1003 - Die Templer-Säule
sollte, obwohl es oftmals nicht so aussah.« Sie starrte ihn an. »Weiß du, wovon ich rede?«
»Kann sein, Alischa. Es ist ein Heiligtum gewesen, ein Palladium für die Massen.«
»Ja, und man hat es mit in die Kriege geführt. Es wurde geraubt, es wurde zurückgeholt. Es hat Tod und Verderben verbreitet, aber es ist schließlich durch den König Salomo gezähmt worden.«
»Danach wurde die Lade in deine Heimat geschafft, wo sie sich heute noch befindet, nicht wahr?«
Die Frau lächelte nur. Aus der Reserve ließ sie sich nicht hervorlocken.
Er versuchte sie anders zu packen. »Jetzt hat eure Gruppe Angst davor, daß jemand die Bundeslade entdeckt und euch in die Quere kommt, weil ihr dieses Palladium selbst besitzen wollt.«
»Das müssen wir!«
»Warum?«
»Weil wir die legitimen Nachfolger des Königs Lalibela sind, der die Lade in seiner Regentschaft bewacht hat. Er hat für sie die Kirchen in den Steinen gebaut…«
»Er allein?«
»Du zweifelst?«
»Ja, ich zweifle, denn ich vermute, daß ihm die Templer geholfen haben.«
Das Gesicht der Frau verschloß sich.
»Du weißt viel«, sagte sie. »Schon zuviel.«
»Aber mich wirst du kaum töten können, auch nicht denjenigen, der sich ebenfalls auf die Suche nach der Lade begeben hat. Selbst zwei eurer Killer haben es nicht geschafft. Er ist auf dem Weg, und er wird ihn bis zum Ende durchgehen.«
Alischa dachte über Sukos Worte nach, während sie ihn anschaute.
»Nein, nein, du irrst dich. Auch wenn er die Lade findet, wird er vergehen, denn sie wird ihn verbrennen. Sie ist wahnsinnig mächtig. Sie darf von einem Fremden und Unreinen nicht berührt werden. Vielleicht sieht er sie. Nichts ist unmöglich. Aber er wird vernichtet, wenn er sie berührt, das sage ich dir.«
»Und ich halte dagegen. Außerdem ist Ihre Zeit vorbei, Alischa. Der bewaffnete Angriff auf einen Polizeibeamten wird in diesem Land bestraft. Sie kommen nicht darum herum.«
Die Frau reckte ihr Kinn vor. »Willst du mich in ein Gefängnis stecken?«
»Das hatte ich vor. Man wird Sie einem Untersuchungsrichter vorführen. Der entscheidet, wie es mit Ihnen weitergeht. In mir wird er einen sehr guten Zeugen haben, das kann ich Ihnen versprechen.«
Die Mörderin starrte Suko an. Sie trug noch immer den Mantel und drehte sich jetzt in den Stoff hinein wie jemand, der friert. »Ich werde mich nicht einsperren lassen wie ein Tier. Ich bin keine Verbrecherin. Wir kämpfen um die gerechte Sache.«
»O ja!« rief Suko. »Sehr gerecht. Sie sollte sogar der Familie Sinclair den Tod bringen.«
»Sie hätten sich nicht um die Sache kümmern sollen.«
»Ich sehe das anders.« Suko nickte ihr zu. »Bleiben sie auf dem Tisch sitzen und verschränken sie die Hände hinter dem Kopf! Alles andere werde ich regeln. Sie mögen gut sein, Alischa, das bestreite ich nicht, aber Sie sind nicht so gut wie ich, und daran sollten Sie immer denken.«
Die Frau schwieg, aber das Lächeln auf ihrem Mund gefiel Suko überhaupt nicht. Er beschloß deshalb, mehr als wachsam zu sein und Alischa nicht aus den Augen zu lassen.
Sie kam auch seiner Aufforderung nach. Sehr langsam hob sie die Arme an und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Als Suko mit schußbereiter Waffe neben dem Tisch stehen blieb, gab er ihr den nächsten Befehl. »Jetzt lassen Sie die Arme langsam tiefer rutschen…«
»Sonst noch was?«
»Tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe!« Suko hatte bereits die Handschellen vom Gürtel gelöst und hielt sie in der Linken. Die kalte Mündung der Beretta berührte den Hals der Frau, wo sich die Haut zusammengezogen hatte.
Routiniert schloß Suko die beiden Stahlkreise um die Gelenke der Killerin.
»Zufrieden?« fragte sie.
»Für den Moment schon.«
»Und wie geht es weiter?«
»Wir werden das Haus jetzt verlassen und gemeinsam nach Lauder fahren. In der Polizeistation wird tatsächlich eine Zelle für Sie frei sein, Alischa.« Suko trat vom Tisch weg. »Kommen Sie jetzt, bitte!«
Die Frau drehte sich. Sie schwang die Beine über die Kante hinweg und stellte die Füße auf den Tisch. Sie atmete heftig. Ihr Gesicht war verschwitzt, und wenn Blicke hätten töten können, Suko wäre längst eine Leiche gewesen.
»Darf ich sagen, daß du einen Fehler machst?«
»Ja, das darfst du, doch es interessiert mich nicht.«
»Auch du lebst nicht ewig.« Nach dieser orakelhaften Warnung rutschte die Frau von der Tischkante und ging mit hocherhobenem Kopf auf die Küchentür zu.
Suko folgte ihr.
Wohl
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