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1002 - Das weiße Schiff

Titel: 1002 - Das weiße Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wurden. Die Schiffsbewohner, die Foljor vertrauten, wie sie vorher St. Vain vertraut hatten, schienen plötzlich zu zweifeln.
    „Es ist eine Einheit", wiederholte Foljor. „Warum habe ich das vorher nicht gesehen?"
    „Du warst immer ein guter Jäger", sagte Doc Ming beunruhigt. „Hör mir zu, Foljor. Die Leute hinter uns vertrauen dir. Wenn du jetzt etwas tust, was nicht in ihre Vorstellungen hineinpaßt, dann gibt es ein Unglück."
    „Eine Einheit", sagte Foljor schon wieder, und plötzlich blieb er stehen und drehte sich auf der Stelle. Er starrte zu den Wipfeln der Bäume hinauf, dann hinab auf den Boden.
    Die Betschiden waren ebenfalls stehengeblieben und folgten Foljors Blicken, ohne etwas zu entdecken, was sie in irgendeiner Weise hätte faszinieren können. Für die Schiffsbewohner war der Dschungel ohnehin nicht mehr als eine ungeheure Menge von Grünzeug, in dem sich allerlei Bestien verborgen hielten. Die Jäger waren darauf trainiert, in dieser grünen Kulisse Beutetiere zu erkennen, sowie die besonderen Farbtöne von Pflanzen auszumachen, die Nahrung liefern konnten.
    An dieser besonderen Stelle gab es weder das eine noch das andere. Dennoch starrte Foljor um sich, als sähe er wahre Schätze an jedem Baumstamm hängen.
    Dem Heiler wurde die Sache allmählich unheimlich. Abgesehen davon ahnte er, daß die Schiffsbewohner sehr heftig reagieren würden, wenn es sich herausstellte, daß Foljor nicht so zuverlässig war, wie sie es sich vorgestellt hatten.
    „Komm zu dir", drängte er kaum hörbar. „Verdammter Narr - merkst du nicht, was du anrichtest?"
    „Wir werden niemals in diese Welt hineinpassen", sagte Foljor traurig. „Wir stammen von einem anderen Planeten."
    „Rede doch nicht solchen Unsinn!" flüsterte Doc Ming. „Wir kommen von der SOL.
    Hast du das vergessen? Unsere Vorfahren lebten in einem Raumschiff. Was soll das mit dem Planeten?"
    „Ich wüßte zu gerne, ob die Erde noch existiert", sagte Foljor laut und deutlich.
    Doc Ming zuckte zusammen. Hinter ihm wurde es beunruhigend still. Niemand sprach mehr. Er spürte, daß die Betschiden - Jäger wie Schiffsbewohner - sich näher herandrängten.
    „Die Erde", wiederholte der Heiler, als ihm klar wurde, daß er nun nichts mehr verderben konnte. „Du willst wissen, ob sie noch existiert. Mich dagegen würde es interessieren, ob sie jemals existiert hat."
    Foljor senkte den Blick und sah Doc Ming an.
    „Es gibt keine andere Möglichkeit", sagte er überraschend ruhig. „Leben entsteht nur auf Planeten, nicht in Raumschiffen. Schiffe sind etwas Künstliches. Wenn das Leben auf einem Planeten weit genug entwickelt ist, baut es Raumschiffe, um sich über andere Planeten zu verbreiten."
    Unter den Schiffsbewohnern brach Unruhe aus. Doc Ming ignorierte das Gemurmel.
    „Ich will dir etwas verraten", sagte er leise. „Ich habe seit vielen Jahren daran geglaubt, daß es so ist, wie du es eben gesagt hast. Aber die Erde ist nur ein Mythos, genau wie die SOL. Wir müssen davon ausgehen, daß die SOL existiert hat, denn sonst wären wir nicht hier. Wir sind Fremde auf Chircool. Wir haben nur vier Gliedmaßen, die Kreaturen dieses Planeten aber haben normalerweise zehn davon. Aber es gibt nur Andeutungen über eine Welt, von der die Solaner gekommen sind."
    Es war, als hätte Foljor gar nicht zugehört.
    „Erde", sagte er. „Das ist mehr als der Name eines Planeten. Den fruchtbaren Boden auf den Feldern nennen wir ‚Erde’. Wenn wir Jäger einen der unseren zu Grabe tragen, dann sprechen wir den Spruch ,Erde zu Erde’. Die Erde ist die Wiege des Lebens."
    Doc Ming war wie betäubt. Foljor hatte niemals die Neigung gezeigt, übertrieben philosophisch zu denken. Woher nahm er derartige Gedankengänge?
    Foljor lächelte plötzlich und blickte die Jäger an, die versuchten, die Schiffsbewohner von ihm fernzuhalten.
    „Warum müht ihr euch ab?" fragte er spöttisch. „Es kann ihnen nicht schaden, die Wahrheit zu hören."
    „Was ist die Wahrheit, Foljor?" fragte Surfo Mallagan hart.
    „Die Wahrheit...", murmelte der Parasitenträger. „Die Wahrheit ist, daß es ein Schiff gab, das uns herbrachte. Dieses Schiff kam von einem anderen Planeten, und dieser Planet hieß Erde. Es gibt einen tiefen Grund dafür, daß das geschah. Alles hat einen Grund und eine Ursache. Man darf nichts isoliert sehen, denn dann bleibt es ohne Sinn.
    Es ist wie mit dem Dschungel. Alles ist voneinander abhängig."
    „Damit hast du sicher recht", sagte Doc Ming

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