1002 - Höllenqualen
zugeschlagen.«
Zwar hatte Bloch die beiden Antworten gehört, aber er weigerte sich plötzlich, darüber nachzudenken. Es kam alles so plötzlich. Jemand hatte ein Füllhorn des Schreckens über ihn geleert, und er wünschte sich in einen tiefen Traum hinein. Aber er blieb wach und schaute auf seine linke Hand. Die Finger zitterten.
»Hast du es gehört, Abbé?« Suko schien sich bei dieser Frage meilenweit von ihm entfernt zu haben.
»Ja, das habe ich.«
»Und?«
»Was soll ich dazu sagen?« hauchte Bloch. »Es ist schrecklich. Es ist einfach unaussprechlich.«
»Aber eine Tatsache. Du kannst dir vorstellen, wie es jetzt bei uns hier in London rundgeht. Ich werde so schnell wie möglich nach Lauder fliegen. Ob es was bringt, kann ich nicht sagen, aber Sir James ist sehr dafür. Dort müssen wir dann weitersehen.«
»Sie sind also tot«, flüsterte Bloch.
»Ja.«
»Und man hat sie umgebracht. Kannst du mir sagen, wie das alles geschehen ist?«
Suko gab einen knappen Bericht durch, der den Abbé zu der Frage veranlaßte, ob man schon einen Verdacht hatte, wer der oder die Mörder gewesen sein könnten.
»Nein, wir haben keinen. Oder zumindest die Kollegen oben in Lauder nicht.«
»Das Verbrechen geschah am Friedhof, hast du gesagt…«
»Richtig.«
Bloch atmete tief ein. »Wäre es eventuelle möglich, daß irgendwelche Untote ihre Gräber verlassen haben, um an Johns Eltern Rache zu nehmen. Ich meine, bei seinem Beruf muß man schließlich alles in Betracht ziehen. Oder denkst du anders?«
»Nein, aber ich kann dir keine Antwort geben. Ich muß erst selbst hin. Nach einer ersten Analyse, die erstellt wurde, gibt es zwar Spuren und Hinweise, aber nicht von irgendwelchen Killern, nur von den beiden Sinclairs.«
»Und wie hat man sie getötet?«
»Durch Messer, Abbé. Man hat auf sie eingestochen. Mehrmals. Sowohl auf den Mann als auch auf die Frau. Es muß wirklich für die beiden sehr schlimm gewesen sein, aber es ist nun mal leider so, und wir können sie auch nicht ins Leben zurückholen.«
»Nein, das nicht mehr.«
»Ich wollte auch nur, daß du Bescheid weißt. Es ist ja möglich, daß John über den Sessel wieder zu dir zurückgekehrt. Und du bist sensibelgenug, um ihm die Wahrheit so schonend wie möglich beizubringen. Vielleicht treffe ich ihn ja auch – oder Sir James.«
»Er weiß es also auch?«
»Sicher.«
»Und eure anderen Freunde?«
»Ich habe sie noch nicht über das Schreckliche informiert und werde es zunächst auch lassen. Es ist nicht gut, wenn sich zu viele Personen hineinhängen. Die Conollys und auch Jane Collins würden sicherlich nicht ruhig bleiben.«
»Das denke ich auch, Suko.«
»Glenda Perkins weiß es auch. Sie ist erschüttert und weint. Uns geht es allen nicht gut.«
Auch der Templer hatte eine Gänsehaut bekommen. Er konnte sich vorstellen, wie es in London aussah, und er wiederholte den Begriff, der ihm nicht aus dem Kopf ging. »Es ist der Fluch der Sinclairs…«
»Da hast du recht.«
»Aber es ist noch mehr, Suko, denke ich. Es ist auch das Schicksal, an dem ich mich sogar indirekt mitschuldig fühle.«
»Warum das denn?«
Bloch umklammerte den Hörer so fest, als wollte er ihn zerbrechen. »Weil durch meinen Anruf in London alles ins Rollen gekommen ist. Ich habe John nach Chartres geschickt, wo er den Hüter der Lade traf, der ihn, aus welchen Gründen auch immer, mit Informationen versorgen wollte. Hätte ich nicht so gehandelt, wären Johns Eltern möglicherweise noch am Leben.«
»Nein, das glaube ich nicht, Abbé. Du hast vorhin ein gutes Wort gebraucht. Schicksal – ja, es ist Schicksal.«
»Es fällt mir allerdings schwer, mich damit anzufreunden, auch wenn du recht hast.«
»Jedenfalls weißt du Bescheid. Dukannst mich jederzeit über mein Handy erreichen. Notiere dir bitte die Nummer.«
Der Templer holte einen Kugelschreiber und schrieb die Zahlen mit die ihm diktiert wurden. Daß seine Hand dabei zitterte und sich dieses Zittern auch auf die Zahlen übertrug, sah er anhand seiner eigenen Schrift. Suko verabschiedete sich dann verständlicherweise sehr schnell und ließ einen völlig fertigen Mann zurück, der zunächst einmal auf dem Stuhl sitzenblieb und seinen eigenen Gedanken nachhing.
Auch das war schwer, denn er schaffte es nicht, sie in die Reihenfolge zu bringen. Zuviel auf einmal strömte durch seinen Kopf und bereitete ihm Beschwerden.
Noch enger kam ihm sein Arbeitszimmer vor. Der Geruch des Kaffees ekelte ihn plötzlich
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