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1008 - Ein Computer spielt verrückt

Titel: 1008 - Ein Computer spielt verrückt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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der Superintelligenz zu resozialisieren. Sie begehen jede Gemeinheit, wenn Seth-Apophis sie dazu treibt, schrecken vor nichts zurück, haben keinerlei Skrupel. Aber nach der Tat, wenn sie ihren Auftrag erfüllt haben, sind sie keiner Unehrlichkeit und keiner Verfehlung fähig. Das haben Versuche gezeigt. Und warum das so ist, wissen wir bis heute nicht."
    Alja war über das Gehörte erschüttert.
    „Ich hätte nicht geglaubt, daß die Vorfälle in unserem Kontor von so weitreichender Bedeutung sind", sagte sie. „Aber wenigstens bekommt das Ganze einen Sinn. Bis jetzt war Alberts Versagen völlig unerklärlich. Glaubst du, daß die Vorfälle in den anderen drei Kontoren die gleiche Ursache haben?"
    „Unbedingt", sagte Kredo. „Beweise gibt es keine, aber es kann eigentlich nur Seth-Apophis dahinterstecken."
    „Aber wie ist es möglich, daß die drei anderen Kontore so glimpflich davonkommen, während wir in die Katastrophe schlitterten?" fragte Alja.
    „Es gibt eine Parallele, die dir nicht aufgefallen ist", sagte Kredo. „Du weißt, daß die Kosmische Hanse in ihren Kontoren verschiedene Computersysteme verwendet. Jene von Ayston, Gruumer und Waldemar sind jedoch vom selben Fabrikat wie Albert. Es könnte so sein, daß Seth-Apophis sich in den anderen Kontoren erst eingeschossen hat, bis sie die richtige Methode fand. Bei Albert hat sie dann voll eingeschlagen."
    Eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen, schließlich sagte Alja: „Nach allem, was ich von dir gehört habe, scheint wenig Hoffnung zu bestehen, das Kontor zu retten."
    „Noch ist nichts verloren", sagte Kredo. „Ich habe dich eingeweiht, damit du von jetzt an zielführende Maßnahmen treffen kannst. Es gilt zweierlei zu tun. Wir müssen nach den mutmaßlichen Agenten suchen und sie entlarven. Wenn es uns gelingt, sie in die Enge zu treiben, dann wird Seth-Apophis wenigstens von ihnen ablassen, so daß sie kein weiteres Unheil mehr anrichten können. Und wir müssen herausfinden, welche Waffe Seth-Apophis auf Mardi-Gras eingesetzt hat, um das Computersystem zu stören."
    „Glaubst du, das Kontor retten zu können?" fragte Alja.
    „Ich weiß es nicht", gestand Kredo. „Aber wenn es uns gelingt, diese Waffe zu entschärfen, könnten wir andere Kontore retten."
     
    *
     
    Sanja Barony war die Leiterin des Kindergartens, aber sie hatte keinerlei Beziehung zu Kindern. Zumindest war das bis vor kurzem so gewesen.
    Sie hatte ihr Diplom in Pädagogik und Psychologie mit Auszeichnung bestanden. Aber das sagte nichts darüber aus, ob sie Kinder auch mochte und bereit war, sich in ihre Psyche hineinzudenken. Sie hatte ihre Prüfung vor einem Computer abgelegt, der sie als Erzieherin qualifizierte, aber in ihre Seele hatte der Computer nicht blicken können.
    Sanja hatte ihr Ich eingemauert, sich mit einem Wall von pädagogischen und psychologischen Lehrsätzen umgeben, kehrte Geduld und Verständnis nach außen und zeigte Pflichtbewußtsein.
    In ihrer Disziplin, der Behütung und Betreuung von fremden Kindern, war sie ohne Fehl und Tadel. Doch das war Routine, die man lernen konnte. Liebe und Verständnis dagegen waren keine erlernbaren Disziplinen, diese Gefühle offenbarten sich an Kleinigkeiten, die man mit Computern kaum messen konnte - oder zumindest konnte man in dieser Beziehung einem Computer leicht etwas vormachen und selbst gegenüber Menschen etwas heucheln, was gar nicht da war.
    Auch darin war Sanja Meisterin, sie hatte ihr Psychologie-Diplom ja mit Auszeichnung gemacht. Und sie war so gut in dieser Disziplin, daß sie sich selbst etwas vorlog und glaubte, einen Draht zu Kindern zu haben und sie zu mögen.
    Das ging bis zu jenem Tag gut, als die Symens den Notstand über das Kontor verhängte und die Computeranlage des Kindergartens versiegeln ließ.
    Und da war Sanja plötzlich auf sich allein gestellt. Es war, als hielte ihr das Schicksal einen Spiegel vors Gesicht, als schminke es ihr die Maske der „guten, fürsorglichen Tante" ab. Dahinter kam nackte Hilflosigkeit zum Vorschein.
    Denn trotz des Notstands brachten die Kontorbediensteten weiterhin ihre Sprößlinge in den Kindergarten, und da sie nun stärker eingesetzt waren als früher, lieferten mehr Eltern ihre Kinder für länger bei ihr ab.
    Waren es früher fünfzig Kinder gewesen, die Sanja zu betreuen gehabt hatte, so stieg nun ihre Zahl zu manchen Zeiten um ein Drittel. Es waren Kinder von Terranern darunter, Riesenexemplare von drei- bis siebenjährigen Ertrusern,

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