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1005 - Todesfahrt nach Felloy

Titel: 1005 - Todesfahrt nach Felloy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Situation aber war anders. Die geistige Verwirrung der Rekruten nahm mit jeder Minute zu. Es ließ sich nicht vorhersehen, wann einer von ihnen den Wahn entwickeln würde, er könne das Boot selbst fliegen, und der Krane werde nicht mehr gebraucht. Er mußte vermeiden, ihren Unwillen zu erregen; denn jede emotionelle Störung beschleunigte den Zerfall ihres logischen Denkvermögens. Er durfte nicht offensichtlich werden lassen, daß er um jede Sekunde kämpfte.
    Er kannte die Krankheitsgeschichte anderer Wesen, die aus diesem oder jenem Grund ihren Spoodie verloren hatten und der geistigen Umnachtung anheimgefallen waren.
    Immer war der Fortschritt der Zerrüttung ein steter, unumkehrbarer gewesen. In dieser Hinsicht verwirrten ihn die Betschiden. Bei ihnen wechselten gestörte Zustände mit normalen in offenbar wahllosem Rhythmus. Surfo Mallagan zum Beispiel wechselte von gefährlicher Unberechenbarkeit zu völlig vernünftigem Verhalten schneller, als der Verstand des Beobachters zu folgen vermochte. Es war, als gebe es eine geheimnisvolle Kraft im Hintergrund, die den geistigen Zerfall der Betschiden zu hindern versuchte und ihnen immer wieder neue Mentalenergie zuführte.
    Am Endresultat der Entwicklung würde sich dadurch jedoch nichts ändern. Man brauchte kein Psychophysiker zu sein, um zu erkennen, daß die Betschiden auf den Wahnsinn zusteuerten. Wenn es Dabonudzer gelang, seine Startvorbereitungen solange hinauszuzögern, bis der Geist der Rekruten völlig umnachtet war, dann hatte er gewonnen. Und selbst wenn er die VACCOM in Fahrt setzen mußte - wenn sie bis zu dem Zeitpunkt, da die Betschiden ihre Handlungsfähigkeit endgültig verloren, nur nicht so weit vom Wrack der SANTONMAR entfernt war, daß er nicht mehr zurückkehren konnte!
    Er überprüfte die Programmierung des Kurscomputers vom Datenanschluß der Pilotenkonsole aus. Wie er nicht anders erwartet hatte, enthielt der Kursdatenspeicher die Koordinaten des Nestes der Achten Flotte. Hinzuzufügen waren die Ortsangaben des gegenwärtigen Standorts der VACCOM und die Kontrollparameter für den Übergang zur Zeitbahn. Die Rekruten beobachteten ihn bei der Arbeit. Es war nicht schwierig, ihnen klarzumachen, daß die Berechnung der Parameter angesichts der riskanten Mission besondere Sorgfalt erfordere. Er stak mitten in einem Wust von Berechnungen, die in Wirklichkeit keinerlei Wert besaßen, als Brether Faddon eine Art Tobsuchtsanfall erlitt, den Surfo und Scoutie nur mit Mühe zu bändigen vermochten.
    Auf diese Weise gewann Dabonudzer rund zwei Stunden. Aber schließlich mußte er dem ständig ungeduldiger werdenden Surfo Mallagan gegenüber zugeben, daß die letzte Serie von Iterationen keine nennenswerte Verfeinerung der Kontrollparameter mehr erbracht habe.
    Das hieß: der entscheidende Augenblick war gekommen.
    Die VACCOM war startbereit.
     
    *
     
    Das Weltall schien sich zu einer Röhre zu verengen, in die die VACCOM mit mehr als 80 Prozent der Lichtgeschwindigkeit hineinraste. Zwanzig Minuten waren seit dem Start des Boots vergangen. Der Augenblick des Übergangs auf die Zeitbahn lag nur noch wenige Sekunden entfernt. Dabonudzer hatte darauf verzichtet, das Triebwerk während der Beschleunigungsphase voll zu belasten. Je genauer die Kontrollparameter beim Eintritt in die Zeitbahn eingehalten wurden, desto größer wurde die Reichweite. Der bedeutendste unter den Parametern war die Geschwindigkeit des Fahrzeugs im Augenblick des Übergangs. Es gab einen Erfahrungswert, der besagte, daß die Geschwindigkeit dann am besten unter Kontrolle gehalten werden konnte, wenn die zur Beschleunigung aufgewandte Leistung nur 65 Prozent des Maximalwerts betrug.
    Das war plausibel und vertretbar. Außerdem verschaffte es Dabonudzer zusätzliche, wertvolle Minuten.
    Die drei Betschiden hatten eine Routine entwickelt, die gewährleistete, daß er keine Sekunde lang aus den Augen gelassen wurde. Die Phasen geistiger Beeinträchtigung folgten jetzt rascher aufeinander, und ihre Wirkung wurde ständig intensiver und nachhaltiger. Aber wenn Surfo sich wegen Kopfschmerz zurückziehen mußte, nahm Scoutie seinen Platz ein, und wenn Scoutie vorübergehend das Gleichgewicht verlor, sprang Brether in die Bresche.
    Dabonudzer sah das blaue Warnlicht aufleuchten und konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf den Bugbildschirm. Die Röhre war enger geworden. Die Sterne leuchteten in unglaublich tiefem Violett. Und dann, wie ein Spuk, war das Bild plötzlich verschwunden.

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