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1002 - Das weiße Schiff

Titel: 1002 - Das weiße Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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beobachtete voller Unruhe Foljor und die Dorfbewohner. Die verängstigten Betschiden - es waren ganze Familien darunter, aber auch Männer. Frauen und Kinder, die jeden Kontakt zu ihren Angehörigen verloren hatten - vertrauten dem Parasitenträger völlig. Sie konzentrierten sich allein auf ihn, obwohl er nicht mehr tat, als vor ihnen herzuschreiten. Wenn Gefahren auftauchten, etwa in Form von giftigen Pflanzen, dann überließ er es den Jägern, für Abhilfe zu sorgen.
    Die Jäger litten darunter, wenn sie grundlos Leben zerstören mußten. Die Stachelwurzeln zum Beispiel, die zu den fleischfressenden Pflanzen gezählt werden mußten, hatten den Jägern oft genug geholfen, eine Beute sicher aufzubewahren und dennoch einen Kampf zu bestreiten. Es war für jeden Jäger selbstverständlich, daß man sich bei Gelegenheit bei der Pflanze revanchierte. Ab einer gewissen Entfernung zum Dorf gab es nur noch Pfade, die kaum als solche zu erkennen waren. Dort gab es keine abgeknickten Zweige, erst recht keine Baumstümpfe. Wo es unbedingt erforderlich war, einen Durchschlupf freizuhalten, da begnügten sich die Jäger damit, frische Zweige so zu kappen, daß man denken konnte, ein Tier hätte die zarten Triebe abgeweidet.
    Aber eine so große Anzahl von Betschiden brachte man nicht auf derart rücksichtsvolle Weise durch den Dschungel - schon gar nicht dann, wenn es sich um Anhänger jener Theorie handelte, derzufolge man sich in einem Raumschiff befand und die Pflanzen und Tiere lediglich „außer Kontrolle" geraten und darum gefährlich waren.
    Die Jäger waren gezwungen, eine Schneise zu schlagen, die auf Monate hin sichtbar bleiben würde. Stillschweigend war man sich darüber einig, daß man dieses Verfahren nur noch für eine kurze Strecke anwenden durfte, wollte man den Fremden nicht unübersehbare Hinweise auf den Verbleib der Betschiden liefern. Gleichzeitig wuchs das Mißtrauen Foljor gegenüber.
    Die Jäger verständigten sich mit Zeichen, wie sie es gewöhnt waren, denn wenn dieser Dschungel auf normale Weise belebt war, konnte man sich laute Zurufe nicht leisten. Sie kamen überein, noch vor dem Pfad, der zur südlichen Schlucht führte, mit diesem Unsinn aufzuräumen. Wenn man es ein wenig geschickt anstellte, konnte man die Fremden glauben machen, daß die Betschiden sich in der Schlucht versteckt hatten. Doc Mings Aufgabe war es, Foljor mit diesem Plan bekannt zu machen.
    Er arbeitete sich vor, bis er schließlich neben dem Parasitenträger angelangt war.
    Foljor nahm keine Notiz von ihm. Doc Ming betrachtete den Jäger von der Seite her.
    Foljor war ungewöhnlich blaß. Auf seiner Stirn standen Schweißtropfen, und seine Augen brannten wie im Fieber. Ab und zu bewegte er die Lippen, als halte er lautlose Selbstgespräche.
    Der Heiler sah, wie Foljor einen halben Schritt zur Seite wich. Etliche Meter später sah er eine Honigpflanze, der man auf diese Weise ausgewichen war. Wenigstens galt das für Foljor und Doc Ming. Die Honigpflanze mußte dennoch weichen, denn die Schiffsbewohner mochten in dieser auf sie beängstigend wirkenden Umgebung nicht im Gänsemarsch dahinziehen.
    „Du hast gewußt, daß dort eine Honigpflanze wächst", sagte Doc Ming halblaut. „Woher? Du konntest sie noch längst nicht sehen."
    „Ich habe es nicht gewußt", wehrte Foljor barsch ab. Seine Stimme klang flach und gepreßt. „Ich habe nur gesehen, daß es wahrscheinlich so sein würde."
    „Woran hast du es erkannt."
    „Ich weiß es nicht", flüsterte der Jäger.
    Er wischte sich den Schweiß von der Stirn, und für einen Augenblick wandte er sich zu Seite. Doc Ming sah in Foljors Augen, und er erschrak. Er hatte das Gefühl, einem Wahnsinnigen gegenüberzustehen.
    „Es ist eine Einheit", murmelte Foljor. „Verstehst du nicht? Dieser ganze Dschungel ist kein Durcheinander von Pflanzen, sondern ein - ein Lebewesen."
    Doc Ming spürte, wie ihm ein Schauder den Rücken hinunterlief.
    „Natürlich ist er das!" sagte er beruhigend. „Wir alle wissen, daß jedes Tier und jede Pflanze eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen hat und daß sie alle darum nur an bestimmten Stellen gedeihen können."
    Foljor lachte heiser auf und stöhnte gleich darauf, als empfinde er quälenden Schmerz.
    „Was ist mit dir?'' fragte Doc Ming beunruhigt.
    „Nichts!" sagte Foljor heftig. „Ich fühle mich wohl. Wohler als je zuvor."
    Er hatte lauter gesprochen, als es bei den Jägern üblich war. Doc Ming spürte, wie die Betschiden hinter ihm unruhig

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