1002 - Höllenqualen
Frühstück zu sich genommen hatten. Kaffee war noch vorhanden, auch Orangensaft. Der Templer entschied sich für den Saft, den er mit langsamen Schlucken zu sich nahm.
Dabei schaute er auf den Sessel, ohne ihn richtig wahrzunehmen.
Seine Gedanken beschäftigten sich mit völlig anderen Dingen, aber auch sie konnte er nicht auf den Punkt bringen.
Wenn er über sich selbst einen Vergleich anstellen sollte, dann kam er sich vor wie ein Mensch, der gegen ein gewaltiges Tor schaute, durch das er gehen mußte, um das nächste Ziel zu erreichen.
Aber das Tor war verschlossen und sicherlich nur schwer zu öffnen.
So mußte er davor stehenbleiben.
Das Tor war sein Problem. Bei John Sinclair würde es nicht nur ein Tor sein, sondern ein gewaltiger Berg, den er aus dem Weg räumen mußte.
Er hatte das Schwert des Salomo. Es war ihm von einer geheimnisvollen Totenfrau gebracht worden. Der Abbé dachte über den Grund nach, er fand ihn nicht.
Es konnte eine Waffe zur Verteidigung sein, mußte es aber nicht, denn manche Waffen waren tatsächlich dazu geeignet, Türen zu öffnen oder Wege zu ebnen.
Auch den zur Bundeslade hin? Denn letztendlich lief alles auf dieses Ziel hinaus.
Gern hätte der Abbé mehr über die Lade gewußt, aber er kannte keinen, bei dem er sich hätte erkundigen können. Natürlich gab es Menschen, die sich mit der Bundeslade und deren Verbleib beschäftigt hatten, aber es gab auch ebenso viele Meinungen darüber, wo sich die Lade eventuell befand, falls sie überhaupt noch existierte.
Bloch hatte sich dafür entschieden, Pater Angares zu vertrauen.
Daß er damit nicht einmal so schlecht gelegen hatte, bewies leider der Mord an diesem Mann, dem die Killer dicht auf den Fersen gewesen waren. Demnach mußte Angares mehr gewußt haben. Der Abbé konnte nur hoffen, daß er dieses Wissen auch an John Sinclair weitergegeben hatte.
Der Templer leerte das Glas. In seiner Haut fühlte er sich nicht wohl. Bei ihm bestand auch die Angst davor, daß er John Sinclair womöglich in den Tod geschickt hatte. Auf der anderen Seite war der Geisterjäger nicht unerfahren. Er verstand es auch, sich zu wehren und sich schließlich durchzuschlagen.
Bloch stand auf. Obwohl die Sonne schien, war es für ihn kein guter Tag. Er sah ihn eher als trübe an. Auch sein Arbeitszimmer kam ihm mehr wie eine Zelle vor. Er mußte es einfach verlassen, er wollte aus dem Haus und frische Luft einatmen.
Es gab innerhalb von Alet-les-Bains einige Plätze, wo er in Ruhe nachdenken konnte. Am besten wäre es gewesen, die Kathedrale der Angst zu betreten, diese schmale Schlucht, an deren Ende sich auch die Grabstätte des silbernen Skeletts befand, das einmal ein Mann namens Hector de Valois gewesen war.
Die Türklinke hielt Bloch bereits fest, als er das Tuten des Telefons vernahm. Damit hatte er nicht gerechnet. Er zuckte zusammen, blieb aber in seiner Haltung und drehte zunächst den Kopf, bevor er auf den Apparat zuging.
Neben anderen Gegenständen stand er auf dem Schreibtisch. Als Bloch abnahm, meldete sich zuerst der Bruder aus der Zentrale unter dem Dach des Hauses. »Es ist ein Gespräch aus London, Abbé.«
»Gut. Wer will mich sprechen?«
»Suko.«
»Ja, durchstellen, bitte.«
»Sofort.«
In der kurzen Zeit rasten zahlreiche Gedanken durch den Kopf des Templers. Und es waren beileibe keine guten, mit denen er sich beschäftigen mußte. Für einen Moment verschwamm die Umgebung vor seinen Augen.
»Abbé Bloch?«
»Ja, ich bin dran, Suko.« Er hatteseine Antwort nur geflüstert. Darüber ärgerte er sich.
»Ich rufe nicht grundlos an, wie du dir denken kannst. Es ist etwas Furchtbares passiert. Wir erhielten eine Nachricht aus Lauder, und ich möchte dich zuvor fragen, ob ich John bei dir erreichen kann. Ich weiß, daß er zu dir wollte.«
»Er war auch hier, aber er ist nicht mehr da.«
»Oh, das ist…«
»Pardon, Suko, aber er mußte weg. Durch den Besitz des Schwertes hat er auch eine Verpflichtung übernommen. Er benutzte den Knochensessel, um in die Vergangenheit zu reisen.«
»Was will er denn in Avalon? Den Gral holen?«
»Es ist nicht unbedingt gesagt, daß er dorthin gelangt. Jedenfalls wirst du mir sagen müssen, was geschehen ist. Vorausgesetzt, du hast dieses Vertrauen zu mir.«
»Ja, das werde ich dir sagen, denn es ist etwas Furchtbares passiert.« Suko hatte Mühe, seine Stimme zu halten. Leise sagte er:
»Johns Eltern sind ermordet worden.«
»Was?«
»Der Fluch der Sinclairs hat voll
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