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1009 - Kometen-Geister

1009 - Kometen-Geister

Titel: 1009 - Kometen-Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Nachbar hielt sich nicht mehr bei ihnen auf. Er war wieder gegangen, und das sah der Junge als gut an.
    Es war nicht mehr viel Zeit. Er spürte es. Das war wie eine Botschaft, der er nicht entkommen konnte. Drake lag bereits auf der Lauer. Er hatte es leider noch nicht geschafft, sich zu zeigen, aber das würde sich ändern.
    Brian fuhr mit der Zunge über die trockenen Lippen. Sie waren ebenso trocken wie die Kehle. Er sehnte sich nach einem Schluck Saft. Nur traute er sich nicht, aufzustehen und etwas zu trinken zu holen. Er mußte im Schlafzimmer bleiben.
    Etwas wischte über den Boden. Ein dünnes Etwas, beinahe wie eine Schlange oder ein Faden.
    Rauch aus der Tiefe.
    Drake kam.
    Brian lächelte plötzlich. Es war so spannend geworden. Er konnte mit den Toten sprechen, die gar nicht tot waren, wie man ihm immer gesagt hatte.
    Sie krochen hervor.
    Immer mehr, immer stärker. Aus den Ritzen zwischen den Bohlen stiegen sie auf. Zitternde Gestalten, die soviel Druck bekamen, daß sie in die Höhe steigen konnten und auch einen bestimmten Weg einschlugen. Sie wollten ihn.
    Wie feine Arme wehten sie heran. Wie zittrige Hände, wie ein Gespinst, das immer dichter wurde und auch allmählich eine bestimmte Form annahm.
    So sahen Menschen aus.
    Brian staunte nur. Er saß auf dem Bett, hielt den Mund offen und konnte nur staunen.
    So also sah ein Engel aus.
    Der Engel aus Staub, der zudem einen Brandgeruch ausstrahlte. Brian lächelte. Er stand unter einem Zwang, er streckte dieser Rauchgestalt die Arme entgegen, als wollte er sie auf eine besondere Art und Weise begrüßen.
    Und der Engel aus Staub verstand.
    Er wehte auf Brian zu.
    Der Junge schloß die Augen.
    Plötzlich fühlte er sich glücklich…
    ***
    Carol Simmons hatte die Tür hinter mir geschlossen. Danach überholte sie mich mit schnellen Schritten und deutete auf eine offene Whiskyflasche und auf zwei Gläser. In einem schimmerte die goldbraune Flüssigkeit. »Ich mußte einfach einen Schluck trinken«, sagte sie leise und bekam einen roten Kopf, als würde sie sich schämen. »Das mache ich sonst nie, aber heute ging es einfach nicht anders. Möchten Sie auch einen Drink, John?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das ist zwar nett gemeint, ich lehne trotzdem ab. Es ist noch ein wenig früh. Später bestimmt.«
    Carol nickte und senkte den Kopf. In dieser Haltung blieb sie auch, als sie sprach. »Es tut mir so leid, daß ich Ihnen den Urlaub verdorben habe.«
    »Unsinn, Carol! Sie haben mir nichts verdorben. Erst recht nicht den Urlaub.«
    »Aber Sie sind doch hergekommen, um sich zu erholen.«
    »Ja, das schon.«
    »Und jetzt stecken Sie mit beiden Beinen tief in einer Sache, die es gar nicht geben kann oder darf. Da fehlt es doch einfach an Erklärungen. Das ist verrückt.«
    »Stimmt.«
    »Und Sie nehmen das so gelassen hin?«
    Ich lächelte. »Warum nicht? Ich sage Ihnen nur, Carol, daß ich es gewohnt bin. Ich habe tagtäglich mit übersinnlichen Phänomenen zu tun. Das können Sie mir glauben.«
    Nein, sie glaubte mir nicht. Das sah ich ihr an, als sie in mein Gesicht blickte. »Ich finde es trotzdem toll, wie Sie mir Mut machen, John. Ja, das finde ich gut.«
    »Okay, dann werden wir mal nachsehen, was Brian macht.«
    Sie stimmte mir zu, ging aber noch nicht vor zur Schlafzimmertür. Das überließ sie mir. Ich hatte die Tür noch nicht erreicht, als sie von innen aufgezogen wurde. Nicht sehr schnell, auch nicht langsam oder vorsichtig, sondern normal.
    Brian erschien auf der Schwelle.
    Er blieb dort stehen. Er war nicht nur bleich, er sah sogar totenblaß aus, so daß Carol, die hinter mir stand, plötzlich aufschrie. Ich drehte mich nicht um, sondern konzentrierte mich auf den Jungen, der sicherlich nicht grundlos gekommen war. Mir gefielen auch seine Augen nicht. Sie waren zwar nicht ohne Ausdruck, aber sie sahen aus, als würden sie ihm nicht gehören.
    Fremde Augen, andere Augen…
    Ich bekam Angst um den Jungen. Carol wollte an mir vorbei und auf Brian zulaufen, wurde aber von mir festgehalten. »Nicht, warten Sie!« zischte ich ihr zu.
    Die Frau blieb stehen. Sie zitterte. Ihr Sohn aber beachtete sie nicht. Er starrte ins Leere, oder schaute er mich an? So genau fand ich das nicht heraus, aber er sprach, denn er hatte gesehen, daß ich auf ihn zukommen wollte. Zudem hob er noch den rechten Arm an und streckte mir die Hand entgegen.
    »Wir sind wieder da. Wir alle sind zurückgekehrt. Wir haben unsere Welten verlassen. Wir sind die Engel aus Staub.

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