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1007 - Totenwache

1007 - Totenwache

Titel: 1007 - Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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konnte in seinem Fahrzeug bleiben oder aussteigen und sich in der Umgebung ein wenig umschauen. Suko gehörte nicht zu den Menschen, die irgendwo tatenlos herumsaßen. Er wollte sich umschauen und stieg deshalb aus seinem Leihwagen.
    Der Nachmittag neigte sich dem Ende zu, und ihm wehte der typische Friedhofsgeruch entgegen. Der Wind brachte auch den Geruch von alter Erde und verwelktem Laub mit. Besucher oder Spaziergänger hatte Suko an diesem etwas abseits liegenden Ort nicht gesehen. Er war allein auf weiter Flur, und er sah auch niemanden, der sich dem Friedhof vom Dorf her näherte. Den Wagen stellte Suko im Schatten der Kirche ab, stieg aus und dachte daran, was ihm sein Freund mitgeteilt hatte.
    Die Diener des längst verstorbenen Lalibela waren unterwegs. Sie würden es nicht hinnehmen, wenn sich jemand um die Person kümmerte, die ihnen so wichtig war.
    Ausgerechnet Horace F. Sinclair hatte sich der Geist ausgesucht.
    Suko glaubte daran, daß dieser Geist die Macht hatte, aus dem Toten eine andere Person zu schaffen.
    Etwas Ähnliches wie einen Zombie…
    Er hatte seinem Freund nichts von den Bewegungen des Toten gesagt, die für Suko zu einem schrecklichen Erlebnis geworden waren.
    Vom Heben der Hand, von den Augen, die plötzlich lebten. Jetzt dachte er darüber nach, ob es richtig gewesen war, aber rückgängig konnte er es nicht mehr machen.
    Äußerlich hatte sich an der Kirche und in deren Nähe nichts verändert. Die hohen Sträucher hatten noch keine Blätter bekommen.
    Nur ein erstes, zaghaftes Grün war zu erkennen, aber nur, wenn man genau hinschaute. Er drehte sich, als er neben der Kirchentür stand. Suko hatte plötzlich das Gefühl gehabt, nicht mehr allein zu sein. Irgendwo mußte jemand stecken, der ihn beobachtete. Sosehr er sich auch bemühte, er konnte keinen heimlichen Beobachter entdecken.
    Der Verdacht blieb…
    Der Name Lalibela wollte ihm nicht aus dem Kopf. Der schon längst verstorbene König hatte seine Macht noch nicht völlig verloren. Möglicherweise war er sogar erstarkt, aber das mußte sich auf einer anderen Ebene abspielen.
    Der Inspektor lauschte in die Stille hinein. Es war eine besondere Ruhe, eben die Friedhofsstille, und sie kam ihm bedrückend vor. Er überlegte, wo er sich versteckt halten konnte, um die Szene zu beobachten. Da gab es viele Möglichkeiten, so daß Suko sich nicht für eine entscheiden konnte. Schritte oder flüsternde Stimmen jedenfalls waren nicht zu hören. Falls die andere Seite präsent sein sollte, hatte sie sich wirklich prima versteckt.
    Auch wenn John nicht unbedingt einem Besuch beim Pfarrer zustimmte, Suko wollte trotzdem zu ihm gehen. Es war möglich, daß dem Geistlichen etwas aufgefallen war. Niemand kannte den Friedhof besser als er.
    Das Haus des Pfarrers lag direkt an der Kirche. Es war klein und ebenfalls aus Backsteinen erbaut. An den Mauern rankten Pflanzen in die Höhe. Die Fenster waren freigeschnitten worden.
    Suko bewegte sich auf das Haus zu. Dunkle Fenster. Hinter den Scheiben war kein Licht zu sehen, was den Inspektor wunderte. War der Pfarrer nicht im Haus?
    Vor der Haustür blieb Suko stehen. Sie lag am seitlichen Rand des Hauses. Er mußte drei Steinstufen hochgehen, um sie erreichen zu können. Im Mauerwerk sah er einen Klingelknopf, der weißlich schimmerte. In die Tür selbst war keine Scheibe eingelassen. So war es Suko nicht möglich, in den Flur zu schauen.
    Er schellte.
    Im Haus tat sich nichts. Keine Reaktion. Keine Schritte.
    Der Pfarrer schien wirklich nicht anwesend zu sein. Aber das wollte Suko seltsamerweise nicht glauben, da hörte er einfach auf sein Gefühl, auf seine Intuition.
    Noch vor der Tür drehte er sich um.
    Nichts hatte sich verändert. Keine Geräusche. Keine Stimmen.
    Kein Wagen, der herangefahren war.
    Seine Handflächen waren klamm geworden. Die Ruhe des Hauses gefiel ihm immer weniger. Etwas passierte dort. Irgend jemand hielt es umklammert. Eine andere Kraft, fremd und doch stark.
    Die Unruhe blieb, als Suko die Stufen wieder hinunterging. Er hatte vor, sich das Haus von allen Seiten anzuschauen. Oft genug gab es noch einen zweiten Zugang an der Rückseite.
    Über die vermoosten Steinplatten führte ihn sein Weg zur Rückseite. Dort fielen ihm weitere kleine Fenster auf, aber es gab keine Tür, die hätte geöffnet werden können. Kein Licht hinter den Scheiben. Suko sprang trotzdem in die Höhe, weil er in einen Raum hineinsehen wollte.
    Nichts.
    Nur das Halbdunkel, in dem alles

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