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1007 - Totenwache

1007 - Totenwache

Titel: 1007 - Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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inzwischen Seltenheitswert hatte. Ich rauchte eine Zigarette.
    Suko sagte dazu nichts. Er hatte sicherlich Verständnis für meine Reaktion.
    Nach einigen Zügen drückte ich sie aus. Der Friedhof kam in Sicht, die Kirche, auch die Leichenhalle. Ich dachte daran, was ich dort schon alles erlebt hatte, auch gemeinsam mit meinem Vater. Oft genug war er zusammen mit mir in den Kreislauf des Schrecklichen mit hineingezogen worden. Vorbei war es nicht, denn die Totenwache hielt ich nicht grundlos. Es würde noch etwas passieren. Davon mußte ich einfach ausgehen. Nicht grundlos hatte mir Donata zur Totenwache geraten.
    Die Leichenhalle war aus rotem Backstein errichtet worden, mit einem leicht schrägen, dunklen Dach, das im Eingangsbereich weit vorstand.
    Suko fuhr nicht bis auf den Friedhof. Er stellte den Wagen nahe der Mauer ab und ließ mich aussteigen. »Soll ich nicht doch mitkommen?« fragte er leise.
    Ich schaute gegen den grauer gewordenen Himmel. »Nein, Suko, aber es ist für mich besser, wenn ich allein hineingehe.«
    »Und kannst du dir ungefähr vorstellen, wie lang die Totenwache dauern wird?« wollte er noch wissen.
    »Nein, das kann ich nicht.« Ich hob die Schultern. »Es wird nicht mehr lange dauern, dann werden wir den Anbruch der Dämmerung hier erleben, und ich kann mir vorstellen, daß unsere Gegner die Schatten der Nacht nutzen werden.«
    »Hast du denn eine Vorstellung von dem, was auf dich zukommen könnte?« fragte Suko.
    Auch wenn ich näher darüber nachdachte, es blieb mir nichts anderes übrig, als den Kopf zu schütteln. »Ich will nicht sagen, daß ich mich überraschen lassen möchte, aber ich weiß genau, daß ich nicht allein bleiben werde, Suko.«
    »Gut«, sagte er. »Ich fahre den Wagen in Deckung und halte die Augen offen.«
    »Danke.«
    »Noch eins, John. Soll ich auch mit dem Pfarrer reden?«
    Meine Antwort erfolgte sofort. »Nein, das muß nicht sein.«
    »Okay, wie du willst.« Er wollte noch etwas hinzufügen, fand aber wohl nicht die richtigen Worte, schüttelte den Kopf und fuhr an, um sich den richtigen Platz auszusuchen.
    Ich schaute dem Wagen nicht nach, sondern ging auf den Friedhof. Mein Ziel war die Leichenhalle, in der meine Eltern aufgebahrt wurden. Dabei wußte ich nicht, was ich überhaupt denken sollte.
    Alles war so anders geworden. Zwar ging ich durch die normale Welt, aber ich kam mir vor, als würde ich schweben.
    In meinem Kopf spürte ich die Stiche. Gleichzeitig rauschte das Blut durch meinen Schädel, und der kalte Schweiß bedeckte jede Stelle meines Körpers.
    Den Eingang ließ ich hinter mir. Dann ging ich das kurze Stück über den Friedhof hinweg. Altes Laub knisterte und raschelte unter meinen Füßen.
    Ich mußte mich nach rechts wenden, um zur Leichenhalle zu gelangen. Ein altes und auch ein starres Gebäude, dessen Umrisse allerdings vor meinen Augen verschwammen. Es gab zwar Fenster, die aber waren sehr hoch angelegt worden, auch recht schmal, so daß jemand schon auf eine Leiter steigen mußte, um auf diesem Wege in die Halle schauen zu können.
    Ich steuerte jedoch auf die Holztür zu. Die Klinke glänzte matt.
    Die Tür war noch nie abgeschlossen worden, und ich war sicher, daß sich das nicht geändert hatte.
    Es war schon ein völlig fremdes Gefühl für mich, die Klinke zu berühren. Sie gab eine gewisse Kälte ab, aber sie strahlte zugleich eine gewisse Hitze ab, so daß ich den Eindruck hatte, als würde Feuer durch meinen Arm strömen.
    Ich schloß für einen Moment die Augen. In meiner Kehle hing das würgende Gefühl. Natürlich gab es ein Zurück, aber diesen Weg würde ich nicht gehen.
    Ich mußte nach vorn.
    Ich mußte in die Halle, wo meine Eltern aufgebahrt waren.
    Sehr langsam drückte ich die Klinke nach unten, bevor ich mit geschlossenen Augen die Leichenhalle betrat.
    ***
    Suko hatte seinen Freund John beobachtet, wie er auf den Friedhof zuging, das schmale Tor öffnete, das Gelände betrat und mit langsamen Schritten auf die Leichenhalle zuging.
    Er bedauerte ihn. Für alles Geld in der Welt hätte Suko nicht in der Haut seines Freundes stecken wollen. Was er vor sich hatte, reichte bis dicht an die Grenzen der menschlichen Beherrschung heran. Das schmale Tor ließ er halb offen. Suko konnte den Freund sehen, bis ihm ein dicht wachsender Strauch die Sicht nahm. Die Tür zur Leichenhalle war von Sukos Platz aus nicht einsehbar. Der Inspektor überlegte, wie er sich verhalten sollte.
    Es gab verschiedene Möglichkeiten. Er

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