch etwas gezeigt. Was war es?"
    „Er hatte oben auf dem Kopf eine kleine kahle Stelle", berichtete St. Vain zögernd.
    „Unter der Haut konnte ich etwas Kleines, Dunkles erkennen."
    „Weiter!" befahl Doc Ming, als der Kapitän zögerte.
    „Es hatte ungefähr die Form eines kleinen Insekts" fuhr St. Vain nervös fort. „Dann kamen die beiden anderen Fremden hinzu, die mit dem blauen Fell. Der eine hatte eine durchsichtige Schachtel, und in dieser Schachtel saß ein winziges Tier. Der andere hielt ein kleines, scharfes Messer in der Hand."
    St. Vain schauderte es bei der bloßen Erinnerung.
    „Ich glaube, die Fremden wollten mir dieses Tier unter die Kopfhaut setzen", flüsterte er.
    Doc Ming schwieg lange Zeit. Mittlerweile war es völlig finster, so daß die anderen das Gesicht des Heilers nicht sehen konnten, und das war gut so. Doc Ming dachte nämlich in diesem Augenblick an die Betschiden, die die Fremden verschleppt hatten, und der Gedanke, was mit ihnen in dem riesigen, weißen Schiff geschehen mochte, erfüllte den Heiler mit unsagbarem Grauen.
    Er war sicher, daß man mit den Gefangenen genau das machen würde, was St. Vain eben angedeutet hatte: Zweifellos hatten die Fremden, nichts anderes vor, als die Betschiden mit diesen kleinen Tieren zu versehen.
    Doc Ming versuchte sich vorzustellen, was die Fremden zu einer solchen Tat veranlassen konnte. Die einzige Erklärung, die ihm einfiel, lief darauf hinaus, daß die Fremden von den kleinen Tieren beherrscht wurden. Doc Ming äußerte jedoch seinen Verdacht den anderen gegenüber nicht, denn er hätte ihnen damit nur noch zusätzliche Angst eingeflößt. Als Heiler war Doc Ming der beste Kenner der in der Umgebung des Dorfes lebenden Tiere und Pflanzen. Es gab wahre Scharen von meist sehr kleinen Tieren, die ihre Eier unter die Haut warmblütiger Wesen legten oder sich selbst in das Fleisch ihrer Opfer eingruben und im Lauf der Zeit furchtbare Wunden verursachten. Einige dieser Tiere oder deren Larven arbeiteten sich in einem bestimmten Stadium ihrer Entwicklung zum Nervenzentrum ihres Wirtes vor und beeinflußten es. Sie zwangen ihre Wirte, sich an Orte zu begeben, an denen sie ihre Entwicklung ungestört beenden konnten, oder die Nähe von Artgenossen zu suchen, damit die Parasiten, nachdem sie den alten Wirt restlos verbraucht hatten, gefahrlos zum nächsten überwechseln konnten.
    „Ich muß noch mal zum Dorf zurück", sagte der Heiler, als er sich wieder gefangen hatte.
    „Das kommt gar nicht in Frage!" protestierte St. Vain. „Ich gehe nicht während der Nacht durch diesen unbekannten Schiffssektor."
    „Das ist mir klar", murmelte Doc Ming, der bereits damit beschäftigt war, Lars O'Marn rundherum zu verschnüren. „Darum werdet ihr hier bleiben und euch nicht von der Stelle rühren, bis ich zurückkehre."
    „Hier wimmelt es von Wesen, die unserer Kontrolle entglitten sind", jammerte St. Vain.
    „Sie werden uns auffressen."
    „Im Augenblick droht euch keine Gefahr", erklärte der Heiler geduldig. „Die Tiere sind samt und sonders vor den Chircools geflohen. Solange man die Biester noch heulen hört, seid ihr hier mindestens so sicher wie in euren Hütten aufgehoben."
    Er schleppte Lars O'Marn zum Wasser und legte ihn in die Matte. Sorgfältig band er den Jungen an den Halteseilen fest, damit er ja nicht mit dem

Weitere Kostenlose Bücher