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1007 - Totenwache

1007 - Totenwache

Titel: 1007 - Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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eingefroren.«
    »Ja, da magst du recht haben.«
    Wir näherten uns dem Ort. Beide waren wir still geworden. Ich schaute aus dem Fenster, und ich sah eine mir bekannte Landschaft, aber sie kam mir trotzdem fremd vor. Die Hügel, die Wälder, dazwischen die Täler, die dunkelgrünen Seen, der von mächtigen Wolken bedeckte Himmel, die aussahen wie helle Schneehaufen, das alles war so normal, das sah ich auch, und trotzdem glitt es an meinen Blicken vorbei, als wäre es nicht vorhanden.
    Wir erreichten den Ort. Kaum waren wir an dem Schild vorbeigefahren, da spürte ich das Brennen im Magen. Ich fing an zu zittern, leicht nur, aber es war nicht zu übersehen, und Suko fragte mich:
    »Also dorthin, wo deine Eltern starben?«
    »Ja.«
    Der Weg zum Friedhof war nicht mehr weit. Auf den Gehsteigen sah ich die Bewohner. Autos fuhren. Kinder spielten. Ich hörte ihr Lachen, es war alles normal, aber trotzdem anders für mich. Wie eine Statue saß ich neben meinem Freund und schaute auf die Fahrbahn.
    Dann erschien an der linken Seite die Friedhofsmauer. Meine Hände verkrampften sich zu Fäusten. Der Magen produzierte mehr Säure, als ihm guttat. Ich roch meinen eigenen Schweiß und merkte kaum, daß Suko den Wagen stoppte.
    Ich blieb sitzen.
    »Du kannst jetzt aussteigen, John.«
    »Ja«, sagte ich leise. »Ich werde es wohl tun müssen.« Ich öffnete die Wagentür, setzte einen Fuß ins Freie, starrte noch immer ins Leere und stand schließlich zitternd neben dem Wagen und auch neben der Mauer. Hitzewellen strömten durch mein Gesicht, und Suko kam um den Wagen herum, als wollte er mich stützen.
    »Nicht nötig«, sagte ich flüsternd, »das schaffe ich schon.«
    Ich ging mit kleinen Schritten zu dem Ort an der Mauer hin, den Suko mir zeigte. Die Stelle, wo meine Eltern gestorben waren, konnte einfach nicht übersehen werden. Menschen hatten dort Blumen hingelegt.
    Heiß wurde mir, als ich vor den Blumen verweilte. Den Kopf hielt ich gesenkt. Suko stand hinter mir. Er sprach nicht. Er ließ mich mit meiner Trauer allein. Immer wieder mußte ich schlucken. Die Tränen konnte ich auch nicht zurückhalten.
    Die Erinnerung kehrte zurück. Die Blumen wichen dem Rad der Zeit, und ich durchlitt unbeschreibliche Höllenqualen.
    An meinen Wangen sammelte sich die Nässe. Die Tränen ließen sich einfach nicht zurückhalten. Mein Herz schlug schneller, und jeder Schlag schien meine Kehle weiter zu verengen.
    Ich wußte nicht, was ich denken sollte. Ich versuchte, mich an meine Eltern zu erinnern, aber es war nicht möglich. Die Bilder der Vergangenheit wollten sich einfach nicht zeigen. Und so blieb ich einfach stehen und starrte ins Leere.
    Die Zeit war bedeutungslos für mich geworden. Ich konnte auch an nichts mehr denken.
    Irgendwann spürte ich Sukos Hand auf meiner Schulter. Er sagte nichts, aber die Berührung tat mir gut. Sie bewies mir, daß ich nicht ganz allein war.
    »Es hat nicht…«, begann ich und fühlte, wie sich mein Herzschlag beschleunigte. »Es hat nicht … Ich – konnte nichts dagegen tun, Suko. Ich hätte alles versucht, aber ich war eben zu schwach. Es ist der Fluch, sage ich dir. Es ist der Fluch der Sinclairs, der uns mit voller Härte getroffen hat.« Ich hob die Schultern. »Tut mir leid, aber ändern kann ich daran nichts.«
    »Deshalb solltest du auch auf dich persönlich achten, John«, riet Suko mir.
    »Es geht weiter«, sagte ich nur, nachdem ich tief durchgeatmet hatte. »Zumindest für mich. Aber nicht für meine Eltern. Deren Leben ist vorbei.«
    »Willst du noch immer zum Haus?« fragte Suko.
    »Ja, das möchte ich.«
    »Und anschließend?«
    Ich drehte mich zu meinem Freund hin um. »Kannst du verstehen, daß ich dann allein sein möchte?«
    »In der Leichenhalle?«
    »Sicher.«
    »Als Totenwächter.«
    »So ist es, Suko.«
    »Dann rechnest du also damit«, sagte er nach einer kurzen Pause, »daß Lalibelas Diener hier erscheinen, um deinen Vater abzuholen.«
    Ich nickte.
    »Hör zu«, sagte Suko und schaute mich an. »Ich werde dich nicht allein lassen. Wenn du möchtest, dann gehe ich mit in die Leichenhalle und halte ebenfalls Wache. Wenn du allein sein möchtest, bleibe ich draußen. Allerdings in der Nähe.«
    »Das wäre mir lieb und recht.«
    »Gut.«
    Ich drehte mich um und schaute nun zum Leihwagen. »Fahr mich bitte jetzt zum Haus meiner Eltern. Ich muß dort einfach hin.«
    »Das kann ich verstehen«, gab Suko seufzend zu. »Wenn du willst, bleibe ich auch dort draußen

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